Soll Tutzing ein belebter Ort sein, in dem es auch abends mal etwas lauter zugehen darf, oder soll Ruhe herrschen? Das ist eine echte Polarisierung. Wie sehr die Meinungen in dieser Hinsicht auseinander gehen, hat sich wieder einmal beim Sommerstraßenfest am 23. August auf der Kirchenstraße gezeigt. Das Fest war von der Gemeinde Tutzing bis 24 Uhr genehmigt, doch die Organisatoren vom Veranstaltungsverein Tutzing haben das Fest schon früher beendet, unter anderem, weil Beschwerden von Anwohnern wegen Lärmbelästigung eingingen. Schluss mit lustig Solche Probleme gibt es in Tutzing immer wieder. Das Nordbad beispielsweise muss aufgrund langjähriger Auseinandersetzungen mit einem Nachbarn um 22 Uhr schließen. Nach dem Sommerstraßenfest haben wir mit Tobias Wegl, dem Vorsitzenden des Veranstaltungsvereins, über die Problematik gesprochen.
"Wir machen das ja alle ehrenamtlich"
Wieviele Beschwerden gab es diesmal?
Tobias Wegl: Drei Beschwerden sind bei uns eingegangen.
Beim Veranstaltungsverein?
Tobias Wegl: Ja, wir verteilen in der Woche vor einem Fest immer Anwohnerzettel, da haben die Leute unsere Kontakte.
Manche hätten noch gern weiter gefeiert...
Tobias Wegl: 22 Uhr ist für mich okay. Es hängt auch immer vom Wetter und von der Stimmung ab. Wir könnten es auch bis 24 Uhr machen. Aber wir machen das ja alle ehrenamtlich. Wir haben noch genug Helfer. Diesmal waren es beim Straßenfest bestimmt 20 Leute. Es muss ihnen Spaß machen. Ich will mir den Ärger nicht antun, wenn sich die Leute aufregen und Briefe schreiben.
Ihr organisiert auch das Tutzinger Weinfest. Gab es da diesmal auch Beschwerden?
Tobias Wegl: Beim Weinfest war es in diesem Jahr vollkommen in Ordnung, da gab’s gar nichts. Im vorigen Jahr war es anstrengender, da gab es mehrere Beschwerden.
"Das Recht des Einzelnen wiegt mehr als das der Gesamtheit. Das ist ein gesellschaftliches Problem."
Beim Weinfest war das Ende später. Warum?
Tobias Wegl: Beim Weinfest ging es in diesem Jahr bis dreiviertel zwölf nachts. Der Unterschied ist, dass wir dort am nächsten Tag abbauen können. Auf der Kirchenstraße mussten wir das gleich machen.
Ihr sprecht von einem „Drahtseilakt, sowohl die Festbesucher als auch die Anwohner zufrieden zu stellen". Was wollen wir für Tutzing – einen belebten Ort oder komplette Ruhe?
Tobias Wegl: Wir haben in Tutzing sowieso nur drei große Veranstaltungen: das Weinfest, das Seefest und das Straßenfest. Diejenigen, die zu solchen Festen kommen, sind ja immer die Gleichen, die wollen es belebt. Aber andere wollen wahrscheinlich ihre Ruhe haben. Es ist auch ein bisschen ein Gesellschaftswandel. Das Recht des Einzelnen wiegt mehr als das der Gesamtheit. Das ist ein gesellschaftliches Problem.
Wie werdet Ihr Euch bei künftigen Festen verhalten?
Tobias Wegl: Vielleicht werden wir „Ende circa 22 Uhr“ auf die Plakate schreiben. Dann kann uns keiner auf die Minute festlegen. Dann räumt man schnell zusammen.
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Comments
-> Wenn ICH feiern will, ist ausgelassenes feiern angesagt; wenn ICH aber Ruhe will, hat Ruhe zu herrschen?
-> "Fremde" Autos in MEINER Straße & MEINER Nachbarschaft stören mich; obwohl ICH selbstverständlich auch ein Auto habe & nutze?
-> In meiner Freizeit möchte ICH etwas erleben und die Welt sehen; die Berge, die Seen, das Meer, bekannte Städte, usw. Wehe aber zu viele andere erfüllen sich genau die gleichen Wünsche?
-> ICH will in der Natur Freiheit erleben & entspannen, aber kann die Natur (Fauna & Flora) auch auf meine Achtsamkeit & meinen Respekt vertrauen?
Kurz:
Ich? ... ja selbstverständlich! ... Die Anderen? ... die sollen erst mal Rücksicht nehmen!
Derartige Beispiele kennen wir alle und noch viele mehr.
Aber manchmal sind WIR selbst eben bzw. leider auch Teil genau davon?
Das sind einige unserer eigene Dämonen.
Wenn wir unser Leben nicht von unseren Dämonen bestimmen lassen wollen, müssen wir sie jeweils bei uns selbst möglichst klein halten.
;-)) Ich wünsche uns allen - auch mir selbst - viel Erfolg dabei !!
Oder auch einen noch jungen Werner Schmidbauer
Tutzing gibt sich mit 3 Festen zufrieden wo dann auch nur bis max 22 uhr gefeiert werde darf. Wow welch ein Armutszeugnis.
Tutzing verkommt immer mehr zum schlafeort, Gratulation. Wenn ich mich recht erinnere gab es mal das berühmte Open Air im Kustermannpark ja das war laut aber man hat es hingenommen.
Aber heute wird sich sogar darüber beschwert wenn Krankenwagen, Feuerwehr oder Notarzt mit Sirene fährt.
Ich bin gespannt ob der alte Festplatz am Südbad wieder reaktiviert wird und falls ja ob dann dort gefeiert werden darf. Aber ich gehe davon aus eher nicht.