Eigentlich hat nur ein neues Geschäft geöffnet. Aber was da am Donnerstag im Tutzinger Einkaufszentrum an der Lindemannstraße geschah, war viel mehr. In den oberen Stockwerken, über dem früheren Tengelmann und heutigen Edeka, hatten große Räume über Jahre leer gestanden. Aber auf einmal ging dort die Post ab. Der neue Rollsteig brachte pausenlos Menschen in die Höhe. Das lag am neuen dm-Drogeriemarkt, aber auch ganz besonders an einer Aktion, die die Besucher geradezu magnetisch anzuziehen schien: Der Tutzinger Claus Piesch setzte sich in seiner Funktion als Mitglied des TSV Tutzing um 16 Uhr an eine der Kassen und zog eine Stunde lang die Waren der Kunden über den Scanner. Aber der Andrang war so groß, dass noch eine weitere Kasse geöffnet wurde - und auch an ihr nahm einer vom TSV Platz: Mark Habdank, der Vorsitzende.
Die Einnahmen aus dieser Zeit, das hatten die Marktleiter zuvor versprochen, waren für den Verein gedacht. Dessen Verantwortliche hatten zuvor unter ihren Mitgliedern kräftig auf diese Initiative aufmerksam gemacht, um sie zum Kauf in dieser Stunde zu bewegen. So wurde der Andrang immer größer, die Warteschlange an den Kassen wurde immer länger, sie zog sich durch den halben 660 Quadratmeter großen Markt, zu dessen elfköpfiger Belegschaft noch weitere Helfer aus Kempten im Allgäu geholt worden waren. Sogar Filialleiterin Alexandra Lock packte mit ein.
Mark Habdank und Claus Piesch kassierten, was das Zeug hielt. Neben jedem von ihnen stand ein Mitarbeiter des Marktes, um die Arbeit zu unterstützen, aber soweit zu erkennen war, lief bei beiden alles wie geschmiert - als hätten beide noch nie etwas anderes getan als kassiert.
„Eigentlich dachte ich, wir üben vorher ein bisserl“, sagte Piesch, „aber dazu sind wir gar nicht gekommen.“ Die Kassierer vom Verein wurden quasi ins Tiefe geworfen. Und sie machten ihre Sache so gut, dass eine Mitarbeitern, die nebendran einpackte, anerkennend bemerkte: „Ich hab schon Schlechtere gesehen.“ Dabei ging dem Juristen Habdank die ganze Zeit eine lateinische Weisheit seines Berufsstandes nicht aus dem Kopf, wie er später erzählte: „Iudex non calculat“ - der Richter rechnet nicht. Damit ist nicht etwa gemeint, dass Rechtsgelehrte nicht rechnen können, sondern dass sie sich ihr Urteil durch Überzeugungskraft, nicht durch Erbsenzählerei bilden.
„Sie dürfen gern wiederkommen“, forderte sie Ulrich Brenner auf, der für 21 oberbayerische dm-Märkte der Gebietsverantwortliche ist. Kleinlich mit den Zahlen war schließlich auch dm nicht. In der einen Stunde mit den beiden Vereinskassierern betrugen die Umsätze 3847,22 Euro - und das Unternehmen rundete den Betrag auf 5000 Euro auf. Für den TSV Tutzing ist das viel Geld. So war allen gedient: dem Verein, dem Unternehmen, das mit dieser Aktion kräftig auf sich aufmerksam gemacht hat, und vielen Tutzingern, die den neuen Markt schnell auch als weiteren Kommunikations-Treffpunkt erkannt haben.
Fast der komplette TSV-Vorstand war nach der Aktion bei der Scheckübergabe dabei. Von links die stellvertretende Vorsitzende Karin Goslich, der Vorsitzende und "Kassierer" Mark Habdank, der dm-Gebietsverantwortliche Ulrich Brenner, die Tutzinger dm-Filialleiterin Alexandra Lock, TSV-Mitglied und "Kassierer" Claus Piesch und der "richtige" Kassierer im TSV-Vorstand, Andreas Hollwich.
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