Gemeindeleben
28.8.2019
Von vorOrt.news

"Ein Mensch mit unendlicher Großzügigkeit"

Dieter Wendelstadt gestorben - Für den früheren Colonia-Chef war das Gut Ilkahöhe ein Geschenk

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Dieter Wendelstadt © privat

Für Dieter Wendelstadt ist Tutzing zur Heimat geworden. Im Alter von 89 Jahren ist er am Freitag gestorben. Das Gut Ilkahöhe, das seine Frau Monika vor 25 Jahren geerbt hat, war für ihn eine neue Lebensaufgabe nach einer brillanten Karriere in der Versicherungswirtschaft. Der gebürtige Bremer, im Jahr der Weltwirtschaftskrise 1929 zur Welt gekommen, war Chef der Colonia-Versicherung und maßgeblich an deren Integration in den französischen Axa-Konzern beteiligt, der zu einem wichtigen Gegengewicht zum mächtigen deutschen Branchenführer Allianz wurde. Aber in diese Positionen hat er sich Schritt für Schritt emporgearbeitet.

Sein Vater ist 1944 gefallen. Im Krieg flüchtete Dieter Wendelstadt zur Familie seiner Mutter nach Bayern. Dann machte er eine Schreinerlehre, arbeitete bei den Vereinigten Werkstätten, studierte in München Betriebswirtschaftslehre und verkaufte sechs Jahre lang in England Staubsauger für die Firma Vorwerk - zweifellos keine leichte Aufgabe damals, als Vertreter des Kriegsverlierers. Anschließend verbrachte er mehrere Jahre im Ausland, in Frankreich, Holland, England, USA und Kanada. Er ging sogar nach Afghanistan, um beim Aufbau einer Textilfabrik zu helfen.

Von 1973 bis 1991 war Dieter Wendelstadt Vorstandsvorsitzender der Colonia-Versicherung. Diese Gesellschaft wuchs unter seiner Führung auch durch Fusionen beträchtlich, bevor sie nach mehreren Verkäufen beim Axa-Konzern landete. Aus der Hand des damaligen Bundesfinanzministers Hans Eichel hat er im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse erhalten.

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Den uralten Popphof hinter dem Nikolauskircherl haben Monika und Dieter Wendelstadt im Denkmalschutz ausgebaut © L.G.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner reichhaltigen internationalen Erfahrungen wollte Dieter Wendelstadt aus Tutzing nie weg. Als Protestant war er Ökumene, er ging gern in die Kirche, schätzte die Kirchenmusik und stand dem Chor der katholischen Pfarrei St. Joseph sehr wohlwollend gegenüber.

Das Gut Ilkahöhe hat eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Der Münchner Kommerzienrat Max Kustermann hat Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Bauernhöfe in Oberzeismering gekauft. Daraus ist das Gut geworden, das später die Familie Carp erwarb. Elsa Carp vermachte das Gut 1959 ihrem Verwalter Otto Frey, der es später an seine Tochter Monika vererbte. Ihr Mann Dieter Wendelstadt ging in der neuen Aufgabe auf, kümmerte sich mit Leidenschaft, aber behutsam um Renovierungen und Neuerungen und genoss sein Privatleben, seine große Familie mit fünf Kindern und 15 Enkelkindern, seinen geliebten Sport - vor allem Segeln, Bergsteigen und Skifahren - und die Natur.

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Beliebt bei vielen Einheimische und Fremden: Die kleine Kirche St. Nikolaus auf der Ilkahöhe © L.G.

"Wer hier wohnt, muss dankbar und bescheiden sein“, sagte er einmal: „Besitz verpflichtet. Hier zu leben ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk." Mit seiner Frau Monika, die er 1961 geheiratet hat, baute er den aus dem Jahr 1445 stammenden „Popphof“ hinter dem Forsthaus Ilkahöhe und dem Nikolauskircherl im Denkmalschutz aus und benannte ihn nach Otto Frey „Freyhof“.

Für seine Kinder war Dieter Wendelstadt ein Mensch „mit unendlicher Großzügigkeit, großer Liebe für die ganze Familie und für jeden einzelnen“. Er habe klare Prinzipien, ein starkes Wertegerüst, ein gutes Leitbild und eine immense Haltung gehabt, und er sei stets dankbar gewesen für alles, was das Leben ihm schenkte. Er sei ein „Menschenfänger“ gewesen, mit viel Gefühl für Situationen und Menschen. Schon früh sei es ihm auf die emotionale Intelligenz angekommen, als es das Wort noch nicht gegeben habe. Trotz seiner außergewöhnlichen Karriere habe er nie sein zu Hause, seine Herkunft vergessen, nie seine Bodenhaftung verloren: „Für so viele von uns war er wichtig, er war unendlich loyal, fördernd, zuverlässig und charaktervoll - ein vorbildlicher Freund, Ratgeber, Vater, Ehemann.“

Die Trauerfeier für Dieter Wendelstadt findet am Freitag, dem 30. August 2019 um 12.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Joseph statt, die Beerdigung anschließend im engsten Familienkreis.

Quelle Titelbild: L.G/privat/vorOrt.news
ID: 2140
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