Immer wieder mal ist Prominenz in Tutzing zu Gast, ohne dass die meisten Einheimischen davon etwas mitbekommen. In dieser Woche war das wieder mal der Fall: Viktor Orban war zu Besuch. Im Verlauf seines Besuchs in Deutschland ist der ungarische Ministerpräsident auf Einladung des in Tutzing lebenden Musikproduzenten Leslie Mandoki an den Starnberger See gekommen, um sich zwischen den politischen Gesprächen ein wenig zu entspannen.
Orban war nicht zum ersten Mal in Tutzing. Vor ein paar Jahren war er zum Beispiel bei einer Feier von Mandoki, der selbst ungarischer Abstammung ist und der 2013 bei der bayerischen Landtagswahl für die CSU kandidiert hat. Bei der Feier 2014 in Tutzing waren auch Bayerns früherer CSU-Ministerpräsident Edmund Stoiber und der Kabarettist Django Asül dabei.
Die Ungarn seien ein freiheitsliebendes Volk, hat Mandoki Anfang dieses Jahres in einem Interview mit der Münchner „Abendzeitung“ gesagt: „Seine Vorbehalte muss man auch historisch betrachten.“ In Ungarn gebe es Angst vor einem muslimischen Antisemitismus. Zu den - im Gegensatz zur CDU - besseren Beziehungen der bayerischen CSU zu den Ungarn verwies Mandoki in dem Interview darauf, dass Ungarns erste Königin eine Bayerin gewesen sei und dass sich heute das größte Werk des in Ingolstadt ansässigen Automobilkonzerns Audi in Gyõr in Ungarn befinde. „Da ist es doch normal“, sagte der Tutzinger Musiker, „dass man miteinander redet.“
Als Orban diesmal in Tutzing war, hat er - ebenso wie zwei seiner Minister - im Midgardhaus bei Wirt Fritz Häring übernachtet. An die 30 Begleiter und Security-Leute waren dabei. In Härings Wirtschaft direkt am Ufer des Starnberger Sees scheint es Orban und seinen Mitreisenden gut gefallen zu haben. Bewirtet von Wirt Fritz Häring, seinem Restaurantchef Hermann Lang und ihrem Team machten sie bei Speis und Trank im Biergarten einen entspannten und gelassenen Eindruck, genossen bayerische Spezialitäten und verfolgten an einem der aufgestellten Fernsehgeräte eines der WM-Achtelfinalspiele.
Dabei wird für den ungarischen Regierungschef, der als scharfer Kritiker von Angela Merkels Flüchtlingspolitik gilt, wohl auch Zeit gewesen sein, in Ruhe über seine Haltung in nachzudenken. Am Starnberger See hat er sie aber offenbar nicht geändert. Zwar war kürzlich noch über angebliche Signale für ein Entgegengekommen Orbans in der Flüchtlingspolitik berichtet worden. Doch nachdem er mit einem Privatflugzeug nach Berlin geflogen ist, scheinen die Gespräche mit der deutschen Regierungschefin dann doch nicht so verlaufen zu sein, wie sie es sich erhofft hatte. Nach den aktuellen Berichten aus Berlin hat es Orban weiterhin abgelehnt, Flüchtlinge zurückzunehmen, die in Deutschland gelandet sind. Er begründete das damit, dass sein Land nicht für solche Flüchtlinge zuständig sei, die zuerst in Griechenland in die Europäische Union gekommen sind, dort aber nicht registriert worden sind.
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