
Die große Demonstration der Bauern gegen die Politik der Bundesregierung fand wie in vielen großen Städten in München statt. Aber auch in und um Starnberg gab es heute Proteste – und zwar keineswegs nur von Landwirten. Auch Handwerker, Geschäftsleute aller Art und Privatleute haben sich angeschlossen, etliche davon aus Tutzing.
„Wir wollten nicht nach München fahren“, sagte die Traubinger Landwirtin Barbara Doll. Deshalb entschlossen sie und andere sich zu einer Aktion im Landkreis Starnberg. Die Bauern sind untereinander gut vernetzt, da klappte die Absprache gut und schnell. Auch am Stammtisch in Monatshausen stieß die Idee gleich auf Zustimmung, bestätigt Georg Schuster, der dabei war.
So kam es in Starnberg zu einer Demonstration der eigenen Art. Während viele früh morgens zum Protest nach München aufbrachen, machten sich die anderen quasi gegenläufig zur kleineren Aktion auf. Dem Bauernverband scheint diese Aufspaltung nicht so recht gewesen zu sein. Da schwirrten alle möglichen Behauptungen herum – so etwa Vorhaltungen, die hiesigen Bauern planten Blockaden. So etwas wollte dann doch keiner gesagt haben, und die Initiatoren der hiesigen Aktion wiesen so etwas weit von sich.
Etwa 5500 Traktoren sollen beim Protest in München gewesen sein. Nicht wenige hatten offenbar Schwierigkeite, überhaupt nach München hinein zu kommen. Da lief in und um Starnberg alles ganz anders ab. „Alle, die uns entgegenkamen, haben den Daumen hochgehalten“, erzählte Barbara Doll. „Es war ein sehr positives Miteinander“, schwärmte Schuster. Der Verkehr sei nur kurzfristig behindert worden.
Besonders erfreut äußerten sich viele über die Starnberger Polizei, von der sie sich bestens unterstützt fühlten. Die Polizei sei „super“ gewesen, sagte Barbara Doll. Mit Unterstützung der Beamten ging es im Konvoi ein paar Mal durch Starnberg hin und her – mal bis Percha, dann in Richtung Söcking.
Wer mitfahren wollte, fuhr mit. So waren Traktoren ebenso dabei wie Lastwägen und alle möglichen Pkws. Etwa 60 bis 70 Fahrzeuge werden es gewesen sein. „Es geht ja nicht nur um den Agrardiesel“, sagte Barbara Doll. Die CO2-Steuer belaste, die Nahrungsmittelproduktion werde aus Deutschland ausgelagert, viele seien betroffen: „Das ist mittlerweile ein Problem des gesamten Mittelstands.“
Weitere Protestveranstaltungen werden wohl auch im Landkreis Starnberg noch folgen – aber wo genau, das wird wohl wieder erst kurzfristig beschlossen werden.

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Kommentare
Apropos Verantwortung: Die Union hat in den 75 Jahren seit Gründung der Bundesrepublik über 51 Jahre hinweg das Landwirtschaftsministerium angeführt. 31. Jahre davon übrigens die CSU. Man möchte sich ausschütten vor Lachen, dass nun der Bauernverband Schulter an Schulter mit der CSU heute so tut, als habe die Ampel nach gerade mal zwei Jahren das Elend der Bauern in die Welt gesetzt. Für eine derartige Ignoranz und Geschichtsklitterung braucht es eine gehörige Unverfrorenheit. Und bei denen, die sich einen solchen Stuss zu eigen machen, einiges an Einfältigkeit.
"In Nordamerika und Europa gab es so hohe Gewitterschäden wie noch nie. Erdbeben, Wirbelstürme, Überschwemmungen, Unwetter und sonstige Naturereignisse haben 2023 weltweit Schäden von 250 Milliarden Dollar angerichtet und kosteten 74.000 Menschen das Leben. Das berichtet der Rückversicherer Munich Re in der neuen Ausgabe seines jährlichen Naturkatastrophenreports."
Die Bauern fordern mit ihren Protesten vor dem Hintergrund letztlich, dass die Betroffene der Klimakatastrophen sich weiterhin und in zunehmendem Maße ihrer Heimat, ihrer Häuser, ihrer Gesundheit, ihrer Unversehrheit und ihrer Leben berauben lassen sollen. Damit sie, die Bauern, weiterhin eine Technologie des vergangenen Jahrhunderts für ihre Arbeit nutzen können. Wiewohl schon seit über 40 Jahren bekannt ist, was der Klimawandel ist, welche katastrophalen Folgen er haben wird und wie leicht er damals noch einzubremsen gewesen wäre.
Und das "einst versprochene Klimageld" kam deshalb nicht, Herr Rekus, weil der FDP-Finanzminister bis heute die Voraussetzung in der Finanzverwaltung nicht schaffen konnte bzw. nicht wirklich wollte. Er hat da zum einen mit den Folgen der vorangegangenen, 16 Jahre andauernden Stagnation zu kämpfen. Zum anderen tut sich die FDP bekanntlich schwer mit dem sozialen Ausgleich, und genau darum geht es ja beim Klimageld. An der Stelle hätte die SPD, als DIE Partei des sozialen Ausgleichs, eigentlich ein Machtwort sprechen müssen. Aber auch Scholz hat es bekanntlich nicht so mit den finanziell Benachteiligten. Die GRÜNEN hatten das Klimageld in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl stehen, mussten sich aber dem Fahrplan des FDP-Finanzministers und der Duldungsstarre des Kanzlers fügen.
Vielleicht ist die Nähe mancher Bauern und ihrer Unterstützer zu Hubert Eiwanger, der ja rhetorisch keinen Anstand kennt, nicht ganz zufällig.
Die Gedanken von Herrn Rekus kann ich z. B. gut nachvollziehen. Beim Klimageld würde ich unserer Regierung schon etwas mehr Ehrgeiz vorschlagen.
So drängt sich tatsächlich der Eindruck auf, dass die CO² Abgaben & Co. gar nicht so sehr dem Klimaschutz nützen sollen, sondern v. a. den Staatshaushalt ausgleichen ohne die heilige Schwarze Null entgültig als Schuß ins eigene Knie zu entlarven.
Mit einem solchen Vorgehen, erzeugt man allgemeine Politikverdrossenheit und - vielleicht noch schlimmer - untergräbt das Vertrauen und die Unterstützung für sinnvolle und notwendige Klimaschutzpolitik!