Die Gemeinde Tutzing hat den Ökumenischen Unterstützerkreis Tutzing mit ihrem Ehrenbrief ausgezeichnet -„in Würdigung vorbildlicher Verdienste um die Hilfe für Geflüchtete und dem damit verbundenen großen ehrenamtlichen Einsatz".
„Ihr Einsatz ist ein Beispiel für gelebte Menschlichkeit und für das politische Engagement, das unsere Gemeinde so sehr benötigt und so besonders macht“, sagte Bürgermeister Ludwig Horn in seiner Laudatio (Wortlaut siehe weiter unten auf dieser Seite).
Claudia Steinke, die Vorsitzende des Ökumenischen Unterstützerkreises, zitierte in ihren Dankworten (Wortlaut siehe unten auf dieser Seite) die häufig verwendete Formulierung: „Ehrenamtliches Engagement ist der Kitt in unserer Gesellschaft.“ Dies sei richtig. „Wir alle hier wissen das gute Miteinander in Tutzing sehr zu schätzen“, sagte sie. Politik auf kommunaler Ebene sei anders als auf Landes- und Bundesebene: „Aber dennoch sind wir alle von Entscheidungen auf ebendiesen Ebenen abhängig.“ Für Integrationskurse sei für 2025 mit 500 Millionen Euro nur noch die Hälfte des Betrages aus dem Jahr 2024 eingestellt worden, und niemand wisse, wie sich die nächste Bundesregierung zusammensetzen wird. „An dieser Stelle zu sparen wird aber zulasten der betroffenen Menschen UND der Gemeinden UND der Ehrenamtlichen gehen“, warnte Claudia Steinke: „Das kann keinesfalls in unser aller Interesse sein. Dankenswerterweise werde wird in Tutzing der Rotary Club finanzielle Mittel bereitstellen für VHS-Kurse für Sprache und Integration direkt in der Unterkunft. Auch der Lions Club habe eine großzügige Spende in Aussicht gestellt, mit der für die Menschen im Benedictus-Hof im Bereich Bildung und vielleicht ärztliche Versorgung gesorgt werden könne. Durch eine außerordentliche private Spende sei es dem Unterstützerkreis auch möglich, sein Büro im Benedictus-Hof mit Möbeln und technischer Ausrüstung einzurichten. „Wer auch immer der nächsten Bundesregierung angehören wird – wichtig wird sein, dass die extremen Ränder nicht zu breit werden“, fügte Claudia Steinke hinzu. Am 17. Februar organisiert der Unterstützerkreis nach ihren Worten eine Lesung zum Buch „Februar ´33“ mit dem Autor Dr. Uwe Wittstock. Möglich werde diese Lesung durch ein breites Bündnis aus Rotary Club, der VHS, dem Roncallihaus KulturForum, dem Freundeskreis der Evangelischen Akademie und dem Ökumenischen Unterstützerkreis.
Bürgermeister Ludwig Horn: "Ein beeindruckendes Netzwerk"
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Ökumenischen Unterstützerkreis Tutzing,
in dieser Woche wird unsere Geflüchtetenunterkunft, der Benedictus-Hof, von den ersten Geflüchteten bezogen. Die Entstehung des Benedictus-Hofs, die Aufgabe, mehr als hundert uns vollkommen unbekannte Menschen bei uns hier in Tutzing aufzunehmen, ist eine Perspektive, die unsere Gemeinde, die Tutzingerinnen und Tutzinger, in letzter Zeit sehr beschäftigt hat. Und das, im wahrsten Sinne des Wortes, in der Mitte unserer Gemeinde.
Und es ist mehr als eine Perspektive. Es ist eine Herausforderung. Eine Herausforderung, die niemand, nicht die Bürgerinnen und Bürger, nicht wir als Behörde, alleine bewältigen können. Es braucht also mehr als das. Es braucht Verantwortungsbereitschaft und es braucht eine Überzeugung: die Überzeugung, Schutzsuchenden und Geflüchteten nicht nur mit offenen Armen auf der einen Seite oder Vorbehalten und Angst auf der anderen Seite, sondern auch mit Taten zu begegnen.
Unter der Initiative von Bürgerinnen und Bürgern, getragen von den beiden Kirchen – der katholischen Pfarrei St. Joseph und der evangelischen Kirchengemeinde –, wuchs ein beeindruckendes Netzwerk heran, das sich für Integration, Begleitung und Unterstützung einsetzt. Und das nicht erst seit der Entstehung des Benedictus-Hofs.
Schon seit 2012 besteht der Ökumenische Unterstützerkreis Tutzing – ein Zusammenschluss von ehrenamtlich engagierten Menschen, die sich um Geflüchtete aus aller Welt kümmern. Dabei wird nicht unterschieden, aus welchen Gründen sie zu uns kommen, welche Hautfarbe sie haben oder welcher Religion sie sich zugehörig fühlen. Die Menschen aus Afghanistan oder dem Senegal sollen ebenso unterstützt werden, wie die zahlreichen Geflüchteten aus der Ukraine.
Damit steht der Ökumenische Unterstützerkreis für das, was unsere Gesellschaft so dringend braucht: Menschen, die sich Zeit nehmen, zuzuhören, die den Mut aufbringen, Brücken zu bauen, und die den Willen haben, Veränderungen zu bewirken. Die unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, die in Sprachkurse, Behördenbegleitungen, Bildungsangebote, soziale Beratung und kulturellen Austausch geflossen sind, haben nicht nur Einzelnen geholfen, ein neues Leben in Tutzing zu beginnen. Sie haben uns allen gezeigt, wie eine Gemeinde zusammenwächst, wenn Vielfalt als Bereicherung gesehen wird.
Doch der Unterstützerkreis hat nicht nur geholfen, sondern auch bereichert. Durch interkulturelle Begegnungen, Veranstaltungen und gemeinsame Projekte haben die Mitglieder dazu beigetragen, dass in Tutzing ein Raum für gegenseitiges Verstehen und Zusammenhalt geschaffen wurde. Hier wurde ein Miteinander vorgelebt, das über Grenzen hinweg verbindet.
Ein solcher Einsatz erfordert nicht nur Engagement, sondern auch Herz. Und das Herz des Unterstützerkreises sind die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Kraft investiert haben. Jede Einzelne und jeder Einzelne von Ihnen hat zu dem Erfolg dieser Initiative beigetragen. Es ist Ihr unermüdlicher Einsatz, der heute gewürdigt wird.
Ich möchte auch betonen, dass die Arbeit des Unterstützerkreises eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlägt. Sie erinnert uns an die christlichen Werte, die unsere Gemeinschaft prägen, und an die Verantwortung, die wir gegenüber unseren Mitmenschen haben – unabhängig von Herkunft, Religion oder Lebensgeschichte. Gleichzeitig zeigt sie, wie wir als Gesellschaft Herausforderungen gemeinsam bewältigen können, wenn wir uns den Aufgaben unserer Zeit mutig stellen.
Liebe Mitglieder des Ökumenischen Unterstützerkreises Tutzing, Ihr Einsatz ist ein Beispiel für gelebte Menschlichkeit und für das politische Engagement, das unsere Gemeinde so sehr benötigt und so besonders macht. Mit der Verleihung des Ehrenbriefs wollen wir Ihnen nicht nur danken, sondern auch unser aller Wertschätzung und Anerkennung ausdrücken.
Möge Ihr Wirken weiterhin ein Licht in unserer Gemeinschaft sein, das uns alle inspiriert, unsere Welt mit Offenheit und Empathie zu gestalten.
Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für alles, was Sie für Tutzing und darüber hinaus geleistet haben!
Claudia Steinke: "Wir alle hier wissen das gute Miteinander in Tutzing sehr zu schätzen"
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderates,
sehr geehrte Ehrengäste, liebe Alle,
wenn ein Verein oder eine Institution ausgezeichnet wird, gibt es zwangsläufig immer eine natürliche Person, die diesen Preis für die Gruppe entgegennimmt. In diesem Fall bin ich das als Koordinatorin des Ökumenischen Unterstützerkreises.
Ich bin aber nicht alleine – nicht heute Abend, aber wichtiger noch, nicht in der Arbeit.
Anwesend sind heute die Mitglieder des Leitungsteams des Ökumenischen Unterstützerkreises, stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen. Dazu gehören
• Gabriele Dannert
• Dr. Peter Frey
• Marlene Greinwald
• Manuela Schotter
• Renate Will
Aus terminlichen Gründen können Cornelia Janson und Schwester Renate Basler heute nicht anwesend sein.
Ebenfalls hier und für uns sehr wichtig:
• Pfarrerin Beate Frankenberger
• Pfarrer Peter Seidel
• Bürgermeister Ludwig Horn
Diese drei stehen für die drei Säulen, auf denen der Unterstützerkreis fußt – die beiden christlichen und die politische Gemeinde. Durch diese Konstellation ist die Akzeptanz des Unterstützerkreises und seiner Arbeit in der Zivilgesellschaft in Tutzing hoch. Diese Konstellation ermöglicht auch eine gute und konstruktive Zusammenarbeit auf breiter Basis. Gutes Beispiel dafür waren die drei Abende, die wir unter dem Titel „Rathaus-Forum“ in den vergangenen drei Monaten veranstaltet haben. Auch Ihnen und Euch ein großes Dankeschön für die Unterstützung.
Ebenfalls anwesend sind Andrea Frey und mein Mann Norbert Steinke. Diese beiden stehen stellvertretend für die Ehepartner und Familienmitglieder, die unser Engagement mittragen. Ohne ihr Verständnis für den zeitlichen Aufwand, aber auch ohne ihre Bereitschaft zuzuhören und eine neutrale Meinung einzunehmen, ist ein solches Engagement in der Regel nicht möglich. Vielen Dank dafür!
„Ehrenamtliches Engagement ist der Kitt in unserer Gesellschaft.“ Diese Metapher wird gerne verwendet, insbesondere, wenn Politiker über ehrenamtliches Engagement sprechen. Und dieses Bild stimmt ja auch! Wir engagieren uns ehrenamtlich FÜR DIE GESELLSCHAFT! Wir machen das nicht aus Langeweile! Und wir haben auch kein Helfersyndrom oder sind sogenannte Gutmenschen.
Christliche Werte sein Eigen zu nennen, ist sicherlich nicht hinderlich, aber vor allem machen wir das
• Für die Gemeinde Tutzing!
• Für ein gutes Miteinander!
Auch die bayerische Sozialministerin Emilia Müller hat diese Metapher verwendet in einer Rede am 12. März dieses Jahres (anläßlich 13. Sitzung des Runden Tisches Bürgerschaftliches Engagement), und sie hat zudem gesagt: „Aber ehrenamtliche Tätigkeit darf kein Ersatz für reguläre Arbeitsplätze und auch kein Ausfallbürge für fehlende oder unzureichende öffentliche Mittel sein.“ Das ist wahr! Und das ist blitzaktuell, leider.
Wir alle hier wissen das gute Miteinander in Tutzing sehr zu schätzen! Politik auf kommunaler Ebene ist anders als auf Landes- und Bundesebene. Aber dennoch sind wir alle von Entscheidungen auf ebendiesen Ebenen abhängig. Im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung für das Jahr 2025 ist für Integrationskurse mit EUR 500 Mio nur noch die Hälfte des Betrages aus dem Jahr 2024 eingestellt. Und niemand weiß, wie sich die nächste Bundesregierung zusammensetzen wird. An dieser Stelle zu sparen wird aber zulasten der betroffenen Menschen UND der Gemeinden UND der Ehrenamtlichen gehen. Das kann keinesfalls in unser aller Interesse sein.
Dankenswerterweise wird in Tutzing der Rotary Club finanzielle Mittel bereitstellen für VHS-Kurse für Sprache und Integration direkt in der Unterkunft.
Auch der Lions Club hat eine großzügige Spende in Aussicht gestellt, mit der wir für die Menschen im Benedictus-Hof im Bereich Bildung und vielleicht – das müssen wir noch besprechen – Ärztliche Versorgung tätig werden können.
Und durch eine außerordentliche private Spende ist es uns auch möglich, unser Büro im Benedictus-Hof einzurichten, sowohl mit Möbeln als auch mit technischer Ausrüstung. All´ das gute Beispiele für zivilgesellschaftliches Engagement und guter Zusammenarbeit.
Lassen Sie mich dazu bitte noch einen Termin ankündigen. Ich erwähnte schon das Thema Neuwahlen. Wer auch immer der nächsten Bundesregierung angehören wird – wichtig wird sein, daß die extremen Ränder nicht zu breit werden. Am 17. Februar organisieren wir eine Lesung zum Buch „Februar ´33“ mit dem Autor Dr. Uwe Wittstock. Möglich wird diese Lesung durch ein breites Bündnis aus Rotary Club, der VHS, dem Roncallihaus KulturForum, dem Freundeskreis der Evangelischen Akademie und dem Ökumenischen Unterstützerkreis. Diese Kooperation ist toll, und dieser Abend wird sehr interessant. Ich lade Sie alle schon heute herzlich dazu ein.
Lieber Herr Bürgermeister,
vielen Dank für Ihre wertschätzenden Worte. Der Ökumenische Unterstützerkreis Tutzing dankt der Gemeinde Tutzing sehr für die Verleihung des Ehrenbriefes der Gemeinde. Wir schätzen dies als Würdigung der Leistungen der vergangenen Jahre und als Motivation für die kommenden Aufgaben. Geben wir dem Benedictus-Hof, allen neuen Bewohnern, den Unterstützerinnen und Unterstützern und der Integration eine Chance!
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