Gemeindeleben
26.7.2021
Von vorOrt.news

Tutzinger Bürgermedaille für Markus Kuisl

Feuerwehr-Ehrenzeichen für Michael Lanio, Andreas Ortlieb, Martin Bührer und Oliver König

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Markus Kuisl in seinem Element - bei den Fahrzeugen, Booten und Gerätschaften im Tutzinger Feuerwehrhaus © L.G.

Hohe Auszeichnung für Markus Kuisl: Der langjährige Feuerwehr-Kommandant von Tutzing hat am Montagabend die Bürgermedaille erhalten. Im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im Sitzungssaal des Rathauses verlieh sie ihm Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Mit dabei waren die beiden Vizebürgermeister Elisabeth Dörrenberg und Dr. Franz Matheis, Gemeinderäte und Träger der Bürgermedaille. Die Traubinger Blaskapelle begleitete die Veranstaltung musikalisch, wegen der Corona-Abstandsregeln vom Rathaus-Balkon aus.

Weitere Auszeichnungen gab es am Montag für vier Tutzinger Feuerwehrmänner: Das von Innenminister Joachim Herrmann unterzeichnete Feuerwehr-Ehrenzeichen des Freistaats Bayern bekamen von Bürgermeisterin Greinwald Michael Lanio und Andreas Ortlieb für 40 Jahre, Martin Bührer und Oliver König für 25 Jahre aktiven Dienst (siehe Einzelheiten unten auf dieser Seite).

Markus Kuisl war 24 Jahre Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Tutzing, so lange wie sonst bisher niemand. Die Feuerwehr hat den 60 Jahre alten gebürtigen Wartaweiler, der auch Kreisbrandmeister ist, kürzlich zu ihrem Ehrenkommandanten ernannt. Bürgermeisterin Greinwald dankte ihm für seinen großen und selbstlosen Einsatz.

Kuisl selbst bezeichnete die Tätigkeit bei der Feuerwehr als sehr befriedigend, sie habe ihm viel Spaß gemacht. Er empfinde sie gar nicht als so herausragend, sondern als selbstverständlich, fügte er bescheiden hinzu - "eine grundlegende Bürgerpflicht". Seinen ausdrücklichen Dank richtete er an alle Feuerwehrleute, die ihn in dieser langen Zeit begleitet haben und auch besonders an seine Familie für ihr Verständnis.

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Bei der Ehrung im Rathaus: (von inks) Michael Lanio, Martin Bührer, Markus Kuisl, Oliver König, Marlene Greinwald, Christoph Knobloch und Andreas Ortlieb © L.G.
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Die Traubinger Blaskapelle begleitete die Feier musikalisch vom Rathaus-Balkon aus © L.G.

Viele Familien sind regelrecht Stützen der Feuerwehren, nicht selten über Generationen. Das trifft auf die Familie Kuisl zu. Ihr Name steht für die Tutzinger Feuerwehr wie ein Markenzeichen. "Die Feuerwehr ohne die Familie Kuisl, das können wir uns gar nicht vorstellen", sagte Bürgermeisterin Greinwald. Der Vater von Markus Kuisl, Alfons Kuisl, war von 1964 bis 1979 stellvertretender Kommandant, dann bis 1990 Kommandant und anschließend sechs Jahre Vorsitzender des Feuerwehrvereins gewesen. So etwas prägt.

„Ich bin mit der Feuerwehr aufgewachsen“, erzählt Markus Kuisl: „Das Feuerwehrhaus war mein Spielplatz.“ Stundenlang hat er im Feuerwehrauto gesessen. Technisch hat er viel von seinem Vater Alfons abgeschaut, der zum Beispiel Feuerwehrfahrzeuge innen selbst ausgebaut hat. „Ich war der Helfer“, sagt er. Als er elf war, durfte er zum ersten Mal bei einem Einsatz mitfahren.

Eine Verbindung der besonderen Art: BMW und Tutzinger Feuerwehr

Mit all dem war sein Lebensweg praktisch vorgezeichnet. 1980 machte der gebürtige Wartaweiler sein Abitur. Trotz seiner ausgeprägten technischen Interessen wollte er nicht studieren. Als sich beim Münchner Automobilkonzern BMW die Gelegenheit einer kaufmännischen Lehre ergab, griff er zu. Er besuchte die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie und konnte bei BMW den Beruf mit einer weiteren Leidenschaft verbinden: dem Motorradfahren. Vor allem klassische Maschinen haben es ihm angetan - „alles, was in den 1970er und 1980er Jahren gebaut wurde“, sagt er und schmunzelt: „Ich habe die ganze Garage voll.“

Aber die Leidenschaft Feuerwehr hat ihn nie losgelassen - und als vor 25 Jahren der damalige Gerätewart in Tutzing aufhörte, ergriff er die Chance der Nachfolge. Bei BMW beantragte er Teilzeit, und das klappte - eine Verbindung der besonderen Art des Autokonzerns und der Tutzinger Feuerwehr. Damit war gleichzeitig klar, dass er damit bei dem Münchner Unternehmen nicht mehr weiter Karriere machen würde. Aber das war ihm recht - und die Tätigkeiten konnte er seitdem gut miteinander vereinbaren.

"Klassische Brände" sind eher selten

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In guten Händen wissen Bürgermeisterin Marlene Greinwald und Markus Kuisl (li.) die Tutzinger Feuerwehr bei ihrem neuen Kommandanten Christoph Knobloch (Mitte) © L.G.

Das schlimmste Erlebnis war für Kuisl 1977 ein Verkehrsunfall bei Garatshausen, bei dem vier Tutzinger Gymnasiasten ums Leben kamen. Damals war er erst 17 Jahre alt. Durchschnittlich rückt die Feuerwehr im Jahr zu etwa 150 Einsätzen aus, erzählt er. „Klassische Brände“, bei denen die Flammen ausschlagen, sind eher selten. So etwas gab es in den vergangenen Jahren beispielsweise am Beringerweg, als ein Mehrfamilienhaus in Brand geriet und bei einem Gebäude an der Schmiedgasse nach einem Blitzeinschlag. In solchen Fällen sind meist auch die Feuerwehren aus Nachbarorten wie Traubing, Feldafing und Pöcking dabei. Mit ihnen allen gibt es eine vetrauensvolle Zusammenarbeit, die auf guten, vielfach langjährigen persönlichen Kontakten beruht.

Die Arbeit der Feuerwehr ist vielfältig, von vielen Herausforderungen, oft ungewöhnlichen Vorfällen und nicht selten auch von tragischen Ereignissen geprägt. In der Kustermannstraße ist vor ein paar Jahren eine Frau überfallen und mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt worden. In der Heinrich-Vogl-Straße hat einmal ein Fahrrad gebrannt. Bei unterschiedlichsten Vorfälle in Wohngebäuden, Gärten und Kellern wird die Feuerwehr zu Hilfe gerufen, so bei den jüngsten Unwettern, an der Bahnstrecke oder auf dem See. Schiffe sind ans Ufer gefahren, Bootshütten haben gebrannt. „Wenn eine Hütte brennt, dann brennen schnell alle“, sagt Kuisl: „Da kann man nur noch die Wohnhäuser nebendran schützen.“ Ein Einsatzboot des Landkreises steht im Tutzinger Feuerhaus - Beispiel für die Breite des Spektrums.

Die umfangreichen Kenntnisse der Feuerwehrleute verblüffen viele Menschen

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Viel Übersicht gehört dazu: Markus Kuisl und Gerätewart Andreas Ott überprüfen die Schlauchanlage © L.G.

Oft müssen die Einsatzkräfte improvisieren. „Man muss mitdenken‘“, sagt Kuisl, „und man braucht das richtige Werkzeug.“ Viele Betroffene sind immer wieder erstaunt, wie gut sich die meisten Feuerwehrleute handwerklich auskennen und wie sie schwierige Probleme lösen. „Für uns ist das meist gar nicht so ungewöhnlich“, kommentiert Kuisl. Manchmal seien es simple Tricks. Die modernen Sicherheitsvorkehrungen, so sinnvoll sie sind, erschweren manchmal im Ernstfall den Zutritt. Dennoch kommt die Feuerwehr nur selten allein nicht weiter. Als einmal eine Katze auf einem Baum in 15 Metern Höhe angelangt war und sich nicht mehr hinunter traute, kamen die Feuerwehrleute trotz ihrer langen Drehleiter nicht heran. Deshalb zogen sie einen Baumpfleger hinzu, der das Tier befreite.

Fischerhochzeit, Maibaum, Seefeste

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Markus Kuisl (Mitte) dankte auch besonders seiner Familie: seiner Frau Kerstin (rechts neben ihm) sowie seinem Sohn Anton (rechts) und seiner Tochter Anna (2. von links) mit ihrem Verlobten Dominik Sperk (links), der auch zweiter stellvertretender Feuerwehr-Kommandant ist. © L.G.

Es gibt aber noch eine ganz andere Kategorie von Einsätzen: Bei den historischen Tutzinger Fischerhochzeiten war die Feuerwehr immer mit 25 oder 30 Personen dabei, beim Maibaum-Aufstellen sogar mit etwa 40 Helfern. Früher hat die Feuerwehr auch selbst Seefeste veranstaltet. In Tutzing ist ihr Wintersonnwendfeuer im Kustermannpark in den vergangenen Jahren zu einer beliebten Tradition geworden, wenn die Corona-Pandemie zuletzt eine Pause in dieser Veranstaltungsreihe zum Jahresende erzwungen hat.

Im Februar dieses Jahres hat Markus Kuisl sein Amt in jüngere Hände übergeben: Der zu diesem Zeitpunkt erst 28 Jahre alte Christoph Knobloch ist zu seinem Nachfolger gewählt worden. Der Feuerwehr bleibt Markus Kuisl aber eng verbunden. Nach wie vor ist er Kreisbrandmeister. Vor zwei Jahren hat er das Steckkreuz des Feuerwehr-Ehrenzeichens erhalten, die höchste bayerische Auszeichnung auf diesem Gebiet. Fast noch wichtiger ist ihm das ihm verliehene silberne Vereinsabzeichen der Traubinger Feuerwehr, der er als Fördermitglied angehört. Die Nachbarn sind eng verbunden, immer wieder treffen sie sich bei Einsätzen. Am Freitag haben die Traubinger Kuisl auf ihrer Jahreshauptversammlung eine Dankurkunde übergeben - eine sehr persönliche Anerkennung.

Nun hofft Kuisl aber auch mehr Zeit für seine Familie zu haben. Seit 1991 ist er mit seiner Kerstin verheiratet, mit der er damals schon acht Jahre zusammen war. Tochter Anna hat sich der Biotechnologie, Sohn Anton den elektronischen Systemen zugewandt. Nicht zuletzt wird bestimmt die Leidenschaft fürs Motorradfahren etwas mehr zu ihrem Recht kommen.

Die neuen Feuerwehr-Ehrenzeichen

Michael Lanio: 40 Jahre aktiver Dienst
2009 Ernennung zum Hauptlöschmeister und 2012 zum Brandmeister
2009-2021 stellvertretender Kommandant
seit 2021 1. stellvertretender Kommandant
2005 Feuerwehr Ehrenzeichen Silber 25 Jahre aktiver Dienst vom Freistaat Bayern
2011 Feuerwehr Rettungsmedaille Freistaat Bayern für seinen Einsatz als Einsatzleiter bei einem Suizidversuch in der Tankstelle (Shell)
2020 Vereinsabzeichen Feuerwehr Tutzing in gold
2017 Feuerwehr Ehrenzeichen Silber des Kreisfeuerwehrverbandes Starnberg

Andreas Ortlieb: 40 Jahre aktiver Dienst
1993-2003 - Jugendwarthelfer
seit 2008 Oberlöschmeister
2003 Vereinsabzeichen Feuerwehr Tutzing in silber
2010 Feuerwehr Ehrenzeichen Silber des Kreisfeuerwehrverbandes Starnberg

Oliver König: 25 Jahre aktiver Dienst
2006-2020 - Jugendwarthelfer
seit 2007 Hauptfeuerwehrmann
2009 Vereinsabzeichen Feuerwehr Tutzing in bronze
2017 Feuerwehr Ehrenzeichen Silber der Kreisjugendfeuerwehr Starnberg
2014 ausgezeichnet mit dem Fluthelferorden des Freistaates Bayern

Martin Bührer: 25 Jahre aktiver Dienst
seit 2007 Hauptfeuerwehrmann
2008 Vereinsabzeichen Feuerwehr Tutzing in bronze
2017 Besuch des Lehrgangs Brandschutzerziehung an der Staatlichen Feuerwehrschule
seit 2020 Tätig im Kreisfeuerwehrverband - Bereich Brandschutzerziehung

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