Gemeindeleben
21.3.2025
Von vorOrt.news

Seniorenbeirat wird Ende Juli berufen

Informationsveranstaltung im Juni - Die Gründung des Beirats hat sich als schwere Geburt erwiesen -

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Älter und jüngere Menschen in bestem Einvernehmen: Die beliebten, vom Jugendclub JM organisierten Weinfeste auf der Tutzinger Brahmspromenade locken Menschen jedes Alters an © L.G.

Drei Jahre nach der Wahl eines Jugendbeirats soll es nun in Tutzing auch einen Seniorenbeirat geben. Ziel sei es, im Herbst zu starten, sagte Bürgermeister Ludwig Horn gestern im Hauptausschuss des Tutzinger Gemeinderats. Bei einer Veranstaltung am 23. Juni um 17 Uhr im Roncallihaus soll es zu diesem Thema detaillierte Informationen geben. Am 29. Juli sollen die Mitglieder des Seniorenbeirats vom Gemeinderat bestellt werden. Bewerber können sich bis dahnin schriftlich oder unter einer eigens eingerichteten E-Mail-Adresse senioren@tutzing. de bei der Gemeinde melden.

Die Gründung des Seniorenbeirats hatte sich als schwere Geburt erwiesen. Auch in Kommentaren auf vorOrt.news wird kontrovers über dieses Thema diskutiert (siehe unten). Schon im April vorigen Jahres hatte der Gemeinderat auf Antrag der Seniorenreferentin Caroline Krug (ÖDP) mit knapper Mehrheit von 9 gegen 8 Stimmen die Gründung eines solchen Beirats sowie eine Satzung für ihn beschlossen. Dann aber kam es zu allen möglichen Bedenken. Im Januar dieses Jahres wurden neue Beschlüsse gefasst. Mit einer deutlicheren Mehrheit als beim ersten Mal wurde die Gründung des Seniorenbeirats bestätigt. Aber es gab Änderungen.

Nach Angaben von Caroline Krug gibt es inzwischen in acht Kommunen des Landkreises Starnberg Seniorenbeiräte, nämlich in Gauting, Gilching, Herrsching, Krailling, Seefeld, Starnberg, Wörthsee und ganz neu in Weßling. Ein Seniorenbeirat vertrete ehrenamtlich und unabhängig von Parteien-, Konfessions-, Verbands- oder Vereinszugehörigkeit die Belange der älteren Bürgerinnen und Bürger. Die Seniorenreferentin verwies auf Statistiken, nach denen 42 Prozent der Menschen in Tutzing über 56 Jahre alt sind. Seniorinnen und Senioren hätten spezifische Bedürfnisse: „Das zeigt sich in der Gestaltung des öffentlichen Raums, beim Wohnen oder der Gesundheitsversorgung.“

Schon im Monat nach dem ersten Beschluss im April 2024 war es zu kontroversen Diskussionen über dieses Thema gekommen. Eine der Überlegungen: Würde es überhaupt genügend Interessierte geben? Schließlich wurde auf Antrag der CSU ein Quorum von 100 Wahlberechtigten bei der Präsenzwahl des Beirats zur Voraussetzung erklärt. Krug kritisierte dies: „Leider hat sich der Gemeinderat durch die spontane Einführung eines Quorums nicht damit auseinandergesetzt, welche Hürden und Beschwernisse 25 % Schwerbehinderte und 25 % Seniorinnen und Senioren aus den Ortsteilen bei dieser Präsenzveranstaltung auf sich nehmen müssen“, schrieb sie enttäuscht in einem Änderungsantrag.

Grundlegende Debatte über die Notwendigkeit eines Seniorenbeirats

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Die Tutzinger Gemeinderätin Caroline Krug hat sich engagiert für einen Seniorenbeirat eingesetzt. Dabei hatte sie mit etlichen Bedenken zu kämpfen.

Um einen Ausschluss solcher Menschen, die nicht ein Wahllokal besuchen können, zu verhindern, setzte sich die Seniorenreferentin für eine Briefwahl statt einer Präsenzwahl ein. Wegen Problemen mobilitätseingeschränkter Menschen, in einen öffentlichen, barrierefreien Raum zu kommen, hatten Betroffene Bedenken geäußert. Im Tutzinger Zentrum gebe es keinen barrierefreien Saal, der für die Wahl geeignet wäre, wenn das Quorum deutlich überschritten würde. Mobilitätseingeschränkte und schwerbehinderte Seniorinnen und Senioren würden faktisch bei Präsenzwahlen benachteiligt und könnten an der Wahlveranstaltung nicht teilnehmen. Im Gemeinderat zeichnete sich aber keine Zustimmung zu einer Briefwahl ab, auch aus Kostengründen. Deshalb verzichtete die Seniorenreferentin schließlich darauf.

Im Januar dieses Jahres stand der Seniorenbeirat im Gemeinderat abermals zur Debatte – und trotz all der vorangegangenen Detaildiskussionen kam es noch einmal zu einer recht grundlegenden Debatte über die Notwendigkeit eines Seniorenbeirats. Anliegen der Senioren, so wurde argumentiert, könnten über die Seniorenreferentin an die Gemeindeverwaltung geleitet werden. Es werde keine Notwendigkeit gesehen, dies noch weiter zu institutionalisieren. Zudem könnten sich die Senioren auch in die bestehenden Strukturen der Gemeinde einbringen.

Eine Lösung zeichnete sich ab, als die Rathausverwaltung über ein Berufungsverfahren berichtete, für das sich andere Gemeinden entschieden hatten: Da werden Interessenten für den Seniorenbeirat gesucht, und der Gemeinderat beruft sie dann.

Schließlich wurde in der Januar-Sitzung ein dreigeteilter Beschluss gefasst: Die Gründung eines Seniorenbeirats wurde mit 14 gegen fünf Stimmen befürwortet. Ein Antrag, die bereits beschlossene Satzung mit einem Wahlverfahren unverändert zu lassen, wurde abgelehnt. Stattdessen wurde die Gemeindeverwaltung mit 13 gegen sechs Stimmen beauftragt, das Wahlverfahren in der Satzung zu einem Berufungsverfahren umzuändern.

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Kommentare

In der ersten Sitzung haben mehrere Ratsmitgliedern hinterfragt, welchen konkreten Mehrwert ein Seniorenbeirat für Tutzing hätte. Denn die Begründung des Antrags der ÖDP fiel zuvor eher emotional als rein sachlich aus. Mehrere Ratsmitglieder wiesen darauf hin, dass die bestehenden Gremien und die zahlreichen Tutzinger Institutionen die Belange für Senioren berücksichtigen. Sie fragten nach, wo es denn in Tutzing ein konkretes Defizit zu lösen gäbe. Eine klare Antwort auf diese Fragen blieb jedoch aus. Fakt ist, dass der in seiner aktuellen Form verabschiedete Tutzinger Seniorenbeirat ein politisches Gremium darstellt.

Der Tutzinger Gemeinderat beweist jedoch, dass er auch ohne zusätzliches Gremium notwendige Maßnahmen pragmatisch beschließt – wie etwa die Einrichtung der Stelle eines Quartiersmanagers (Initiative der ÖDP). Auch das Tutzinger Ehrenamt zeigt sich verlässlich aktiv. Ein schönes Beispiel für gemeindliche Zusammenarbeit: Das neueröffnete Kulturtheater bietet ein Seniorenkino. Die Leitung des Arbeitskreises 65+ der Katholischen Pfarrgemeinde St. Joseph und der Vorstand der Senioren-Union beleben dieses und ehrenamtliche Backengel sorgen für ein geselliges Beisammensein.

Wir brauchen (auch) für Senioren Initiativen und Entscheidungen, die mit Leben gefüllt sind, statt bloßer satzungsmäßiger Allgemeinplätze. Wir brauchen kein „Beiratsunwesen“, das demokratisch gewählte Institutionen verwässert. Und wir brauchen ein wachsames Auge zur Aufdeckung von Befangenheiten. Ein Interessenkonflikt würde sich beispielsweise in der Wahl des ÖDP-Vorsitzenden in den Vorstand des Seniorenbeirats ergeben.
Herr Schrettenbrunner liegt mE richtig. Im Gemeinderat sitzen bereits 8 Personen über 60, davon etwa die Hälfte über 65, von insgesamt 20. Mich, als Person über 70, kann dieses "Zuckerl" nicht beeindrucken. Ich werde diejenigen Kandidaten wählen, die mE einen vernünftigen, sozialen Ausgleich aller Generationen im Fokus haben. Dabei ist mir der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen das Wichtigste. Dieses Anliegen kann gerade auf kommunaler Ebene positiv beeinflusst werden.
(Bearbeitet)
Der Kommunalwahlkampf hat in Tutzing schon begonnen!
Senioren haben viele Stimmen.
Jugendliche dagegen keine.
Ein Zuckerl für die Senioren, kann da nicht schaden!
Nun geht es gar nicht so sehr um ihre oder meine Erwartungshaltung, Herr Vahsen. In der Politik geht es um Einfluss, Macht und Mehrheiten. Und, ich wiederhole mich: Die Machtbalance in Tutzing hat sich sehr deutlich und noch weiter zu Gunsten der Ü60-Generation verschoben.

Schlecht ausbalancierte Gemeinschaften sind weniger resilient, weniger leistungsfähig und in vielerlei Hinsicht gefährdeter.
Was erwarte ich mir von einem Seniorenbeirat?

Im Vordergrund eines Seniorenbeirats sehe ich vor allem die soziale Komponente statt einer primär politischen Funktion. Der Beirat dient als Anlaufstelle für ältere Menschen, fördert den Austausch und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und setzt sich für deren Bedürfnisse ein. Er stärkt die Gemeinschaft, unterstützt ehrenamtliches Engagement und trägt dazu bei, dass Senioren in der Gemeinde gut vernetzt und informiert sind.

Meine Ideen dazu:

Der Seniorenbeirat vertritt die Interessen der älteren Bürgerinnen und Bürger und setzt sich für ihre Belange ein. Seine Aufgaben umfassen unter anderem:

Beratung der Gemeinde
– Er bringt die Anliegen älterer Menschen in politische Entscheidungsprozesse ein.
– Er berät Verwaltung, Gemeinderat und Bürgermeister in seniorenspezifischen Fragen.

Interessenvertretung
– Er setzt sich für barrierefreie Infrastruktur, seniorengerechte Wohnungen und bessere Mobilitätsangebote ein.
– Er fördert die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen.

Öffentlichkeitsarbeit & Information
– Er organisiert Veranstaltungen, Vorträge und Sprechstunden für Senioren.
– Er informiert über Pflegeangebote, digitale Bildung und Freizeitmöglichkeiten.

Vernetzung & Zusammenarbeit
– Er arbeitet mit sozialen Einrichtungen, Wohlfahrtsverbänden und Seniorenorganisationen zusammen.
– Er fördert den Dialog zwischen den Generationen.

Förderung von Engagement & Teilhabe
– Er motiviert Senioren zur aktiven Teilnahme am Gemeindeleben.
– Er unterstützt ehrenamtliche Initiativen für ältere Menschen.


So in etwa meine Erwartungen. Bitte das aber keinesfalls als Bewerbung sehen. Nur meine Ideen als betroffener Oldie, um hier Konstruktives beizutragen.
(Bearbeitet)
Ich melde mich zum ersten Mal zu einer solchen Diskussion:
Persönlich liegen mir die Sorgen und Nöte von der älteren Generation mehr am Herzen, als das parteiliche Hick-Hack. Damit ist niemanden gedient. Vielmehr sollten Menschen sich für Menschen einsetzen und die Vielseitigkeit einer Gesellschaft - auch hier am Ort - pflegen. Ein Seniorenbeirat ist aus meiner Sicht dazu da, Problem-Felder oder Schwachstellen zu erkennen, aufzuzeigen und ggf. geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Und das unabhängig und selbstbestimmt und als Helfer unter Einhaltung von Gesetz und Ordnung für Senioren. Das gleiche gilt für den Jugendbeirat eben halt mit anderen Belangen. Denken Sie vielleicht einmal an Demenz, Behördengänge, Internetbetrug, Umgang mit digitalen Medien, digitale Haushaltshelfer, Schriftverkehr oder Behördengänge ect.
Lösungsansätze und Wege in Zusammenarbeit mit der Gemeinde umsetzen - das ist wichtiger als Parteien-Geschwätz.
Für was genau soll Ihre Liste jetzt ein Argument sein, Herr Vahsen? Wenn der Gemeinderat beschließt, "die besonderen Belange und Interessen der älteren Bürgerinnen und Bürger wahrzunehmen und zu fördern", dann betreibt er Politik. Das bedeutet, er kämpft um die Zuteilung knapper Güter – seien es finanzielle Mittel, Infrastruktur oder andere Ressourcen.

Die politische Arbeit dieses strukturell politischen Gremiums wird zwangsläufig Verlierer hervorbringen, und Verlierer wird die Minderheit der jungen Menschen sein. Denn deren politische Vertretung wird durch die Stärkung der Senioreninteressen noch weiter geschwächt. Ihre lange Liste von Satzungen lenkt lediglich davon ab, dass genau das der Kern des Problems ist.
Hier sind einige Beispiele für Satzungen von Seniorenbeiräten in Bayern:

Gemeinde Gröbenzell:
§ 1 Zweck
Der Seniorenbeirat der Gemeinde Gröbenzell hat die Aufgabe, die besonderen Belange und Interessen der älteren Bürgerinnen und Bürger wahrzunehmen und zu fördern. Er arbeitet unabhängig, parteilos, überkonfessionell und verbandsunabhängig. Die Mitglieder sind ehrenamtlich tätig.

§ 2 Aufgaben und Kompetenzen
Der Beirat unterstützt und berät den Gemeinderat sowie die Verwaltung in allen Bereichen der Seniorenarbeit. Er erstellt eigenständig Vorschläge, Anregungen und Stellungnahmen, die im Gemeinderat oder den zuständigen Ausschüssen behandelt werden.

§ 3 Zusammensetzung und Wahl
Der Beirat besteht aus bis zu 7 stimmberechtigten Mitgliedern und 2 Nachrückern. Wählbar sind Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahren, die seit mindestens 6 Monaten in der Gemeinde wohnen und nicht dem Gemeinderat angehören. Die Mitglieder werden in einer Seniorenbürgerversammlung vorgeschlagen und vom Gemeinderat für drei Jahre bestellt.



Stadt Herzogenaurach:
In der Satzung des Seniorenbeirats der Stadt Herzogenaurach wird der Beirat als überparteilich, überkonfessionell und verbandsunabhängig beschrieben. Er berät den Bürgermeister, den Stadtrat und die Stadtverwaltung in allen Seniorenangelegenheiten, insbesondere bei der Planung und Schaffung von Einrichtungen sowie der Förderung der Seniorenarbeit. Die Satzung definiert zudem die Zusammensetzung des Beirats und das Wahlverfahren.


Stadt Günzburg:
Die Satzung des Seniorenbeirats der Stadt Günzburg sieht vor, dass der Beirat den Stadtrat und die Verwaltung im Bereich der Seniorenarbeit berät. Die Amtsperiode beträgt drei Jahre. Die Satzung beschreibt die Zusammensetzung des Beirats, das Wahlverfahren und die Aufgaben der Mitglieder.


Stadt Bad Nauheim
§ 1 Zweck und Aufgaben
Der Seniorenbeirat vertritt die Interessen älterer Menschen in Bad Nauheim und berät die städtischen Organe als überparteiliches und überkonfessionelles Gremium. Er hat ein Vorschlagsrecht in allen Belangen, die ältere Menschen betreffen, und erstellt jährlich einen Tätigkeitsbericht.

§ 2 Mitglieder, Zusammensetzung und Bildung
Der Beirat besteht aus 9 Mitgliedern. Wahlberechtigt und wählbar sind alle Einwohnerinnen und Einwohner nach Vollendung des 65. Lebensjahres. Kandidaten werden von in der Seniorenarbeit aktiven Vereinigungen vorgeschlagen oder durch Unterstützung von mindestens zehn Wahlberechtigten benannt. Die Wahl findet alle vier Jahre als Briefwahl statt.

§ 3 Sitzungen
Der Beirat tritt mindestens viermal jährlich zusammen. In der konstituierenden Sitzung wählt er aus seiner Mitte eine Vorsitzende bzw. einen Vorsitzenden, zwei Stellvertreterinnen bzw. Stellvertreter sowie eine Schriftführerin bzw. einen Schriftführer.


(Bearbeitet)
Ein Jugend- und ein Seniorenbeirat sind keine Kaffeekränzchen oder Freizeitgruppen – sie sind politische Gremien. Sie agieren auf der Bühne der Macht, wo Interessen verhandelt und knappe Ressourcen verteilt werden. Wer das leugnet, ignoriert die Natur der Politik: Entscheidungen treffen heißt immer auch, Prioritäten setzen – und damit Gewinner und Verlierer schaffen.
Ein Seniorenbeirat sollte keinesfalls ein parteipolitisches Instrument sein, sondern sich ausschließlich auf die Belange der Seniorinnen und Senioren konzentrieren. Seine Hauptaufgabe ist es, die Interessen und Bedürfnisse dieser Gruppe in den politischen Entscheidungsprozess einzubringen. Der Seniorenbeirat sollte als unabhängiges Gremium agieren, das Vorschläge erarbeitet oder aufgreift, die der Gemeinderat dann prüfen und gegebenenfalls umsetzen kann.

Die Mitglieder des Beirats sind nicht an politische Parteizugehörigkeiten gebunden, und die Zusammensetzung des Gemeinderats bietet bereits ausreichend Vertretung der verschiedenen politischen Lager, um eine ausgewogene Filterung und Bewertung der Vorschläge zu gewährleisten. So wird sichergestellt, dass die Anliegen der Senioren nicht von parteipolitischen Interessen überschattet, sondern aus einer sachorientierten Perspektive betrachtet werden.







Der Gag mit der ach so programmatisch-christlichen CSU war echt nicht schlecht!
Oder um Petrus aus der G'schicht vom Brandtner Kasper zu zitieren: "De ham ja glei' so vui g'lacht ... D' Maria lacht no' ! "
So viel Humor hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.
(Bearbeitet)
Mir wäre ein parteipolitisch geprägter Seniorenbeirat – beispielsweise durch die CSU – deutlich lieber. Ein solcher Beirat wäre zusätzlich durch das Grundgesetz dem Ziel des Minderheitenschutzes verpflichtet. Dieses Ziel spiegelt im Übrigen auch ein zentrales Anliegen des Christentums und seines Namensgebers wider, das die CSU in ihrer Programmatik verankert hat.

Ein unabhängiger Seniorenbeirat hingegen verfolgt strukturell kein anderes Ziel als das, was bereits in seinem Namen steht: den größtmöglichen Vorteil für Senioren. Genau darin liegt der Unterschied. Während eine parteipolitische Bindung durch übergeordnete Werte wie Gerechtigkeit und Minderheitenschutz moderierend wirken kann, fehlt einem unabhängigen Gremium diese Verpflichtung.
Ich halte den Seniorenbeirat für eine gute und sinnvolle Einrichtung – vorausgesetzt, er vertritt die Interessen der Senioren unabhängig von jeglicher politischer Gruppierung. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob das wirklich gegeben sein kann, wenn Funktionäre verschiedener Parteien für den Beirat kandidieren. Hier könnte man annehmen, er wird als Instrument gesehen, eigene parteipolitische Ziele umzusetzen. Und gerade das sollte er nicht.
Sie schreiben, lieber Herr Neuner, dass die Belange des Jugend- und des Seniorenbeirats nicht in Konkurrenz stehen und sich gegenseitig bereichern könnten. Als erstes Ziel des Seniorenbeirats nennen Sie jedoch die "politische Vertretung seniorenspezifischer Belange", gefolgt von "seniorengerechter Infrastruktur" und "medizinischer Infrastruktur". Diese Zielsetzungen sind zweifellos legitim, aber sie verdeutlichen auch die politischen Interessen des Gremiums.

Politik ist definitionsgemäß der Raum, in dem über die Verteilung knapper Ressourcen entschieden wird – seien es finanzielle Mittel, Rechte oder Mitbestimmungsmöglichkeiten. Da diese Ressourcen begrenzt sind, bedeutet jede Entscheidung zugunsten einer Gruppe zwangsläufig, dass weniger für andere zur Verfügung steht. Wenn der Seniorenbeirat erfolgreich Mittel für eine seniorengerechte medizinische Infrastruktur einfordert, wird dieses Geld nicht für jugendspezifische Projekte wie zum Beispiel das seit Jahren überfällige Jugendzentrum bereitstehen können.

Ihr Versuch, dieses Konkurrenzverhältnis zu leugnen oder durch ein vermeintliches gegenseitiges Profitieren zu relativieren, blendet den Kern politischer Prozesse aus. Politik ist immer auch Interessensausgleich – und damit unvermeidlich von Konflikten geprägt. Der Seniorenbeirat ist ein politisches Gremium, das die Interessen einer Gruppe vertritt und deren Einfluss sichern soll. Dies ist besonders relevant in einer Gemeinde wie unserer, in der ältere Bürger eine deutliche Mehrheit stellen und damit ohnehin einen strukturellen Vorteil haben.

Indem Sie das Konkurrenzverhältnis ausklammern, verfehlen Sie eine ehrliche Auseinandersetzung mit der politischen Realität.
Ich setze mich für einen Seniorenbeirat ein, da ich der Meinung bin, dass strukturelle Verbesserungen nicht nur Senioren, sondern auch allen andere Menschen zugute kommen. (Besserer ÖPNV, Nahversorgung etc.). Jugend - und Seniorenbeirat stehen m. E. dabei nicht in Konkurrenz, sondern können voneinander profitieren und gemeinsam mehr erreichen. Für die Gründung eines Seniorenbeirates hatte ich die Ziele, Nutzen und Kosten zusammengefasst.

Hier der stark gekürzte Ausschnitt meiner Unterlagen:

Aufgaben / Ziele:
-> Politische Vertretung seniorenspezifischer Belange
-> Vernetzung und Koordination von Aktivitäten und Akteuren im Seniorenbereich
-> Unterstützung, Informationsvermittlung und Anlaufstelle für Senioren insbesondere in Bezug auf Altersarmut, zunehmende Mobilitätseinschränkung, Behinderung, Vereinsamung, digitale Defizite, politische Teilhabe, Pflegebedürftigkeit, Demenz.
-> Seniorengerechte Infrastruktur: z. B. Barrierefreiheit, kurze Wege, Verbesserung ÖPNV, Nahversorgung Lebensmittel und medizinische Infrastruktur
-> Förderung ehrenamtlicher Tätigkeiten insbesondere im generationenübergreifenden Bereich z. B. Mentoring für Schüler*innen, Auszubildende und Studierende, Nachhilfe, Vorleser... , Hilfe für pflegende Jugendliche, Senioren helfen Senioren
-> Öffentlichkeitsarbeit: was machen Beiräte, welche Aufgaben hat ein Seniorenbeirat.
-> Synergiepotentiale der Beiräte heben

Nutzen:
-> Seniorengerechte und barrierefreie Infrastruktur steht allen offen.
insbesondere:
ÖPNV für Kinder, Jugendliche, Erwachsene ohne zur Verfügung stehendes Fahrzeug,
Barrrierefreiheit auch für Kinderwagen, Rollkoffer, Personen mit Gipsbein oder ähnlichen Verletzungen,
Attraktivität für Touristen ohne Fahrzeug
-> Ehrenamtliche Angebote erleichtern die Eingliederung von Neubürgern und erhöhen das soziale Miteinander, Generationsübergreifendes Verständnis füreinander, Integration von Randgruppen in die Gesellschaft

Kosten:
-> Wenn bei Planung Seniorenbelange berücksichtigt werden, enstehen deutlich niedrigere Zusatzkosten als bei späteren Nachrüstungen und Umbauten
-> Eine Beteiligung von mehr Senioren an gesellschaftlichen Aufgaben senkt Sozialkosten und hält Senioren länger fit, was ebenso Kosten reduziert.


Ich kann die in den Kommentaren gemachten Vorwürfe nicht nachvollziehen, zumal sich die Beiräte durch konkurrierendes Verhalten schwächen und ehrenamtliches Engagement nicht zum Nutzen aller eingesetzt würde.

Als inzwischen 61 Jähriger werde ich die Chance nutzen und für den Seniorenbeirat kandidieren.

Willi Neuner
ÖDP Ortsvorsitzender
3. Vorstand des Inklusionsbeirates des LK Starnberg
Menschen werden nur gesund alt, Herr Rekus, wenn ihre psychosozialen Grundbedürfnisse bedient sind. Erleidet ein 10-jähriges Kind in der Hinsicht einen tiefgreifenden Mangel, muss es, die heutige Lebenserwartung vorausgesetzt, die nächsten 75 Jahre mit diesem Mangel zurechtkommen. Kindheit und Jugend bilden die Grundlage, auf die ein Mensch für den Rest seines Lebens zurückgreifen kann – oder eben nicht.

Ich denke, es wäre wichtig anzuerkennen, dass ein Seniorenbeirat, gerade in seiner Nähe zum Gemeinderat, auch politische Auswirkungen hat. Dies sollte Teil der Diskussion sein.

Nach den massiven Einschränkungen, die Kinder und Jugendliche während der Pandemie ertragen mussten, wäre ein Zeichen von Solidarität und Rücksichtnahme angebracht. Nicht eine weitere Konzentration politischer Einflussmöglichkeiten auf die ältere Generation.
So ein Seniorenbeirat ist doch kein Instrument gegen die Jugend.
Das können wir in anderen Kommunen beobachten, die uns da vorausgegangen sind.
Übrigens ist unser bewährter Tutzinger Jugendbeirat ja auch kein Instrument gegen die Senioren.
Beides wäre komplett dumm und gegen ureigene Interessen.
-> Es gehört zur genetischen & sozialen Natur der Menschen, dass es ihren Kindern & Enkeln besser gehen soll!
-> Auch die ältere Generation hatte einst große Probleme aus der Vergangenheit übernommen und dann zum Wohl nachfolgender Generationen verbessert. Beispielsweise die längste Phase mit Frieden, Wohlstand und guter Bildung für alle (!!) für die Generationen, die jetzt und in den kommenden Jahrzehnten die Stellschrauben unserer Gesellschaft bedienen werden.
-> Die Jungen wiederum wollen doch selbst auch alt werden und dann immer noch respektiert & selbstbestimmt leben. Dann werden sie Kinder & Enkel mit ein paar gesunden, rebellischen Zügen haben, und sich um deren Lage sorgen, so wie es ihre Eltern & Großeltern einst für sie taten.
-> Durch ihre Vitalität, ihre Kreativität, ihre neuen Blickwinkel bereichern die jungen Menschen auch das Leben der Alten und fügen der menschlichen Evolution neue Kapitel hinzu.

Da ist es schon sehr schade, aber eben auch Realität, dass es immer & überall einige wenige gibt, die bedauerlicherweise nur im Gegeneinander zu leben scheinen. Für solche Menschen ist es ausgemachte Sache, dass die einen nur profitieren können, wenn man anderen etwas wegnimmt.

Konfrontation statt Kooperation?
Nein, nicht wirklich; die Lösung der meisten Probleme findet man nur im Miteinander!
-> Besonders beim Klimaschutz!
-> Besonders bei der sozialen Gerechtigkeit!
-> Besonders beim Zusammenleben der jeweils jungen, mittleren und älteren Generationen!
-> Besonders bei innerer & äußerer Sicherheit. Beim Streben nach Frieden zwischen den Menschen.

Ohne dieses Miteinander ist Mitmenschlichkeit und gesellschaftlicher Zusammenhalt im kleinen Tutzing, wie auch in größeren Gemeinschaften - national wie international - gar nicht denkbar, gar nicht möglich.

Lassen wir uns von diesen Kräften bitte nicht spalten!
Unsere Stärke liegt immer im Zusammenhalt und in der Zusammenarbeit über die (Generationen)Grenzen hinweg.
Dafür sollten wir uns gegenseitig achten, zuhören & respektieren.

Apropos:
Wir alle waren mal jung; und wir alle wollen alt werden.
(Bearbeitet)
Es ist grotesk – und es grenzt ans Unanständige –, mit welcher Selbstverständlichkeit in dieser Gemeinde die Interessen von Minderjährigen ignoriert und marginalisiert werden. Demografische Macht gerinnt zur institutionellen Verantwortungslosigkeit.