Gemeindeleben
26.8.2023
Von vorOrt.news

Aktion Minigolfplatz - ein Tutzinger Erfolg

Etwa 50 Personen bringen mit leidenschaftlichem Engagement die Anlage wieder in Schwung

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Leidenschaft für den Minigolfplatz demonstrieren im Vorstand des neuen Vereins (von links) Conny Schuster (Schatzmeisterin), Georg Schuster (zweiter Vorsitzender), Judith Gramsall (Schriftführerin), Michael Wilson (erster Vorsitzender) und Gert Wilden (Beisitzer). Weitere Beisitzer sind Ruth und Nikolaus von Mitschke-Collande, Kassenprüfer Angela Roth und Rolf Bäck.

Michael Wilson ist sichtlich begeistert. „Das ist eine tolle Geschichte“, sagt der Vorsitzende des kürzlich gegründeten „Fördervereins Minigolf Tutzing e.V.“. Die kleine Anlage an der Seestraße ist schnell zu einem neuen Tutzinger Anziehungspunkt geworden, seit dort Anfang August ein erster Probebetrieb stattgefunden hat. Am heutigen Samstag, dem 26. August ist, sozusagen zur offiziellen Eröffnung, ein Sommerfest auf dem Platz vorgesehen. Verbunden wird es mit einem Turnier, bei dem der Tutzinger Minigolf-Champion gekürt werden soll.

Wie es zur Neubelebung der kleinen Anlage an der Seestraße kam, das kann als großer Erfolg im Tutzinger Gemeindeleben gelten. Vor nicht allzu langer Zeit sah es nämlich eher so aus, als seien die Tage des Tutzinger Minigolfplatzes gezählt. Seit 2020 stand er leer. Seitdem war die der Gemeinde Tutzing gehörende Anlage mehr und mehr verwahrlost - und das, obwohl sich damals relativ schnell Interessenten für ihre Weiterführung in der Gemeinde vorgestellt hatten, nachdem der frühere Pächter aufgehört hatte. Ihnen schwebte eine so genannte Spielgolf-Anlage vor, eine Miniversion des klassischen Golf, die sie auf eigene Kosten erstellen wollten. Doch daraus wurde nichts. Die Gemeinde beschloss erst einmal eine Ausschreibung, zog sie jedoch bald darauf wieder zurück, unter Hinweis auf erst mal erforderliche Reparaturarbeiten und denkbare Beschwerden von Nachbarn wegen Lärm.

Andere Nutzungen standen zur Debatte

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Verwahrlost: Heruntergekommene Bahnen vor der Aktion Minigolfplatz

Etwas später wurden andere Hintergründe bekannt: Wegen der teuren bevorstehenden Sanierung der Mittelschule benötigt die Gemeinde dringend Geld. Im Gemeinderat würden aus diesem Grund alle kommunalen Grundstücke auf ihre Verwertungsmöglicheiten betrachtet, bestätigte Bürgermeisterin Marlene Greinwald zur Jahreswende 2021/22 in einem Interview mit dem „Starnberger Merkur“. Und sie sagte klipp und klar: „Vor Abschluss dieser Diskussion werden wir keine Entscheidung über die Zukunft, zum Beispiel des Minigolfplatzes, treffen können.“

Aber auch diese Pläne wurden von einer ganz anderen Entwicklung überrannt: Auf einmal schien die Errichtung einer Flüchtlingsanlage an diesem Standort schon so gut wie sicher zu sein. Dagegen gab es erhebliche Proteste von Einheimischen, so auf vorOrt.news. Einer der Wortführer war dabei Michael Wilson, der seit zweieinhalb Jahren in der Seestraße wohnt. Kritik kam auch aus dem nahen Tabaluga-Heim, weil dort ausschließlich minderjährige Frauen leben. In einer denkwürdigen Gemeinderatssitzung zeigten sich Vertreter des Landratsamts jedoch kaum kompromissbereit.

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Einheimische engagieren sich stark auf kommunalem Grund

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Immer wieder waren seit April Einheimische bei Arbeiten auf der Anlage zu sehen, wie hier und unten.

Trotz vieler vorgebrachten Bedenken drängten Verantwortliche des Kreisbauamts energisch auf eine Entscheidung für die Flüchtlingsanlage auf diesem Areal. Sie kündigten sogar deren Genehmigung schon vorab für den Fall einer Ablehnung durch die Tutzinger an. Die Gemeinderäte ließen sich dadurch aber nicht irritieren. Sie vertagten die Angelegenheit – und innerhalb kurzer Zeit kam eine andere Lösung zustande: Die Missions-Benediktinerinnen stellten die so genannte Klosterwiese an der Hauptstraße nördlich der Tankstelle für die Flüchtlingsanlage zur Verfügung. Deren Errichtung ist nun im Herbst vorgesehen.

In Sachen Minigolfplatz gab es in der Gemeinde gleichzeitig einen Sinneswandel. Unter dem Eindruck der vielen Appelle für dessen Erhaltung formierte sich im Gemeinderat eine Initiative, die dieses Ziel unterstützte. Den entscheidenden Anstoß dazu gab Ludwig Horn (CSU) mit einem Antrag. Er berichtete über etliche Ideen für eine neue Nutzung der Anlage, mit denen sich Einheimische bei ihm gemeldet hätten.

Im Gemeinderat wurde eigens für den Minigolfplatz ein Arbeitskreis gebildet. Von einem denkbaren Verkauf des Areals war seitdem öffentlich nicht mehr die Rede, all die anderen Nutzungsideen scheinen nicht weiter verfolgt zu werden. Auch Bürgermeisterin Greinwald äußerte sich nun positiv zur Wiederbelebung der Anlage. Der Haupt-, Finanz- und Werkausschuss des Gemeinderats beschloss im Mai dieses Jahres sogar ihre Verpachtung für fünf Jahre.

Seit Monaten engagieren sich Einheimische stark auf diesem kommunalen Grund. Aufrufe zur Beteiligung an Arbeiten auf der Anlage hatten großen Erfolg. Es entstand eine „Aktion Minigolfplatz“ mit ehrenamtlichem Engagement vieler Menschen aus ganz verschiedenen Kreisen.

Partnerschaften für Bahnen, Schläger und Bälle

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Mal einige, mal viele: Auf dem Minigolfplatz waren in den vergangenen Monaten immer wieder engagierte Menschen beui der Arbeit zu sehen, so wie hier (von links) Regine Bäck, Michael Wilson und Georg Schuster

Die Gruppe, die die gemeindeeigene Anlage sichtlich leidenschaftlich in Ordnung brachte, wuchs auf etwa 50 Personen heran. Zu verschiedenen Zeiten trafen sich mal einige, mal viele ihrer Mitglieder auf dem Platz, packten an, reparierten, setzten instand und brachten mit leidenschaftlichem Engagement die Anlage wieder in Schwung, während wieder andere Geld spendeten.

Die Initiatoren der Aktion starteten zudem auf einer eigens eingerichteten Webseite Aufrufe zu finanzieller Unterstützung. https://www.minigolf-tutzing.de/ Ideenreich boten sie zum Beispiel Partnerschaften für Bahnen, Schläger und Bälle an – mit ansehnlichem Erfolg.

Das viele persönliche Engagement führte zu schnellen Fortschritten. „Miteinander geht was“, schwärmte der zum zweiten Vorsitzenden des neuen Vereins gewählte Georg Schuster Anfang August bei der Gründung. Er bedankte sich auch bei der Gemeinde dafür, dass sie den Platz zur Verfügung gestellt hat, und beim Tutzinger Verschönerungsverein für Unterstützung bei der Kassenführung.

"Miteinander geht was"

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Die Partnerschafts-Idee trägt maßgeblich zur Finanzierung des Minigolfplatzes bei

Neun Bahnen sind bereits wieder bespielbar. Diese Möglichkeit wurde beim Probebetrieb schon kräftig von großen und kleinen Leuten genutzt. Weitere Bahnen sollen in nächster Zeit hergerichtet werden.

Der alte Kiosk gilt in seinem derzeitigen Zustand als nicht benutzbar, aber es gibt Ersatz: Die Tutzingerin Judith Gramsall, auch bekannt als neue Leiterin der Turnabteilung im TSV Tutzing, hat eigens einen gebrauchten „Foodtruck“ gekauft, von dem aus sie die vielen Interessierten bewirtet.

Einige Modalitäten sind dabei allerdings offenbar noch zu klären. So scheint nicht ganz klar zu sein, ob der neue Verein die Gastronomie unterverpachten kann. Seine Initiatoren hatten dies für bereits geregelt gehalten, doch Bürgermeisterin Greinwald sagte bei der Gründungsversammlung, dies müsse noch geprüft werden.

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Mit großem Engagement haben sich viele Einheimische bei den Arbeiten auf dem Minigolfplatz betätigt

Spielen und speisen: Viel Begeisterung über das neue Angebot

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Ein beliebter Platz: Auch viele Radfahrer und Spaziergänger genießen gern ein paar Schmankerl im Eingangsbereich des Minigolfplatzes

Ein paar Tische und Bänke, die wie beim früheren Pächter neben dem Eingang aufgestellt sind, wirken aber schon wie ein gemütlicher kleiner Biergarten. Gerade auch viele Radfahrer und Fußgänger, die vorbeikommen, nutzen diese Gelegenheit gern, die viele von ihnen in den vergangenen Jahren vermisst hatten - ob zum spielen oder zum speisen. Nicht zuletzt für die Mitglieder und Gäste der rundherum ansässigen Sportvereine ist die kleine Gastronomie ein willkommenes neues Angebot, das allgemein als Bereicherung für Tutzings Freizeitanlage an der Seestraße betrachtet wird.

Der Vorstand des neuen Fördervereins Minigolf will nun alles daran setzen, dass die kleine Anlage weiter belebt und optimiert wird. Die Aussichten dafür sind recht gut. Mit Hilfe großzügiger Spender ist schon ein gewisses Finanzpolster zusammengekommen, das durch die Mitgliedsbeiträge von 30 Euro für Erwachsene und 50 Euro für Familien wohl noch etwas weiter aufgestockt werden kann.

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Judith Gramsall hat eigens für den Minigolfplatz diesen Foodtruck gekauft. Nun hofft sie, dass es auch mit der Unterverpachtung klappt.

Eines Tages soll "ISEK" weitere Wege weisen

Das Interesse am Verein ist schon recht beachtlich. Allein während des Probebetriebs hatten 21 Personen ihre Mitgliedschaft angekündigt. Eine gewisse finanzielle Stabilität gilt als wichtig, denn viel ist noch zu tun, damit die Anlage in den fünf Jahren ihre Pacht durch den neuen Verein so attraktiv wie möglich gestaltet wird.

Überlegungen gibt es aber auch schon für die Zeit danach: Was langfristig aus dem Minigolfplatz wird, darüber sollen Untersuchungen im Rahmen des vor einiger Zeit beschlossenen "Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts" (ISEK) Aufschluss geben.

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