Von vorOrt.news

„Hier zu leben ist ein Geschenk“

Trauer auf der Ilkahöhe: Langjährige Guts-Eigentümerin Monika Wendelstadt gestorben

Wendelstadt-Monika2.jpg
Monika Wendelstadt

Über Jahrzehnte standen sie gemeinsam für die Ilkahöhe: Monika und Dieter Wendelstadt. Im August vorigen Jahres ist Dieter Wendelstadt im Alter von 89 Jahren gestorben, nur acht Monate später ist ihm nun seine Frau Monika wenige Tage vor ihrem 82. Geburtstag gefolgt.

Die Guts- und Forstverwaltung mit dem ansehnlichen Gelände und dem berühmten Blick vom Grat aus über den Starnberger See bis zu den Bergen war ihnen zum Lebenswerk geworden, nachdem sie Ende der 1980er Jahre aus Nordrhein-Westfalen dort hin gezogen waren. Zuvor hatte sich Dieter Wendelstadt bis in Toppositionen der Versicherungswirtschaft emporgearbeitet. Er war Chef der Colonia-Versicherung und führte sie mit dem französischen Axa-Konzern zusammen.

Die aus der Brauereifamilie Wieninger im Berchtesgadener Land stammende Monika Wendelstadt war die starke Frau an seiner Seite, die mit Witz, bayerischem Charme und ihrem berühmten Apfelstrudel viel zu seinem Erfolg beitrug. Gleichzeitig war sie die Erbin der Ilkahöhe.

Ilkaho-he12.jpg
Die Ilkahöhe ist wohl der bekannteste Aussichtspunkt am Starnberger See © L.G.
Anzeige
Edekla-Fisch2.png
Wendelstadt-Dieter.jpg
Dieter Wendelstadt

Der Münchner Kommerzialrat Max Kustermann hatte Ende des 19. Jahrhunderts mehrere einzelne Höfe in diesem Gebiet erworben und sie zu einem Gut verbunden. 1924 übernahm der Dachauer Papierfabrikant Niklas den land- und forstwirtschaftlichen Gutsbetrieb. Als ihn die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre zum Verkauf zwang, wurde die aus dem Rheinland stammende Familie Carp neuer Eigentümer. Elsa Carp übertrug den Betrieb 1959 auf Otto Frey, der ihn über lange Zeit geführt und verwaltet hatte. Er gab die Landwirtschaft in den 1970er Jahren auf, ließ weite Flächen aufforsten und verpachtete verbliebene Wiesen an Bauern aus der Umgebung. 1994 vererbte Frey das Anwesen an Monika Wendelstadt.

Sie zog 1989 mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern auf die Ilkahöhe um. Damit begann für die Familie ein neuer Lebensabschnitt. Mit großem Engagement, Gefühl für die Historie und Liebe zur Natur setzten sie behutsam neue Akzente. So bauten sie beispielsweise den ursprünglich aus dem Jahr 1445 stammenden „Popphof“ im Denkmalschutz um. Nach Otto Frey benannten sie ihn „Freyhof“.

Neben dem Gut engagierte sich das Ehepaar auf vielfältige Weise. So arbeitete Monika Wendelstadt 25 Jahre in München in einer Einrichtung für geistig und körperlich behinderte Kinder; dafür erhielt sie das Bayerische Verdienstkreuz. Sie war der Mittelpunkt ihrer großen Familie, ihre 15 Enkel haben sie vergöttert. 58 Jahre waren Monika und Dieter Wendelstadt verheiratet. „Wer hier wohnt, muss dankbar und bescheiden sein“, sagte er einmal: „Besitz verpflichtet. Hier zu leben ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk."

ID: 3046
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.