Von Lorenz Goslich

Marianne Koch macht Mut

Die Gemeinde Tutzing hat ihrer prominenten Mitbürgerin die höchste Auszeichnung verliehen

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Ansteckend gute Laune: Marianne Koch nimmt von Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald die Ehrenbürgerwürde und einen Blumenstrauß entgegen © Gemeinde Tutzing

Was für ein vielseitiges Leben: Marianne Koch ist eine herausragende Schauspielerin, eine Ärztin mit der besonderen Begabung, Komplexes verständlich zu erklären - und nicht zuletzt eine begeisterte Tutzingerin. Wie sie mit ihren 92 Jahren nach wie vor voller Lebensfreude steckt, das macht vielen Menschen Mut. So strahlte sie auch viel Zuversicht aus, als ihr Bürgermeisterin Marlene Greinwald vor wenigen Tagen die Tutzinger Ehrenbürgerwürde verlieh, die höchste Auszeichnung, die die Gemeinde zu vergeben hat.

Auf ganz unterschiedliche Weise hat die gebürtige Münchnerin Karriere gemacht: Erst in mehr als 70 Filmen an der Seite von Curd Jürgens über Heinz Rühmann und O.W. Fischer bis zu Clint Eastwood, in Fernsehserien wie „Tim Frazer“ nach Durbridge und als Mitglied des Rateteams in Robert Lembkes „Was bin ich?“, dann als Ärztin mit eigener Praxis von 1985 bis 1997 am Münchner Ostbahnhof, schließlich als Buchautorin, Medizinjournalistin und Moderatorin. In Rundfunksendungen wie dem „Gesundheitsgespräch“ im Radiosender Bayern 2, in Büchern und in Vorträgen bringt sie den Menschen Gesundheitsthemen nahe, mit Ratschlägen, die viele Menschen schätzen.

Tutzing ist Wahlheimat und Ruhepol

Typisch für Marianne Koch ist ihre Bescheidenheit: Ihre Schauspielkarriere ist für sie wie ein Erlebnis in einem früheren Leben, über das sie gar nicht mehr so gern spricht. Typisch für sie ist aber auch ihre lokale Verwurzelung. Für sie ist die Gemeinde Tutzing nach einer schwierigen Phase, der Trennung von ihrem Mann Gerhard Freund, 1973 Wahlheimat und Ruhepol geworden. Als die wichtigsten Momente ihres Lebens hat sie einmal das Aufwachsen ihrer Söhne, ihr Staatsexamen mit der Note 1 und ihr Zusammenleben mit dem Publizisten und Schriftsteller Peter Hamm bezeichnet, der von Mitte der 1970er Jahre bis zu seinem Tod 2019 ihr Lebensgefährte war.

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"Alt werde ich später"

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Marianne Koch mit Joachim Jaworski 1976 bei einem Pressegespräch der Bürgerinitiative gegen den Abbruch des Midgardhauses. Rechts die Villa in ihrem damaligen Zustand © Ferdinand Goslich

Ihre Heimatverbundenheit hat sie auch immer wieder durchaus kritisch bei ganz konkreten Projekten unter Beweis gestellt. Als beispielsweise in den 1970er Jahren das Midgardhaus abgebrochen und an seiner Stelle ein Hotel des Steigenberger-Konzerns errichtet werden sollte, reihte sie sich in die Bürgerinitiative gegen dieses Projekt ein. Erst wenige Jahre zuvor hatte sie ihre Schauspiel-Laufbahn beendet, ihr zuvor begonnenes Medizinstudium wieder aufgenommen und auch schon das Staatsexamen abgelegt. Mit von der Partie war sie in Tutzing auch bei Protesten gegen eine große Mülldeponie nahe Monatshausen.

Mit großem Engagement wirkt Marianne Koch ebenso im Freundeskreis der Ambulanten Krankenpflege mit. Gern nimmt sie an deren Versammlungen teil, so auch in diesem Jahr, und immer wieder wirkt sie dabei auch aktiv mit. Bei so einer Gelegenheit erzählte sie vor ein paar Jahren einmal, als sie einen Vortrag mit Gesundheitstipps hielt: „Drei bis vier Mal in der Woche ein strammer Spaziergang zum Beispiel auf die Ilkahöhe - das ist ein guter Anfang.“ Da ging ein Raunen durchs Publikum, denn die meisten Tutzinger wissen recht gut, dass es da ganz schön bergauf geht. In ihrem Wohnhaus oberhalb der Siedlung am Höhenberg, direkt am Weg, der zur Ilkahöhe hinauf führt, ist Marianne Koch selbst quasi schon auf halber Höhe - im Gegensatz zu denen, die erst mal ganz unten im Ortszentrum starten müssen. Aber sie geht regelmäßig mit ihrem Hund hinauf. „Alt werde ich später“ - so lautet der Titel eines ihrer neueren Bücher. Wer sie erlebt hat, weiß, dass sie es genau so meint.

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Angeregte Gespräche: Bürgermeisterin Marlene Greinwald und Marianne Koch im Juni dieses Jahres bei der Mitgliederversammlung der Ambulanten Krankenpflege © L.G.
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Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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Kommentare

Frau Dr. Marianne Koch hat die Ehrenbürgerwürde mehr als verdient und hätte sie doch eigentlich schon längst erhalten müssen.

Ihr politisches, gesellschaftliches und wissenschaftliches Engagement finde ich großartig und beispielgebend.

Für die Rettung des historisch so relevanten Midgardhauses (hier wohnte und arbeitete u.a. jahrelang der weltweit bekannte Ägyptologe und Schriftsteller Georg Ebers) können wir Frau Dr. Koch für immer sehr dankbar sein.

Es zeigt sich, dass ein beherztes Auftreten gegen "Mit heißer Nadel" gestrickte Bauvorhaben völlig richtig und unstreitig lobenswert sein kann.

Nicht jeder Abriss, nicht jeder Neu-/Erweiterungsbau und schon gar keine einhergehenden Flächenversiegelungen sind sinnvoll.
Gerade in heutiger Zeit und in Bedacht auf die Zukunft müssen Naturschutz und wissenschaftlich belegte Bedrohungen durch den Klimawandel ensthaft beachtet und sensibel, äußerst verantwortungsvoll abgewogen werden.
Dies betrifft insbesondere von der geografischen Lage her bestimmte Bereiche einer jeden Gemeinde.

In Tutzing gibt es leider auch aktuell sehr umstrittene Baupläne, die demokratisch-friedlichen Widerspruch FÜR die Gemeinde, FÜR unsere wunderbare Natur und FÜR ein lebenswertes Miteinander sehr wichtig erscheinen lassen.
(Bearbeitet)
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