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Neue Potenziale an der Hauptstraße

Für das frühere Café Hofmair gibt es Bistro-Pläne - Wiederbelebung historischer Details

Das Café Hofmair war in Tutzing über ein halbes Jahrhundert einer der bekanntesten gastronomischen Betriebe. Heute ist das Café Erin in dem markanten Gebäude an der Hauptstraße ein beliebtes Geschäft. Jetzt plant die nächste Generation der Eigentümerfamilie eine Neugestaltung zu einem Bistro. Verena und Sebastian Goslich wollen das charmante Bauwerk aus dem Jahr 1913 erhalten, innen sanieren und rückwärtig mit einem Anbau für private Zwecke erweitern. Das Konzept verdeutlicht auch neue Potenziale, die sich mit der Umgestaltung der Tutzinger Ortsdurchfahrt und der Sanierung der Hauptstraße ergeben.

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Eine historische Aufnahme des Café-Gebäudes auf einer alten Ansichtskarte © Projektbeschreibung von Verena und Sebastian Goslich

Der Bau- und Ortsplanungsausschuss des Gemeinderats hat am Dienstag eine Voranfrage für diese Konzeption befürwortet. Ein zweigeschossiges Einfamilienhaus könnte auf längere Sicht im hinteren, westlichen Bereich des Grundstücks, neben der Schmiedgasse, hinzukommen. Nicht gewünscht ist von den Eigentümern eine grenzüberschreitende Bebauung zusammen mit dem Nachbarn auf südlicher Seite, für die sich Stadtplaner Prof. Florian Burgstaller ausgesprochen hatte. Klärungsbedarf gibt es noch wegen der Erschließung und der erforderlichen Stellplätze. Da in diesem Bereich alles recht eng ist, lehnte der Ausschuss bisher vorgeschlagene Lösungen mit Zufahrten von der Schmiedgasse und von der Hauptstraße zu einer Tiefgarage ab, so dass weitere Überlegungen erforderlich sind.

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Die dritte Familiengeneration übernimmt den Betrieb

Einst befand sich an dieser Stelle ein Limonadenstandl. 1913 ließ der Konditor Georg Dreher das Haus mit dem Anbau zur Hallberger Allee hin errichten. 1928 erwarb der Konditor Hans Hofmair das Gebäude. Er war auch lange Gemeinderat und Vizebürgermeister. Über zwei Familiengenerationen führten erst er und seine Frau Christine, anschließend sein Sohn Hans Hofmair und dessen Frau Margarete das Café mit Konditorei. Mitte der 1980er Jahre wurde der Betrieb verpachtet, zunächst an Franz Clement, der heute im Bernrieder Bahnhof mit speziellen Pralinen unter dem Namen „Chococult“ bekannt ist, später an die Bäckerei Höflinger und schließlich seit 2006 an Ümüt Erin. Der Vertrag mit dem derzeitigen Pächter läuft zur Jahresmitte aus. Mit der neuen Planung übernimmt wieder die Eigentümerfamilie den Betrieb - nach einer Pause also die dritte Familiengeneration.

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Mit großen Schiebetüren soll der Gastraum zum Außenbereich hin geöffnet werden. Das Bild verdeutlicht die Planung an der Hauptstraße (re.) und der Hallberger Allee (vorn) nur skizzenhaft, das alte Gebäude soll erhalten bleiben. © Projektbeschreibung von Verena und Sebastian Goslich

Bürgermeisterin Greinwald: „Ein Gewinn für Tutzing“

Bürgermeisterin Marlene Greinwald hat das Konzept im Bauausschuss als „Gewinn für Tutzing“ bezeichnet. Verena und Sebastian Goslich wollen künftig in ihrem Bistro und auch zum Mitnehmen „die Vielfalt der internationalen Küchen“ anbieten. Es soll Frühstück, Mittagstisch, Kaffee und Kuchen geben, donnerstags bis samstags auch Abendessen und Drinks.

Das originale Aussehen des Cafés soll nach der Konzeption wieder hergestellt, die Außenansicht verschönert werden. Viele historische Details sollen herausgearbeitet werden. Auf der Süd- und Ostseite soll es Sitzmöglichkeiten geben. Mit großen Schiebetüren soll der Gastraum zum Außenbereich hin geöffnet werden, so dass man sich im Sommer auch gut im Innenraum aufhalten kann.

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Mit der Umgestaltung der Ortsdurchfahrt und der Verbreiterung des Gehwegs ergeben sich neue Potenziale. Vorn die Hauptstraße, hinten die Hallberger Allee, in die das Auto einbiegt © Projektbeschreibung von Verena und Sebastian Goslich

Neue Aufenthaltsqualität an der Hallberger Allee

Im Süden soll an der Kreuzung Hauptstraße/Hallberger Allee eine kleine Terrasse entstehen. Innen und außen sind jeweils 20 Sitzplätze vorgesehen. Auf dem Gehweg vor dem Gebäude würden die künftigen Betreiber gern einige Tische aufstellen. Mit der Umgestaltung der Tutzinger Ortsdurchfahrt ergeben sich, wie dieses Beispiel zeigt, neue Möglichkeiten für das Ortsleben. Eine Verbreiterung des Gehwegs bei der Sanierung der Hauptstraße soll einen Platzcharakter schaffen, so dass sich weitere Nutzungspotenziale eröffnen. Der Anbau des Gebäudes soll auch äußerlich optisch aufgewertet werden. „Ein einheitlicher Putz sowie eine Wandbegrünung und die ursprünglich in den Umgestaltungsplänen der Gemeinde eingezeichneten Bäume an der Ostseite begünstigen die Aufenthaltsqualität im Bereich der Hallberger Allee zusätzlich“, so die Bauwerber. Dies werte das Erscheinungsbild des Ortes bei der Ortseinfahrt von Süden auf, und auch die vorgesehene „Fußgänger-Achse Bahnhof-See“ werde unterstützt.

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Kommentare

Sehr geehrter Herr Tscherning,

Sie haben völlig Recht, dass die ortsbildprägende, historische Bausubstanz geschützt werden muss und genau deswegen ist es unser Anliegen, nicht nur das Bestandsgebäude zu restaurieren, sondern sogar alte historische Details wieder herzustellen, die mit Umbaumaßnahmen in den letzten 30 Jahren verloren gingen.

Die Visualisierungen im Artikel sind, wie auch in den Bildunterschriften beschrieben wurde, skizzenhafte Darstellungen, die den Gastbereich auf dem zukünftig breiteren Gehweg zeigen sollen. Das alte Gebäude und auch das alte Dach werden nicht verändert.
Die neuen großen Schiebetüren sind die einzige geplante äußerliche Veränderung. Diese sollen den alten Anbau Richtung Hallberger Allee aufwerten, der im Übrigen - wie auf dem Titelbild erkennbar - im jetzigen Zustand nicht dem historischen Original entspricht.
Art. 1 BayDSchG: Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.

Mir ist unverständlich wie mit der ortsbildprägenden, historischen Bausubstanz im Bereich der Hauptstraße in letzter Zeit umgegangen wird.

Ich würde mir wünschen, dass bei den Beschlüssen auch die Aspekte des Denkmalschutzes einfließen. Oder ist dafür eine Änderung der Ortssatzung notwendig ?

Die Visualisierung lässt leider keinen denkmalgerechten Umgang mit dem schützenswerten Bestand erkennen.

Wohlgemerkt wird das Gebäude, wie so viele andere historische und gut erhaltene Gebäude in Tutzing auch, nicht in der bayerischen Denkmalliste geführt.
(Bearbeitet)
Ich kann mich Katharina Luchners Worten nur anschließen. Hoffentlich bleiben Herr Erin und seine Familie uns in Tutzing erhalten!
Vielleicht ist das hier der falsche Ort (denn natürlich wünsche ich auch allen „neu Beginnenden“ gutes Gelingen), aber ich möchte Herrn Erin und seiner Familie danken für all ihre Freundlichkeit, Kompetenz und Herzlichkeit in so vielen Jahren! Ob sie uns wohl in Tutzing erhalten bleiben? Das fände ich sehr schön!
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