Ein "Quartiersmanagement" soll vor allem älteren Personen und Menschen mit Behinderungen helfen. In Tutzing ist so eine Stelle geplant. Wenn sie geschaffen werden sollte, würde sich die Gemeinde in dieser Hinsicht unter die Vorreiter in der hiesigen Gegend einreihen. Im Landkreis Starnberg ist das Quartiersmanagement bisher wenig verbreitet. Solche Ansätze gibt es in Gauting und in Starnberg mit dem Pflegestützpunkt des Landkreises. Weit mehr verbreitet sind solche Modelle beispielsweise im Allgäu.
Die Initiative für ein Quartiersmanagement geht von Caroline Krug (ÖDP) aus, die im Tutzinger Gemeinderat auch Seniorenreferentin ist. Auf ihren Antrag hin hat der Haupt-, Finanz- und Werkausschuss des Gemeinderats kürzlich so ein Vorhaben einstimmig befürwortet. Wie groß der Unterstützungsbedarf bei vielen Menschen in Tutzing ist, bestätigten im Hauptausschuss etliche Gemeinderäte auch aus eigenen Erfahrungen. Immer wiede wurde darauf hingewiesen, dass es auch im vermeintlich reichen Tutzing nicht wenige Menschen, die sich Vieles nicht leisten könnten. Und dass schon ein freundlicher Kontakt oft weiter helfen kann.
Doch es wird nicht als einfach betrachtet, diese Menschen überhaupt zu finden. „Die meisten haben viel Scham“, sagte Georg Schuster (FDP): Da werden wir Unterstützung von Einheimischen brauchen." So gingen viele zum Beispiel trotz Geldsorgen nicht zur Tutzinger Tafel, und manche könnten sich keine Winterstiefel leisten. Hinzu kämen viele weitere Schwierigkeiten wie etwa aktuell durch die steigenden Heizungs- und Strompreise. Die Sozialstelle im Rathaus sei mit so einer Unterstützung überfordert und dafür auch gar nicht gedacht, sagte Greinwald.
Viele stellten den Antrag auf Geld nicht, das ihnen zusteht
Ein Quartiersmanager oder eine Quartiersmanagerin vor allem älteren Personen und Menschen mit Behinderungen bei vielen Angelegenheiten helfen - von der Beantragung eines Pflegegrads mit der Bearbeitung der „oft undurchschaubaren“ Antragsformulare über Unterstützung im Haushalt und bei der Körperpflege bis zur Bewältigung eines persönlichen Tiefs. Schon ein freundlicher Kontakt kann oft weiter helfen.
Vizebürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg, die auch Tutzinger Behindertenbeauftragt ist. weiß, dass sich viele pflegebedürftige Menschen schon mit ihrer Einstufung in die richtige Gruppierung schwer tun. Nicht wenige glaubten aber alles noch selbst erledigen zu können, obwohl sie dazu nicht mehr in der Lage seien. Es gehe darum, zu erkennen, dass die betreffenden Menschen ihre Wohnung nicht mehr in Ordnung halten, sich nicht waschen könnten und Vieles mehr, sagte Vizebürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg: „Sie gehen leider nicht immer zu den zuständigen Stellen.“ Viele stellten den Antrag auf Geld nicht, das ihnen zustehe, bestätigte Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Bevorzugt werden soll eine Person aus dem Pflegebereich. Eine sozialpädagogische Kraft halten die Ausschussmitglieder für weniger geeignet., um diesen Ansprüchen gerecht zu werden.
In Bernried ist bereits seit zwei Jahren die Quartiersmanagerin Verena Pahlke tätig, die mit der Ambulanten Krankenpflege Tutzing zusammenarbeitet. Gemeinsam mit deren Geschäftsführer Armin Heil leitet sie die neue betreute Wohnanlage „Theresia-Petsch-Haus“ am Grundweiher, ein Gemeinschaftsprojekt der Tutzinger Stiftung Theresia Petsch und der Gemeinde Bernried. Das Quartiersmanagement in Bernried gilt in Tutzing als vorbildlich.
"Eine Erleichterung für die Ambulante Krankenpflege"

„Wir müssen auch auf Ortsebene etwas machen“, sagte Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald unter Hinweis auf den Pflegestützpunkt des Landkreises. „Das ist in keiner Weise eine Konkurrenz zur Ambulanten Krankenpflege“, bekräftigte Elisabeth Dörrenberg. „Ganz im Gegenteil“, bestätigte Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU), der dem Vorstand der Ambulanten Krankenpflege angehört, „das ist eine Erleichterung.“
Der Freistaat Bayern unterstützt die Kommunen bei dieser Aufgabe und fördert den Aufbau seniorengerechter Quartierskonzepte im Rahmen der Richtlinie „Selbstbestimmt Leben im Alter - SeLa“. Die Förderung beträgt bis zu 80 000 Euro über maximal vier Jahre.
Die Tutzinger Rathausverwaltung soll nun zunächst die Förderung beantragen und einen Stellenplan vorbereiten. Auch Jüngere nehmen die Hilfe in Anspruch, sagt die Bernrieder Quartiersmanagerin Verena Pahlke. Doch überwiegend betreut sie nach eigenen Angaben ältere Personen und Menschen mit Behinderungen. Deren Anteil schätzt sie auf etwa 90 Prozent. Auch in Tutzing war sie schon bei der Gemeinde eingeladen, wie Bürgermeisterin Greinwald berichtete. Verena Pahlke arbeitet 30 Stunden wöchentlich. Davon werden 20 Stunden über die staatliche Förderung bezahlt, zehn Stunden steuert die Gemeinde bei. In Tutzing wird zunächst eine Stelle mit 20 Wochenstunden angepeilt, doch eine höhere Stundenzahl gilt nicht als ausgeschlossen.
Kommentar hinzufügen
Kommentare