Gemeindeleben
16.7.2019
Von vorOrt.news

Wissbegierige Tutzinger Kinder

„Haus der kleinen Forscher“ weckt Begeisterung - Mitarbeiter von vier Kitas bei Workshops dabei

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Uiiih... Die Begeisterung ist den Kindern oft anzusehen © Thomas Ernst / © Stiftung Haus der kleinen Forscher

Warum blubbert Flüssigkeit, wenn man sie durch einen Strohhalm anbläst? Warum geht ein Schiff aus Stahl nicht unter? Warum ist der Himmel blau? Mühelos beantworten immer mehr Kinder solche Fragen - besonders dann, wenn sie in einem „Haus der kleinen Forscher“ betreut werden. Dieses Zertifikat verleiht eine bundesweit tätige Stiftung gleichen Namens in Berlin an Kindertagestätten. Kitas, die an Workshops hierfür teilgenommen haben und regelmäßig experimentieren, werden als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert.

Auch Mitarbeiter aus mehreren Tutzinger Einrichtungen haben bereits solche Workshops besucht. Dazu gehören der Hort „Krambambuli“, der evangelische Kindergarten „Arche Noah“, das katholische Kinderhaus St. Josef und der katholische Kindergarten St. Maria in Traubing. Die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) unterstützt die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ seit 2011 und setzt deren Angebote in ganz Oberbayern um.

Die bundesweit größte Initiative für frühkindliche Bildung

Es handelt sich um die bundesweit größte Initiative für frühkindliche Bildung. Als ihr Ziel gilt es, Drei- bis Zehnjährige in Kindertageseinrichtungen altersgerecht für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Bei einem Festabend im Münchner Tierpark Hellabrunn ist kürzlich die Hochstadter Villa Kunterbunt in Weßling in diesem Rahmen ausgezeichnet worden. Im Landkreis Starnberg sind zurzeit 65 Kindergärten und Horte in dieser bundesweiten Initiative aktiv. Drei von ihnen sind zertifiziert. In manchen Kindergärten sind sogar alle Mitarbeiter mit von der Partie. So war es in Pförring (Landkreis Eichstätt): Alle 23 Erzieher des Kindergartens „Haus Pusteblume“ haben mitgemacht. In der Kindertagesstätte Moritz in Grünwald (Landkreis München) hat ebenfalls fast das gesamte zwölfköpfige Team teilgenommen.

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Die hinterfragen alles. Eine Erzieherin über die Wissbegierde der Kinder

Viele Kindertagesstätten haben schon "Forscherecken" eingerichtet

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"Die hinterfragen alles": Kinder wollen es immer ganz genau wissen © Thomas Ernst / © Stiftung Haus der kleinen Forscher

„Die hinterfragen alles“: So beschreibt eine Erzieherin die schier grenzenlose Wissbegierde der Kinder. Im Winter haben die Pförringer Kinder mit schwarzem Papier Schnee aufgefangen und sich gefragt, warum er kristallförmig und nicht rund aussah. „Das hab’ ich auch im Internet nicht rausgebracht“, gesteht die Erzieherin. Eine Kollegin von ihr ist der Meinung, dass Erwachsene nicht immer Allwissenheit vorgaukeln müssen. Teilnehmer der Workshops halten das gemeinsame Lernen von Kindern und Erziehern sogar für ausgesprochen wichtig.

Viele Kindertagesstätten haben längst „Forscherecken“ eingerichtet - mit allem, was zum Tüfteln anregt, vom Mikroskop bis zur Sandwanne. Weit über die Naturwissenschaften hinaus, sagen Erzieher, würden so auch die Sprach-, Lern- und Sozialkompetenz sowie die Feinmotorik gefördert. Mittlerweile zieht die Initiative mancherorts immer weitere Kreise. Die Grünwalder Kita Moritz hat beispielsweise Kontakte zum kommunalen Bauhof und zum Wertstoffhof geknüpft. Aus Abfallmaterial bauen die Kinder ideenreich neue Geräte. Immer wieder begeben sich die Gruppen auch in die Natur. In Grünwald hat ein Förster ein Stück Wald zur Verfügung gestellt, das die Kinder nun im wahrsten Sinn des Wortes unter die Lupe nehmen, so etwa, indem sie den Spuren von Würmern auf alten Hölzern folgen.

Erwachsene müssen nicht immer Allwissenheit vorgaukeln. Eine Erzieherin über ihre Erfahrungen

Auch in anderen Zweigen fallen Bemühungen auf, Kindern Interessensgebiete und Berufsfelder nahezubringen. Beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband etwa gibt es mehrere Projekte, so „Bayern schmeckt“, die „Miniköche“ oder eine „Kinder Business Week“.

„Kinder gehen oft viel selbstverständlicher mit neuen Technologien um als wir Erwachsene“, sagte die Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer bei einer Informationsveranstaltung zum Haus der kleinen Forscher. Fundiertes Wissen bietet nach ihrer Überzeugung nicht zuletzt optimalen Schutz: „Es ist es ganz schön schwierig, Menschen hinters Licht zu führen, sobald es ihnen aufgegangen ist.“

„Es ist es ganz schön schwierig, Menschen hinters Licht zu führen, sobald es ihnen aufgegangen ist.“ Gabriele Bauer, Oberbürgermeisterin von Rosenheim

Bayernweit sind bereits 4500 Kitas und Kindergärten dabei. Erzieher werden in Workshops mit Schulungsmaterial zu Themenfeldern wie „Wasser und Luft“, „Strom und Energie“, „Akustik“ und Informatik“ vertraut gemacht. Seit dem Kindergartenjahr 2018/19 bietet die Stiftung neben Workshops zur MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) auch Seminare zu nachhaltiger Entwicklung im frühkindlichen Bereich an. Erzieher werden inhaltlich und pädagogisch geschult, um mit den Kindern auf naturwissenschaftliche Entdeckungsreise gehen zu können.

Die Stiftung weitet ihr Angebot mehr und mehr auch auf Grundschulen aus

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Gemeinsames Forschen und Entdecken: Die Begeisterung schwappt schnell auf andere über © Christoph Wehrer / © Stiftung Haus der kleinen Forscher

Den ausbildenden Unternehmen falle es nach wie vor schwer, Jugendliche für eine Berufsausbildung mit naturwissenschaftlichem, mathematischem oder technischem Hintergrund zu begeistern, sagte IHK-Vizepräsidentin Kathrin Wickenhäuser-Egger in Weßling. Als umso wichtiger bezeichnete sie es, bereits bei Kindern das Interesse für naturwissenschaftliche Phänomene zu wecken, Einblicke in die Welt der Technik zu geben und mathematisches Verständnis zu fördern: „Durch gemeinsames Forschen und Entdecken lernen die Kinder außerdem, wie sie selbstständig Antworten finden und Probleme kreativ lösen können - das sind Fähigkeiten, die sie in ihrem Leben unbedingt benötigen.“

Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ erreicht mit ihrem Fortbildungsangebot bisher nach eigenen Angaben mehr als 31 700 Kitas, Horte und auch Grundschulen. Zukünftig will sie ihr Angebot um spezialisierte Fortbildungen für Grundschullehrerinnen und -lehrer erweitern. So unterstützt sie neuerdings beispielsweise mit einer Digitalwerkstatt für Energiebildung an Grundschulen Lehrer dabei, digitale Anwendungen zu den Themen „Strom und Energie“ im Unterricht didaktisch sinnvoll einzusetzen. Noch bis zum 8. August 2019 können sich digital interessierte Grundschullehrer und Lehramtsanwärter auf der Webseite hdkf.de/digitalwerkstatt-energie für einen der limitierten Plätze bewerben.

Quelle Titelbild: Christoph Wehrer / © Stiftung Haus der kleinen Forscher
ID: 2035
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