Gemeindeleben
28.1.2019
Von vorOrt.news

Vorsicht bei Notdiensten

Tutzinger müssen viel Geld berappen - Stromreparatur: 2500 Euro, Schlüssel: 550 Euro

Schlu-sseldienst2.jpg
Die Tür nach der 550-Euro-"Behandlung"

Mit Notdiensten machen Tutzinger zurzeit nicht immer die besten Erfahrungen. Eine Bürgerin, die in der Kustermannstraße wohnt, musste an einem Samstagabend 550 Euro für einen Schlüsseldienst bezahlen, nachdem sie sich aus ihrer Wohnung gesperrt hatte. Von einem anderen Tutzinger hat ein Elektro-Notdienst vor ein paar Wochen in der Nacht mehr als 2600 Euro für eine Stromreparatur verlangt. 2656 Euro für Strom-Reparatur

In beiden Tutzinger Fällen haben die Betroffenen im Internet nach einem Notdienst gesucht. Verbraucherzentralen warnen: Immer häufiger geraten Bürger, die einen vermeintlich ortsansässigen Schlüsseldienst rufen, an unseriöse, bundesweit agierende Unternehmen. Mittlerweile gibt es sogar eine „Initiative fairer Schlüssel-Notdienst“. Der „Fachverband europäischer Sicherheits- und Schlüsselfachgeschäfte“ hält dies für nötig, „um die Verbraucher vor unseriösen Schlüsseldiensten zu schützen“.

Der Verband warnt: „Die Monteure vor Ort nötigen die Betroffenen nicht selten, 1000 Euro für eine Türöffnung zu bezahlen, die bei seriösen Unternehmen je nach Tageszeit und Wochentag etwa 70 bis 120 Euro gekostet hätte.“ In ihrer Not bezahlten die meisten Verbraucher. Sie erhielten Rechnungen mit gefälschten Arbeitsleistungen oder Adressen und hätten so später kaum noch Möglichkeiten, sich rechtlich zu wehren.

Hilfesuchende mit Online-Anzeigen geködert

Aber solche Anbieter sind auch schon verurteilt worden. Das Landgericht Kleve hat zwei Angeklagte, die regelrecht ein kriminelles System aufgezogen hatten, unter anderem wegen Betrugs und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten nach Angaben des Verbands Hilfesuchende mit Online-Anzeigen geködert und trotz Telefonnummern mit örtlichen Vorwahlen auf ihre Zentrale in Geldern weitergeleitet. Von dort aus wiederum hatten sie Handwerker vermittelt, die oft überzogene Rechnungen geschrieben oder die Türen der Kunden sogar absichtlich beschädigt haben. Der in Kleve verhandelte Fall stehe nur exemplarisch für ein bundesweites Problem, so der Verband.

Inhaber eines Schlüsseldienstes rät: "Nachts lieber ins Hotel gehen"

Schlu-sseldienst1.jpg
Schlüssel vergessen? Da geht Anja Voitländer künftig lieber ins Hotel

Der Starnberger Schlüssel- und Sicherheitsservice Thalmaier verlangt tagsüber 60 Euro, wie sein Inhaber Ingo Drittenpreis auf Anfrage sagt, plus Anfahrtkosten – zum Beispiel in Starnberg 10 Euro, nach Tutzing 30 Euro. Abends und nachts bietet Drittenpreis keinen Schlüsseldienst mehr an, weil ihn die um sich greifenden Methoden mancher Anbieter ärgern und er den Ruf der Branche geschädigt sieht.

Anja Voitländer, die sich vom Schlüsseldienst betrogen fühlt, wollte von dem Mann, der zu ihr kam, zuerst wissen, was es kostet. Er habe von 320 Euro gesprochen, erzählt sie. Dann sei aber immer mehr zusammengekommen: 170 Euro „Tarif“, 170 Euro Nachtzuschlag, 70 Euro für Materialverschleiß und so weiter. Die Tutzingerin hat sich telefonisch bei der Firma beschwert. Sie sitzt in Essen. Inzwischen hat Anja Voitländer Anzeige bei der Polizei erstattet. Aber ihr Geld, fürchtet sie, wird sie wohl nicht zurückbekommen. Sie hat mittlerweile erfahren, dass mit solchen Methoden in der hiesigen Gegend Betrüger unterwegs sein sollen. Was tun, wenn man nachts nicht mehr in seine Wohnung kommt? Lieber ins Hotel gehen, rät Drittenpreis: „Da zahlt man vielleicht 80 Euro.“ Und dann am nächsten Tag einen ortsansässigen Schlüsseldienst rufen: „Das ist viel billiger.“ Dieser Empfehlung will Anja Voitländer künftig folgen, wenn sie wieder einmal nachts nicht in ihre Wohnung kommen sollte.

Anzeige
Edekla-Fisch2.png
Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1562
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.