
Petra Gsinn war sichtlich begeistert. „Es war ein sehr schöner Tag“, schwärmte die Eigentümerin des Tutzinger Hofs, als sie gestern am Abend zusammen mit ihrem Partner Rolf Läkamp und dessen Familienmitgliedern, die aus dem Emsland angereist waren, an ihrem Stammtisch saß und das muntere Treiben bei der rockigen Abendveranstaltung beobachtete. Da brachte die Band SteelRokka aus Geretsried unter dem Motto „Stonewashed Rock“ einen Klassiker nach dem anderen, und der rustikale Gastraum der alteingesessenen Wirtschaft erwies sich als bestens geeignet auch für einen solchen Pop- und Rockauftritt.
Den ganzen Tag über war viel los gewesen im Tutzinger Hof, denn es galt ein Jubiläum zu feiern: Vor 20 Jahren hat Petra Gsinn den Betrieb mit Hotel und Gaststätte übernommen. Ihr Vater Peter Gsinn, der das nahe Optikgeschäft und weitere unternehmerische Aktivitäten betrieb, hatte die Gastwirtschaft mit Hotel 1988 für seinen Sohn Andreas, einen gelernten Konditor, erworben, der sie über Jahre betrieb, sich aber im Jahr 2000 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Nach einer vierjährigen Zwischenphase mit dem Pächter Ulrich Stahl übernahm Petra Gsinn 2004 die Leitung, das Optikgeschäft führt heute ihr Bruder Bernd Gsinn. Rolf Läkamp steht ihr seit 13 Jahren zur Seite. Der gelernte Goldschmied und Versicherungskaufmann kam nach langjährigen Tätigkeiten bei Unternehmen wie Hamburg-Mannheimer und Karlsruher Versicherung 2011 über Kontakt mit einem Bekannten auf Jobsuche nach Tutzing. Er übernachtete im Tutzinger Hof, lernte Petra Gsinn kennen und blieb. Seitdem führen sie den Betrieb gemeinsam. Die Geschäftsführung haben sie vor einem halben Jahr an den Chefkoch Georgi Kabakov übergeben, aber sie sind nach wie vor mit ganzem Engagement dabei.


Die vielseitige Jubiläumsfeier am Samstag haben sie genossen. Schon am frühen Nachmittag gratulierten die ersten Gäste, und die Traubinger Blaskapelle steuerte die musikalische Untermalung bei. Später sorgte der Ziach-Wolf mit seiner Harmonika stimmungsvolle Klänge bei. Am frühen Abend verlieh der in Maising lebende Hornist Rainer Bartesch, der schon mehr als 100 Filme vertont hat, dem Fest mit seinem Alphorn eine besondere Note. Und am Abend rundete der rockige Ausklang die Feier dann so richtig ab.
Der Tutzinger Hof steht für eine lange gastromische Historie von Tutzing. Zunächst war es der „Gasthof zum Löwen“, 1895 hat die Familie Fiederer das Haus gekauft und über mehrere Generationen geführt, anfangs unter dem Namen „Fischerwirt“. Zusammen mit anderen Gastwirtschaften diente die Wirtschaft der ehemaligen Tutzinger Schlossbrauerei als Absatzort. Ältere erinnern sich noch an legendäre Tanzveranstaltungen und Bälle „beim Fiederer“. Dann folgten mehrere Wechsel zu Betreibern wie Clormann und Hans-Joachim Wulfert, der dort für einige Jahre ein „Wurzelstübchen“ betrieb.
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