
Das Feuerwehrhaus war die Heimat von Alfons Kuisl. Dort hat der langjährige Tutzinger Feuerwehr-Kommandant und später Feuerwehr-Vorsitzende über lange Zeit mit seiner Frau Rosina gewohnt. Nicht lange, bevor er jetzt im Alter von 86 Jahren gestorben ist, war er in seiner geliebten Werkstatt oft bei der Arbeit zu sehen. Wenn die Tür offen stand, wussten alle, er war da.
Ein Gerät oder eine Maschine, die Alfons Kuisl nicht reparieren konnte, war undenkbar. Damit profitierte nicht nur die Feuerwehr, sondern ganz Tutzing von den Fähigkeiten des gelernten Maschinenbauers.
Nach seiner Lehre hatte er ohne weitere Ausbildung die Meisterprüfung zum Starkstromelektriker mit der Note 1,1 bestanden, später wurde er Industriemeister. Beruflich war er auf der ganzen Welt für das Unternehmen Peco in München-Pasing unterwegs, um Schweißmaschinen aufzubauen.
Nach dem Krieg hat er ausrangierte Lkws für die Feuerwehr umgebaut

Auch Ex-Bürgermeister Peter Lederer kann über Alfons Kuisls Können und seine Hilfsbereitschaft manche Geschichte erzählen. Beim Tutzinger Wasserwerk beispielsweise habe es keine Engpässe gegeben, sagt er, weil Kuisl bei Problemen innerhalb von einer Stunde an Ort und Stelle gewesen sei und alles repariert habe: „Da hat nie jemand etwas gemerkt.“ Schon in der Nachkriegszeit, erinnert sich Lederer, hat Kuisl ausrangierte Lkws und andere Fahrzeuge für die Zwecke der Feuerwehr umgebaut.
Alfons Kuisl ist in Augsburg geboren, mit seiner Familie aber schon in jungen Jahren nach Tutzing gekommen. Mit knapp 18 Jahren ging er zur Feuerwehr. Auch für viele andere Aktivitäten hat er sich begeistert. Er ist gern Ski gefahren, er hat die Berge geliebt, er war im TSV Tutzing und im Alpenverein aktiv, genauso in der Tutzinger Gilde. Doch die Feuerwehr war sein Leben - und für viele Tutzinger hat er sie quasi verkörpert. Auch viele junge Leute habe er für die Feuerwehr begeistert.
„Er war ein einzigartiger Mensch und ein Kamerad von A bis Z“, sagt der frühere Tutzinger Feuerwehr-Vorsitzende Wilhelm Schlatterer: „Wir haben ihn sehr bewundert.“ Auch Lederer hat Kuisl „hoch geschätzt“. Dienst am Nächsten, Kameradschaft und Pflichtbewusstsein seien für ihn wichtige Leitgedanken gewesen.
Wie Kuisls Engagement für die Feuerwehr anerkannt wurde, belegt eine hohe Ehrung, die er bereits mit 42 Jahren erhalten hat: Damals wurde er mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen für besondere Verdienste des Freistaates Bayern, dem so genannten Steckkreuz, ausgezeichnet - bereits Jahre vor seiner Wahl zum Kommandanten 1979. Eine Seltenheit.
Die Familie Kuisl ist ein Glücksfall für Tutzing

Schon 1964 war Alfons Kuisl zum stellvertretenden Kommandanten berufen worden. Kommandant blieb er bis 1990, anschließend war er noch sechs Jahre Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Insgesamt war er 68 Jahre Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, davon 36 Jahre in Führungspositionen. Auch Kreisbrandmeister war er 15 Jahre lang, im Katastrophenschutz war er Gruppenführer.
Seine Leidenschaft für die Feuerwehr hat Alfons Kuisl weitergegeben: Heute ist sein Sohn Markus Kuisl der Tutzinger Feuerwehr-Kommandant. Er ist schon als Jugendlicher viel dabei gewesen und sozusagen ganz logisch in diese Tätigkeit hineingewachsen. Die Familie Kuisl ist für Tutzing zweifellos ein Glücksfall.
Die Gemeinde Tutzing hat Alfons Kuisl 1989 die Bürgermedaille verliehen. Er wurde auch mit dem Ehrenzeichen des Deutschen Feuerwehrverbandes ausgezeichnet, er war Ehrenkreisbrandmeister und Ehrenkommandant des Tutzinger Feuerwehrvereins.
Das Requiem für Alfons Kuisl findet am Donnerstag, dem 19. April, um 14.30 Uhr in der Tutzinger Pfarrkirche St. Joseph statt,. Die Urnenbeisetzung ist für einen späteren Zeitpunkt geplant.
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