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"Ein großes Vorbild"

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für Marianne Koch - Tutzing ist seit 1973 ihre Wahlheimat

Hohe Auszeichnung für Marianne Koch: Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat der in Tutzing lebenden Ärztin und ehemaligen Schauspielerin in dieser Woche das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Der Minister sagte bei der Verleihung in München: „Mit dieser Auszeichnung würdigen wir das herausragende Engagement von Frau Dr. Koch. Mit ihrem einzigartigen Lebenswerk als Ärztin, Schauspielerin, Moderatorin, Medizinautorin und Medizinjournalistin hat sie sich besondere Verdienste erworben.“

Rund 70 Filme - aber ihre wahre Berufung blieb stets die Medizin

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Marianne Koch und Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes © https://www.stmgp.bayern.de/ministerium/auszeichnungen/bundesverdienstorden/

Aus der Laudatio von Minister Holetschek:

"Dr. med. Marianne Koch ist ein außergewöhnlicher Mensch, sie hat ein einzigartiges Lebenswerk als Ärztin, Schauspielerin, Moderatorin, Medizinautorin und Medizinjournalistin vorzuweisen. Ein Lebenswerk, das sie noch immer weiter führt.

Frau Dr. Koch war Medizinstudentin, als sie während eines Ferienjobs in ihren Semesterferien für eine Filmrolle entdeckt wurde. Eine Rolle als Schauspielerin konnte sie sich anfangs überhaupt nicht vorstellen. Doch sie hatte den Mut und die Neugier, sich auf das Abenteuer Film einzulassen.

So legte Frau Dr. Koch nach ihrem Physikum eine kleine Studienpause ein. Aus der kleinen Pause wurde schließlich eine 20 Jahre währende Karriere als Schauspielerin, die sie bis nach Hollywood führte.

1955 erhielt Frau Dr. Koch den Bundesfilmpreis für den Film „Des Teufels General“ an der Seite von Curd Jürgens.

Rund 70 Filme hat sie gedreht. Ihr wohl international bekanntester Film war der Italo-Western 'Für eine Handvoll Dollar' mit Clint Eastwood.

Frau Dr. Koch hat in ihrer einzigartigen Filmkarriere sehr viel Interessantes erlebt. In einem Interview beschrieb sie als Beispiel für eine besondere Erinnerung den Moment, als sie bei Dreharbeiten in Südafrika in der Nacht die Tür öffnete und plötzlich ein riesiges Nilpferd vor ihr stand.

Ihr eigentlicher Beruf und ihre wahre Berufung blieb jedoch stets die Medizin – denn das war es, was sie seit ihrer Kindheit immer tun wollten. So nahm Frau Dr. Koch – spätberufen aber voller Freude – ihr Medizinstudium wieder auf und schloss dieses mit einem hervorragenden Staatsexamen ab. Die Approbation, die Promotion und die Facharztweiterbildung zur Internistin folgten. Nebenbei moderierte sie einmal im Monat die Fernsehshow '3 nach 9'.

Besonders wichtig war für Frau Dr. Koch ihre internistische Ausbildung in Starnberg. Denn in dieser Zeit bildete sich ihre Vorstellung vom Arztberuf entscheidend heraus. Wie sie selbst sagt, hatte sie in Professor Helmut Lydtin, dem damaligen Chefarzt und ärztlichen Direktor des Starnberger Krankenhauses, einen hervorragenden Lehrer. Ihn bewunderte sie schon damals sehr für die Art, wie er mit seinen Patientinnen und Patienten umgegangen ist. In dieser Zeit erfuhr sie direkt, welche große Bedeutung die so genannte sprechende Medizin hat und wie wichtig der enge, vertrauensvolle Kontakt zur Patientin und zum Patienten ist.

Mit 55 Jahren eröffnete Frau Dr. Koch zusammen mit anderen Medizinerinnen und Medizinern am Münchner Orleansplatz eine Praxisgemeinschaft. Mit 68 Jahren musste sie ihre kassenärztliche Zulassung abgeben. Ausschließlich Privatpatientinnen und -patienten wollte sie aber nicht behandeln. So begann sie einfach ihr drittes Berufsleben: Sie wurde Medizinjournalistin.

Gleichzeitig schrieb Frau Dr. Koch zahlreiche Medizinbücher, in denen sie schwierige und komplexe Vorgänge anschaulich erklärt. Denn es war ihr stets eine Herzensangelegenheit, die komplexe Materie Medizin für alle leicht zugänglich und verständlich zu machen.

Im September 2000 begann ihre intensive Zeit beim Bayerischen Rundfunk. Das Gesundheitsgespräch war eine der ersten Sendungen, die zugleich im Hörfunk, nämlich in Bayern 2, im BR-Fernsehen und als Chat im Internet gelaufen sind. Mit der Sendung konnte sie als charismatische und hochengagierte Bayern 2-Gesundheistexpertin die sprechende Medizin weiterverfolgen.

Bis heute ist 'Das Gesundheitsgespräch' eine sehr beliebte Live-Sendung mit Herz und Verstand, die das Publikum motiviert, als Patientinnen und Patienten kritisch nachzufragen und sich eine zweite Meinung einzuholen, wenn es nötig ist.

Seit mittlerweile 23 Jahren gelingt es Frau Dr. Koch, dank ihres emphatischen Wesens, dass sich ihr die Hörerinnen und Hörern öffnen. Sie nimmt sich Zeit, hört aufmerksam zu und hilft mit fachkundigen und genau überlegten Ratschlägen. Wunderbar kombiniert sie Kompetenz und Einfühlungsvermögen.

Darüber hinaus war Frau Dr. Koch bis 2011 Präsidentin der Deutschen Schmerzliga e. V. und hat sich mit viel Engagement für Schmerzpatientinnen und -patienten und deren Belange eingesetzt. Als Ehrenpräsidentin ist sie weiterhin mit der Deutschen Schmerzliga verbunden. Außerdem ist sie Schirmherrin der Deutschen Hochdruckliga.

Beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege engagierte sich Frau Dr. Koch in den Jahren 2017 und 2018 für das Schwerpunktthema Seniorengesundheit. Für das Magazin der dazugehörigen Kampagne 'Mein Freiraum. Meine Gesundheit. In jedem Alter.' erfasste sie unentgeltlich einen Expertentipp. Darin erläuterte sie die Bedeutung der gesellschaftlichen Teilhabe im Alter und rief dazu auf, Einsamkeit entgegen zu wirken. Ihre Empfehlungen haben einen großen Leserkreis erreicht.

Auch die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist Frau Dr. Koch ein besonderes Anliegen. Beispielgebend für ihren herausragenden Einsatz ist ihr Engagement für Kinder mit Übergewicht.

Schließlich ist Frau Dr. Koch seit 2020 Kuratorin der Stiftung Allgemeinmedizin, deren Ziel es ist, auf die wichtige Rolle von Hausärzten für die medizinische Versorgung aufmerksam zu machen, und deren Bedeutung durch Qualifizierung und Forschung weiter zu stärken.

Für ihr großes Engagement hat sie im Lauf der Zeit zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem im Jahr 2019 die Paracelsus Medaille – die höchste Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft."

"Sie sind ein großes Vorbild dafür, komplexe Sachverhalte allgemeinverständlich darzustellen", sagte der Minister zu Marianne Koch: "Ich bin überzeugt, die Menschen vertrauen Ihnen, weil sie verstehen was Sie sagen. Unser Land braucht Vorbilder wie Sie."

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"Der Abriss des Midgardhauses wäre eine Vergewaltigung des Ortes gewesen"

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Marianne Koch und Joachim Jaworski 1976 bei einem Pressegespräch der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Tutzinger Midgardhauses © Ferdinand Goslich

Der Gemeinde Tutzing fühlt sich Marianne Koch sehr verbunden. In diesem Ort, der für sie seit 1973 Wahlheimat und Ruhepol geworden ist, hat sie sich in all den Jahren auch immer wieder lokal engagiert.

So war sie in den 1970er Jahren bei der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Midgardhauses dabei. Dessen Abriss wäre "eine Vergewaltigung des Ortes gewesen“, sagte sie im 2021 kurz vor ihrem 90. Geburtstag in einem Interview mit dem „Starnberger Merkur“. Später beteiligte sie sich an einer konzertierten Aktion gegen eine geplante Mülldeponie nahe Monatshausen. Sie gehört auch dem Freundeskreis der Ambulanten Krankenpflege an, der jährlich beachtliche finanzielle Beiträge leistet. In Büchern und in Vorträgen, auch in Tutzing, bringt sie den Menschen komplexe Gesundheitsthemen auf sehr verständliche Weise nahe, mit Ratschlägen, die viele Menschen schätzen.

Dabei findet sie immer wieder gern lokale Bezüge. „Drei bis vier Mal in der Woche ein strammer Spaziergang zum Beispiel auf die Ilkahöhe - das ist ein guter Anfang“, sagte sie einmal im Roncallihaus. Da ging ein Raunen durchs Publikum, denn die meisten Tutzinger wissen recht gut, dass es da ganz schön bergauf geht. In ihrem Wohnhaus oberhalb der Siedlung am Höhenberg, direkt am Weg, der zur Ilkahöhe hinauf führt, ist Marianne Koch selbst quasi schon auf halber Höhe - im Gegensatz zu denen, die erst mal ganz unten im Ortszentrum starten müssen. Aber sie geht regelmäßig mit ihrem Hund hinauf. Der Titel eines ihrer neueren Bücher ist bezeichnend für sie: „Alt werde ich später.“

Mehr zu Marianne Koch:
Von Curd Jürgens bis zum Midgardhaus

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