Von vorOrt.news

Teil des früheren Roche-Geländes verkauft

Es ist ein Aufbruch und gleichzeitig eine Rückkehr nach Tutzing: Ein Teil des ehemaligen Tutzinger Roche-Geländes ist verkauft worden - und zwar an das Software-Unternehmen Lobster. Bis vor ein paar Jahren war Lobster bereits in Tutzing ansässig gewesen, dann 2012 nach Starnberg und 2014 nach Pöcking in die „Villa Austria“ der Familie Habsburg umgezogen.

Unternehmensgründer war auch schon Vorsitzender des Tutzinger Tennis-Clubs

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Einst stand an dieser Stelle das weithin bekannte Hotel Simson - hier auf einem Plakat, das 2017 auf der Ausstellung "Von Dutcingun bis Tutzing" von KulturArt am See gezeigt wurde © L.G.

Nach Informationen von vorOrt.news hatte auch ein anderer Standort in Pöcking zur Wahl gestanden, bevor sich Lobster dann doch für Tutzing entschieden hat. Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler soll darüber nicht sehr erfreut sein.

Gründer und Miteigentümer von Lobster ist Dr. Martin Fischer. Er ist in Tutzing kein Unbekannter. Bis 2011 war er Vorsitzender des Tutzinger Tennis-Clubs.

Die Projektentwickler ehret + klein aus Starnberg haben an Lobster nach eigenen Angaben ein 2300 Quadratmeter großes Grundstück an der Ecke Bahnhofstraße/Bräuhausstraße verkauft.

Über den Kaufpreis werden keine Angaben gemacht. Auf dem Grundstück ist ein teils drei-, teils vierstöckiges Büro- und Geschäftsgebäude mit Tiefgarage genehmigt worden - das zweite auf dem Gesamtareal namens „Business Area Tutzing“, auf dem zunächst ein so genanntes Aparthotel gebaut werden soll. Es wird "Simson" genannt - nach dem einstigen Hotel gleichen Namens, das früher an dieser Stelle gestanden und Gäste von weit her angelockt hat.

Mit der Rückkehr nach Tutzing seit Jahren geliebäugelt

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Das neue Gebäude wird vom Gewerbekomplex "Foursite", der hier zu sehen ist, nur durch die Bräuhausstraße getrennt sein © L.G.

Schon bei seinem Umzug nach Starnberg hatte Fischer Interesse an einer Rückkehr nach Tutzing gezeigt. Mit seinem Unternehmen Lobster und etwa 100 Mitarbeitern nimmt sich Fischer eines zentralen Problems der IT-Welt an: Er bietet Lösungen für die Kommunikationsschwierigkeiten der unterschiedlichen Programme. Dass Daten schnell und korrekt ausgetauscht werden können, gilt sonst nicht immer als gewährleistet.

In der Fachwelt läuft diese Thematik unter Begriffen wie EDI (Electronic Data Interchange) oder EAI (Enterprise Application Integration). Etwa 1000 Unternehmen „mit steigender Tendenz“ sollen nach der neuen Mitteilung mittlerweile zum Kundenkreis von Lobster gehören.

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Erinnerungen an Boehringer Mannheim: Auch die verbliebenen Altbauten auf dem Gelände sollen abgebrochen werden © L.G.

"Ein wichtiger Entwicklungssschub für das gesamte Areal"

„Wir freuen wir uns sehr, dass wir mit Lobster ein wachstumsstarkes Unternehmen weiterhin im Landkreis halten können“, sagte Christoph Winkelkötter, der Geschäftsführer der für den Landkreis Starnberg zuständigen Wirtschaftsfördergesellschaft gwt, gegenüber vorOrt.news, und weiter: „Es zeigt sich, dass, wenn eine Kommune Gewerbeflächen anbieten kann, Ansiedlungen möglich sind.“ Zudem unterstreiche die Ansiedlung, dass der Landkreis „wirklich gute Standortfaktoren für starke und zukunftsorientierte Unternehmen“ biete, so Winkelkötter. Stefan Klein, geschäftsführender Gesellschafter von ehret+klein, bezeichnet es als „Glücksfall für die Gemeinde Tutzing“, dass Lobster diese Fläche erworben habe. Für die weitere Entwicklung des gesamten Areals werde dieser Kauf „einen wichtigen Entwicklungsschub geben“.

Vom weltweit bekannten Werk zur Industriebrache

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Die Neubauten in der Nachbarschaft stehen schon: Der "Hubert-Hupfauf-Platz" mit dem Gewerbekomplex "Foursite" (links), im Hintergrund das Ex-Roche-Gelände © L.G.

Das nun verkaufte Grundstück hat nach Angaben von ehret + klein ein Baurecht von 4100 Quadratmetern Bruttogeschossfläche Gewerbenutzung. Es ist, wie weiter mitgeteilt wird, Teil eines rechtsgültigen Bebauungsplans über 21 9000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche.

Auf dem Gesamtgelände hat über Jahrzehnte das Unternehmen Boehringer Mannheim ein weltweit bekanntes Werk betrieben, das ins Eigentum des Roche-Konzerns überging, als dieser Boehringer in den 1990-er Jahren übernahm. Jahrzehnte zuvor hatte Boehringer Mannheim mit dem Aufbau eines neuen Standorts in Tutzing geliebäugelt, doch daraus war nichts geworden. Das Unternehmen hatte daraufhin sein Werk in Penzberg aufgebaut, in dem heute mehr als 6000 Mitarbeiter beschäftigt werden. Nach der Übernahme von Boehringer Mannheim hat sich der Roche-Konzern später, was seine oberbayerischen Aktivitäten betrifft, ganz auf diesen Betrieb in Penzberg konzentriert und sich im Jahr 2001 von Tutzing komplett zurückgezogen.

Seitdem gab es verschiedene Planungen für neue Nutzungen des Areals, die alle nicht realisiert wurden. Nach und nach wurden einige der Altbauten abgebrochen, andere sind bisher noch stehen geblieben. Mehreren Unternehmen, die sich in diesen Gebäuden nach dem Auszug von Roche angesiedelt hatten, ist schon vor Jahren gekündigt worden. Während auf der Westseite der Bräuhausstraße mittlerweile etliche neue Wohn- und Gewerbegebäude errichtet worden sind, ist das ehemalige Roche-Gelände auf der Ostseite der Bräuhausstraße seit Jahren eine Industriebrache.

Die "Business Area Tutzing" soll aus fünf Gewerbebauten bestehen

Auch die aktuelle Planung zieht sich bereits seit Jahren hin. Die Baugrube für das geplante Aparthotel, das extravagant als Dreiecksbau geplant ist, wurde zwar schon vor einiger Zeit ausgehoben, doch sie ist mit Wasser vollgelaufen - gebaut wird dort bisher immer noch nicht. Begründet worden ist dies von den Verantwortlichen vor allem mit erheblichen Verzögerungen der Baugenehmigung durch das Landratsamt. Von dessen Seite sind hierzu keine offiziellen Angaben bekannt.

Im Gegensatz zum Landratsamt hat die Gemeinde Tutzing die beiden ersten neuen Bauten auf dem Grundstück dagegen schon längst befürwortet. Ob sich am Genehmigungsstand inzwischen etwas geändert hat, so dass mit den Bauten in absehbarer Zeit begonnen werden kann, oder ob es in dieser Hinsicht immer noch nichts Neues gibt, darüber werden in der neuen Mitteilung von ehret + klein keine Angaben gemacht.

Auf dem Gewerbeareal „Business Area Tutzing“ sollen insgesamt fünf Gewerbebauten errichtet werden. Zu den Kunden von ehret + klein gehören nach Angaben dieses Unternehmens „verschiedene europäische Family Offices und institutionelle Investoren“.

Quelle Titelbild: L.G.
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