
Agambir Singh Gujrel studiert Architektur in seiner indischen Heimat. Als es um ein Praktikum im Ausland ging, interessierte er sich für Tätigkeiten in New York, in Singapur und in Shanghai - und entschied sich dann für Tutzing. Warum? Im Internet hatte er nach in Frage kommenden Architekturbüros Ausschau gehalten. Dabei war er auf das Büro von Jochen Twiehaus gestoßen und bei dieser Gelegenheit auch auf ein Luftbild der Gemeinde mit dem See, das ihn sofort faszinierte.
Twiehaus wiederum war von den Arbeitsproben beeindruckt, die ihm der 22 Jahre alte Inder schickte. So waren sich die beiden schnell einig, und seit ein paar Wochen arbeitet Agambir Singh Gurjel in dem Tutzinger Büro. Das achte und das neunte Semester seines Studiums verbringt er in Tutzing. „Die City ist sehr schön“, schwärmt er. Er mag die Menschen in dieser Gegend und den See.
Unterkunft bei einer Tutzinger Familie wäre willkommen
Gern würde er für beispielsweise vier Wochen bei einer Familie in Tutzing unterkommen, auch für Gegenleistung in Form von Hilfe im Haushalt. Auch nach München fährt er immer wieder, wo er Kontakte zu Landsleuten hat. Aber in Tutzing, sagt er, gefällt es ihm besser als in der großen Stadt.
Im Büro von Twiehaus hat er sich schon gut eingearbeitet, und mit den Kollegen kommt er gut zurecht. In Indien betreibt sein Vater ein Unternehmen für Kunststoffteile, seine Mutter ist Innenarchitektin. Eine Rückkehr nach Deutschland, wenn er sein Studium an der Chitkara University beendet hat, schließt er nicht aus.

Internationalität gewinnt an Bedeutung
Für Twiehaus wird die Internationalität immer wichtiger. Er arbeitet mit anderen Architekturbüros in Europa zusammen und zeigt sich auch an weiteren Mitarbeitern auch aus dem Ausland interessiert. Aus Italien oder Spanien beispielsweise erhält er immer wieder mal Bewerbungen, wie er erzählt. An der Qualifikation vieler junger Architekten zweifelt er nicht: „Die Jungs sind alle gut.“ Sie seien auch sehr schnell und kreativ im Umgang mit der modernen Technik.
Der Umgang mit den technischen Methoden ist laut Twiehaus ohnehin kein Problem: „Die Programme sind weltweit die gleichen.“ Viele von ihnen stammen aus den USA, andere aus Deutschland. Schwieriger sei es mit den hiesigen Bauvorschriften: Die seien in keinem anderen Land so anspruchsvoll wie in Deutschland. Eine wichtige Rolle spielen dabei nach seinen Worten die klimatischen Verhältnisse: Die Gebäude müssten im Winter und im Sommer alles überstehen.
Beeindruckt von der Lebensdauer alter Bauwerke
Agambir Sing Gurjel ist sichtlich beeindruckt von der hiesigen Region und gerade auch von alten Gebäuden am Starnberger See, die ihm Twiehaus gezeigt hat, darunter die Villa von Miller in Niederpöcking. Einige dieser Bauwerke stammen aus dem 19. Jahrhundert, eines ist 200 Jahre alt. „Und es steht immer noch“, staunt der Inder: „So etwas gibt es in Indien bei normalen Häusern nicht."
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