
Während die einer Äthiopierin verweigerte Arbeitserlaubnis in Tutzing hohe Wellen schlägt, will die Gemeinde ein Zeichen setzen: Am kommenden Dienstag liegt dem Tutzinger Gemeinderat ein Antrag auf Solidaritätsbekundung mit dem Bündnis „Städte Sichere Häfen“ vor.
Die Bewegung „Seebrücke“ wurde Ende Juni 2018 gegründet, als das Seenotrettungsschiff „Lifeline“ mit 234 Menschen an Bord tagelang auf hoher See ausharren musste und in keinem europäischen Hafen anlegen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits mehrere Städte und Länder angeboten, die Menschen von der „Lifeline“ aufzunehmen, so die Organisatoren. Nach ihren Angaben haben sich bisher 174 Kommunen „auf dem Weg zum Sicheren Hafen“ angeschlossen. Das Ziel wird so beschrieben: „Sichere Häfen heißen geflüchtete Menschen willkommen und sind bereit, mehr Menschen aufzunehmen. Gemeinsam bilden die Sicheren Häfen eine starke Gegenstimme zur Abschottungspolitik der Bundesregierung und der EU.“
Der Fall der aus Äthiopien stammenden Frau zieht unterdessen Kreise. Sie ist im "Tutzinger Hof" angestellt, darf aber dort nicht mehr tätig sein. Die Ausländerbehörde des Landratsamts Weilheim-Schongau hat ihr die Arbeitserlaubnis entzogen, weil sie keinen Pass hat. Zuvor war die Frau in Deutschland geduldet. Die Ausländerbehörde hätte nach eigenen Angaben einen Ermessensspielraum nutzen können, wenn es in der betreffenden Branche - der Gastronomie - einen Personalengpass geben würde. Dies sei aber nicht der Fall, so die Ausländerbehörde. Diese Behauptung sorgt in der Gastronomiebranche für viel Unverständnis, weil dort erheblicher Personalmangel beklagt wird. Die Erklärung wird bei der Definition von Engpass-Berufen durch die Bundesagentur für Arbeit vermutet. Sie nehme in ihre Statistik nur bei ihr gemeldete offene Stellen auf. Die. meisten Stellen, so Branchenkenner, würden aber gar nicht mehr an die Agentur für Arbeit gemeldet, sondern auf anderen Wegen - so besonders über soziale Medien - ausgeschrieben. Deshalb erfahre die Bundesagentur für Arbeit wenig über den wahren Personalmangel in der Gastronomie.
Tutzinger Kommunalpolitiker versuchen in dieser Angelegenheit doch noch für eine Änderung zu sorgen. Nach dem SPD-Ortsvorsitzenden Werner Hensel hat sich inzwischen auch Bernd Pfitzner, Gemeinderat und Kreisrat der Grünen, eingeschaltet. Er hat sich an den Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU) gewandt und ihn gebeten, sich für die Äthiopierin einzusetzen. Sie habe sich in kürzester Zeit zu einer sehr wichtigen und bei Kollegen wie Kunden beliebten Mitarbeiterin entwickelt. "Gerade in diesem Sommer, wo Menschen vermehrt auch in unserem Landkreis Erholung suchen und Urlaub machen, werden Mitarbeitende im Gastgewerbe dringend gebraucht", schreibt Pfitzner an den Landrat. Der Fall verdiene auch die Aufmerksamkeit der Starnberger Wirtschaftsfördergesellschaft gwt.
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