„Der Laden“ schließt

Ist es tatsächlich so, dass Geschäfte, die Produkte für höhere Preise verkaufen, von ignoranten Halsabschneidern betrieben werden? Wenn das so wäre, könnte man sich zumindest darüber freuen, dass die Welt schön einfach zu verstehen ist. Aber leider präsentiert sich die Wirklichkeit erheblich komplizierter und gibt es in der Regel mehr Wahrheiten als nur eine.
Rossmann und Müller sind deshalb preiswerter als unser Schreibwarenladen, weil diese Mega-Konzerne zum Beispiel von den linierten Heften der zweiten Grundschulklasse deutschlandweit (die Zahl steht nur für die Größenordnung) 300.000 Stück beim Brunnen-Verlag bestellen und nicht 100 wie der Herr Stadler. Die Mieten sind pro Quadratmeter deutlich niedriger, und dasselbe gilt auch für die Personalkosten. Außerdem verdienen Müller/Rossmann nicht mit diesen Heften ihr Geld, sondern mit überteuerten Limonaden, Süßigkeiten, Modeschmuck und dergleichen mehr. Bürowaren stellen nur ein Lockmittel dar, um Eltern mit Kindern zu den Süßigkeitenregalen zu locken.
Für Herrn Stadler gibt es diese Mischkalkulation nicht. Seine ganze Verkaufsfläche ist voller Dinge, die er für hohe Preise in niedrigen Stückzahlen einkaufen und mit deutlich geringerer Gewinnmarge weiter verkaufen muss. Dafür bietet er Beratung und hat nicht nur ein Exemplar der Postkarte/Schmuckpapier/Kartonage/Spezialstift vorrätig, sondern davon gleich mehrere. Er macht bereitwillig Sonderbestellungen, man kann den Füller/Stift auch ausprobieren und ihn fragen, wie sich das Papier im Drucker verhält. Schade, das Geschäft wird hier wirklich, wirklich fehlen.

Stefania, mit meinem gestrigen Beitrag habe ich meine Meinung zum Ausdruck gebracht, wohl nicht allgemein verständlich. Eine Familie mit vier Kindern muss ihr Haushalts-Budget sicher sorgsam einteilen, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Da ich ja nur die Schnauze halten soll, also noch schreiben kann, werde ich dumme Person hiermit gegen diese Frechheit protestieren und diesen Kommentar einfach als Beitrag einer unreifen Göre werten, die wohl zu oft der Hafer juckt. Ich bedauere es sehr, dass dieses Geschäft schließt und bin überzeugt, dass es noch eine ganze Menge mehr "dümmere" wie mich gibt, die den lokalen Handel unterstützen, weil sie Fachkompetenz schätzen und das Angebot der Discounter eben auch kritisch sehen, übrigens hat man schon immer gesagt, über Dummheit lässt sich nicht streiten.!.

Ich glaube, da sollte sich jeder selbst die Frage stellen, ob er diese Läden in der Vergangenheit unterstützt hat, oder mit seinem Einkaufsverhalten nicht zu einer solchen Entscheidung beigetragen hat.

Das ist wirklich ein herber Verlust. Man muss befürchten, dass in Tutzing mittelfristig an Geschäften noch Bankfilialen, Immobilienmakler und Supermarkt-Ketten übrig bleiben. Während der restliche Bedarf von Amazon-Robotern und -Drohnen vor der Haustür abgestellt wird. Keine schöne, und wenn es so weiter gehen sollte, ist das auch keine allzu ferne Dystopie. Es wird Zeit für ein klares und visionäres Ortsentwicklungsprogramm.

TUTZING - adieu mon amour