Gastronomie
19.5.2020
Von vorOrt.news

Speisen unter Auflagen

Die meisten Tutzinger Biergärten und Lokalterrassen kann man seit Montag wieder besuchen

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Viele Gäste genießen wieder das Garatshausener Freibad mit seinem lauschigen kleinen Biergarten

Viele konnten es kaum erwarten. Im Freibad Garatshausen waren die Tische und Stühle bei schönem Wetter recht gut besetzt, obwohl der Kiosk verschlossen war. Aber seit Montag ist wieder in gewisser Weise normales Leben auf diesem beliebten Erholungsplatz am Ufer des Starnberger Sees eingekehrt. Auch Kiosk-Betreiber Klaus Eisele ist wieder an Ort und Stelle. Viele hatten ihn vermisst.

Die meisten Biergärten in und um Tutzing sind seit dem Wochenanfang wieder geöffnet, aber nicht alle. Manchem Betreiber sind die vielen detaillierten Anforderungen zu unsicher und mit zu hohem Aufwand verbunden. Einige Gastronomen haben lange gezögert, ob sie draußen aufmachen sollen oder nicht. Manche haben sich dagegen entschieden, andere wollen nach anfänglicher Zurückhaltung doch öffnen. Zwischen Verunsicherung und Gelassenheit

So hält es das vietnamesische Restaurant „IPHO“ in der Hauptstraße: Seinen Biergarten kann man wieder besuchen. Geöffnet haben auch das Restaurant Mille Lire, das Golfclub-Restaurant Morattina, die Minigolfanlage an der Seestraße mit ihrem Kiosk, das Südbad, das Nordbad, der Tutzinger Keller die Film-Taverne, das Forsthaus Ilkahöhe und das Café Erin. Heute, am Dienstag macht auch der Dorfwirt in Haunshofen seinen Biergarten auf; dort war am Montag Ruhetag. Das gilt jeweils für die Außenbereiche; eine Öffnung der Innenräume ist erst eine Woche später, vom 25. Mai an, erlaubt.

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Speisen gab's bei Gitti Greif (re.) und ihrem Team im Nordbad schon bisher zum Mitnehmen - seit Montag kann man auch wieder dort essen
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"50 Prozent der Plätze fallen weg"

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Der Garten des Cafés Erin bietet gute Abstandsmöglichkeiten

Vieles ist anders als sonst. „Um 20 Uhr müssen wir unsere Gäste nach Hause schicken“, sagt Stipo Renić, der Pächter der Film-Taverne, bedauernd. Mit den Vorbereitungen waren die Tutzinger Gastronomen in den vergangenen Tagen intensiv beschäftigt. Anordnung der Tische, Laufwege, Hygienekonzept, Desinfektionsmittel: Vieles war zu besorgen, zu klären und zu regeln. „Lauter Schilder“ hat das Nordbad-Team besorgt. Eigentlich finden auf der beliebten Anlage am Seeufer etwa 200 Menschen Platz. Aber nun sind es nur rund 60 Sitzplätze, sagt Juniorchef Nico Greif.

Wie dort und in vielen anderen Gaststätten hatten auch die Mitarbeiter des Forsthauses Ilkahöhe viel zu tun, bis sie für ihren Außenbereich eine einigermaßen passende Anordnung der Tische gefunden hatten. „50 Prozent der Plätze fallen weg“, sagt Alexandra Graf, die das Restaurant im Forsthaus zusammen mit ihrem Mann Bernhard Graf betreibt. Vor der Film-Taverne an der Kirchenstraße stellt Pächter Stipo Renić seinen Gästen „sechs Tische maximal“ zur Verfügung, wie er sagt. Im Garten des Cafés Erin an der Hauptstraße haben Betreiber Ümüt Erin und seine Frau Reyhan für genügend Abstand zwischen den Gästen gesoergt. Auch beim Dorfwirt in Haunshofen bietet der relativ große Biergarten genug Platz, dass die Tische ausreichend weit auseinander gestellt werden können, sagt Inhaber Florian Schiedek.

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Viel Platz im Biergarten: Beim Dorfwirt in Haushofen geht es heute wieder los

Wie es nun mit der zunächst in den Außenbereichen erlaubten Öffnung weiter laufen wird, da sind sich die Wirte meist selbst nicht sicher. Beim Nordbad waren immerhin schon zuvor eine ganze Reihe von Reservierungen eingegangen, sagt Nico Greif. Meistens seien es Reservierungen für zwei oder drei Personen. Von einem Betrieb wie sonst ist nirgendwo die Rede. In normalen Zeiten herrschte im Nordbad an schönen Tagen stets dichtes Gedränge. An jedem der Biertische fanden bis zu acht Personen Platz, und oft genug war alles gut besetzt. Aber das ist nun so nicht mehr möglich: Abstand halten lautet die Devise.

Zwischen Verunsicherung und Gelassenheit

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Stipo Renić hofft in seiner Film-Taverne auf wieder bessere Zeiten

Eine gewisse Aufbruchstimmung ist erkennbar, gerade auch wegen des schönen Wetters, das für die nächsten Tage vorausgesagt wird. Aber eine immer noch verbreitete Unsicherheit bei vielen Gastronomen kann das alles nicht überdecken. Wie denn das mit dem Datenschutz zu vereinbaren sei, fragt beispielsweise mancher Wirt, wenn er die Namen und weitere Kontaktdaten von Kunden erfassen muss. „Das wird richtig schwierig“, sagt Stipo Renić, der Wirt der Film-Taverne: „Vielleicht wollen manche ihre Namen nicht nennen?“ Wie er sich dann verhalten soll, das ist ihm noch nicht so richtig klar: „Darf ich sie dann überhaupt bewirten?“ Andere sehen das alles eher gelassen. Bei Reservierungen seien die Namen ja auch sonst schon immer registriert worden, argumentieren mehrere Gaststättenbetreiber.

Sehr viele Bedenken sind auch wegen der vielen Anforderungen in Zusammenhang mit den Toiletten, deren Hygiene, den Wegen von und zu ihnen sowie den Abstandsregeln zu hören. Manche glauben den Maßgaben sowohl aus räumlichen als auch aus personellen Gründen nicht gerecht werden zu können. Andere sehen auch in dieser Hinsicht weniger Probleme. Es seien ja zum Teil nur Empfehlungen, und auch in Supermärkten stünden die Menschen nicht selten recht nah beieinander an den Regalen, da werde der Abstand von 1,50 Meter auch oft nicht eingehalten, und das werde schließlich auch akzeptiert. Generell hoffen die meisten Gastronomiebetreiber auf Vorsicht und Rücksicht bei den Menschen. Alexandra Graf vom Forsthaus Ilkahöhe ist da ganz zuversichtlich: „Die Leute sind jetzt alle sensibilisiert.“

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Lange war das Tor des Südbads geschlossen - nun ist dort wieder Betrieb

Speisen "to go" waren Schadensbegrenzung

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Im Forsthaus Ilkahöhe kann man auf der Terrasse und nebenan im Biergarten wieder einkehren © Fotos: L.G.

„Wir sind froh, dass wir wieder öffnen können“, sagt Nico Greif, der Juniorchef des Nordbads. „Das ist alles schwierig umzusetzen“, sagt Alexandra Graf, „aber draußen im Freien geht es einigermaßen.“ Aber mit den Regeln müssen alle Gastronomiebetreiber erst einmal umgehen lernen. Bis 20 Uhr werden beim Forsthaus Ilkahöhe der Biergarten und die Terrasse geöffnet sein. Mit Speisen „to go“ und Lieferservice hat das Ehepaar Graf das Geschäft für sich und ihre Mitarbeiter in den vergangenen Wochen aufrechterhalten, aber mit „normalen“ Zeiten war das nicht zu vergleichen. „Natürlich haben wir bei weitem nicht einen Umsatz erzielt wie sonst“, sagt Alexandra Graf. Auf der Terrasse war zu bestimmten Zeiten einiger Betrieb, wenn Kunden auf ihr Essen warteten. Auch das Nordbad hatte seinen Kiosk an den vergangenen Wochenenden geöffnet. Es gab ein Speisenangebot, aber nur „to go“. Absperrbänder kennzeichneten die Wege, die wartenden Kunden hielten Abstand, bis sie an der Reihe waren. Diese Möglichkeit wurde ganz gut in Anspruch genommen, sagt Nico Greif. Aber es sei doch nicht viel mehr als „Schadensbegrenzung“ gewesen. Von Montag an soll es wieder die normale Speisekarte geben.

Kontakte und Öffnungszeiten

Restaurant Mille Lire
11 bis 20 Uhr
Tel. 08158 8180573

Café Mille Lire
8 bis 20 Uhr

Film-Taverne
11.30 bis 14 Uhr und abends von 17 bis 20 Uhr
Speisen zum Mitnehmen bis 21.30 Uhr
Tel. 08158 6225

Café Erin
8 bis 17 Uhr
Tel. 08158 903825

Dorfwirt Haunshofen
Dienstag, Mittwoch und Freitag von 17 bis 20 Uhr, am Donnerstag wegen des Feiertags Christi Himmelfahrt von 10 bis 20 Uhr, ebenso am Wochenende
Tel. 0157 34856423

Tutzinger Keller
Der Biergarten ist von 17 bis 20 Uhr geöffnet, die Küche ab 18 Uhr
Tel. 08158 8027

Forsthaus Ilkahöhe
Tel. 08158 8242

Golfclub-Restaurant Morattina
11 bis 20 Uhr
08158 9070088

Freibad Garatshausen Kiosk
Tel. 08158 9889

Minigolf Tutzing
Tel. 0173 3683159

Nordbad Tutzing
Tel. 08158 6819

Südbad Tutzing
Tel. 08158 9070430

Restaurant Santorini
Tel. 08158 99500

Liebe Restaurant-Besitzer, bitte geben Sie uns Bescheid, wenn wir Öffnungszeiten oder andere Informationen einfügen sollen.
Kontakt: info@vorort.news

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Kommentare

Die Lokale öffnen, wie herrlich ist das! Sowohl für uns Konsumenten als auch für die Wirte. Aber wie sieht es angesichts der Corona-bedingten Hygieneverordnungen mit der unternehmerischen Kalkulation aus? Wer nachrechnet, dem fällt auf, dass die Reduzierung der Sitzplätze von 200 auf 60 im Nordbad rechnerisch einen Umsatzverlust von 70 Prozent bedeutet. Die Gewinnmargen sind im Gastgewerbe nicht so üppig kalkuliert, dass derartige Verluste zu verkraften sind. Zumal die Wirte schon seit Wochen aus der Substanz leben. Um die Kosten zu decken, gibt es jenseits der Entlassung mit Mitarbeitern eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Speisen und Getränke werden deutlich teurer oder die Hygieneverordnung wird abgeschwächt. Fraglich, ob ersteres die Gäste mitmachen würden und unwahrscheinlich, dass das Zweite bald eintritt. – Wahrscheinlich sind es (unter anderem) solche weißen Flecken in der politischen Debatte, die aktuell Verschwörungsmythen und eine gewisse Bockigkeit der Menschen wider das Rationale befeuern.

Nachtrag vom 20.05.2020:

Die oben angestellte Rechnung beschäftigt derweil auch ZEIT-ONLINE. Man muss sich infolge Corona wohl ernstlich Sorgen um die Gastronomie machen:

https://www.zeit.de/arbeit/2020-05/sm-gastronomie-url-gastronomie-coronavirus-krise-restaurants-oeffnungen-lockerungen
(Bearbeitet)