Gastronomie
8.10.2019
Von vorOrt.news

Augustiner will ins Midgardhaus einziehen

Als Nachfolger von Wirt Fritz Häring ist Alexander Urban im Gespräch – Salettl für 120 Personen geplant

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Traumhaftes Ambiente: Das Tutzinger Midgardhaus vom See aus gesehen © L.G.

Fürs Midgardhaus brechen neue Zeiten an. Schon seit Monaten pfeifen die Spatzen von den Tutzinger Dächern, dass es in der Leitung des bekannten Wirtshauses einen Wechsel geben wird. Jetzt wird öffentlich bekannt, wer die Gaststätte direkt am Ufer des Starnberger Sees künftig führen soll: Wie der Starnberger Merkur berichtet, verhandelt die Gemeinde Tutzing mit der Augustiner-Brauerei über die Verpachtung der Gaststätte. Damit scheinen sich Vermutungen zu bestätigen, die in Tutzing schon kursiert haben. Bisher hat die Gemeinde all diese Gespräche in nicht öffentlichen Sitzungen geführt.

Auch ein neuer Wirt ist nach Angaben der Zeitung schon gefunden: Alexander Urban, der über lange Zeit den Andechser Klostergasthof geführt, sich dort aber vor einem Jahr zurückgezogen hat. Ob das alles wirklich so kommt, wird sich wohl schon bald zeigen. Vertraglich fixiert scheint noch nichts zu sein. Doch bereits am Dienstag nächster Woche soll ein Bauantrag von Augustiner im Bauausschuss des Gemeinderats zur Debatte stehen, wie der Starnberger Merkur berichtet. Die Verhandlungen scheinen also schon recht weit gediehen zu sein. Öffentlich ausgeschrieben werden muss so eine gastronomische Nutzung offenbar nicht.

Für Augustiner ein Schritt mehr ins Münchner Umland

Wenn Augustiner das Midgardhaus in Tutzing tatsächlich pachten sollte, dann wäre dies ein Hinweis auf gewisse Expansionspläne der Brauerei mit ihren Gaststätten über ihr Stammgebiet München hinaus. Eine Gaststätten-Karte auf der Webseite www.augustiner-braeu.de zeigt dies recht deutlich: Da ballen sich die Betriebe im Kerngebiet München, weitere gibt es in anderen Regionen wie Ingolstadt, Landshut, Passau, Straubing oder Würzburg. Doch im Münchner Umland weist die Karte bisher nur vereinzelt Augustiner-Gaststätten aus, so in Wörthsee, Herrsching, Karlsfeld oder Unterschleißheim.

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Auf den Streit ums Midgardhaus folgte die Erfolgsstory Häring

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Das Midgardhaus, damals noch die "Villa Ebers", in früherer Zeit © Sammlung Gernot Abendt

Damit neigt sich eine Ära ihrem Ende entgegen: die von Fritz Häring und seiner Frau Marlies. Sie haben das Midgardhaus seit den 1980er Jahren nicht nur geführt, sondern die alte Villa förmlich zu einem Aushängeschild von Tutzing gemacht.

An eine solche Erfolgsstory hätte wohl in den 1970er Jahren des vorigen Jahrhunderts kaum jemand gedacht, als das 1853 vom Grafen von Vieregg errichtete Gebäude schon kurz vor dem Abbruch zu stehen schien. Neubaupläne des Hotelkonzerns Steigenberger an diesem Standort hatten für diese Gemeinde enorme Folgen: Erstmals in Tutzing bildete sich eine Bürgerinitiative. Sie kämpfte nicht nur erfolgreich gegen das damalige Hotelvorhaben.

Die Auseinandersetzungen um dieses Thema wirbelten die Kommunalpolitik durcheinander. Von „Krieg im Ort“ war in alten Zeitungsberichten die Rede. Rückblickend können die damaligen Proteste als wegbereitend für bürgerliches Engagement in Tutzing gelten. Sie haben wohl letztlich auch mit für den Pluralismus in der Tutzinger Kommunalpolitik gesorgt, die derzeit im Gemeinderat von neun verschiedenen Parteien und Gruppen bestimmt wird.

Intensive Gespräche mit den Denkmalschützern über Umbau-Potenziale

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Die Traubinger Blaskapelle war bei Fritz Häring ein beliebter Stammgast im Midgardhaus © L.G.

Nachdem die Gespräche über die Zukunft des Midgardhauses nun fast ein Jahr lang hinter verschlossenen Türen geführt worden sind, müsste in der Sitzung des Bauausschusses am nächsten Dienstag etwas mehr über die konkreten Pläne zu erfahren sein. Obwohl die alte Villa unter Denkmalschutz steht, soll angeblich ein Umbau vorgesehen sein. Der Starnberger Merkur berichtet sogar über ein „Salettl“ für rund 120 Personen an der Stelle derzeit bestehender Garagen. Unter einem Salettl versteht man einen kleinen Saal, der meist für den Sommer vorgesehen ist und zum Beispiel in einem Gartenhäuschen oder in einem Wintergarten untergebracht ist.

Mit dem Landesamt für Denkmalpflege hat es offenbar schon intensive Gespräche darüber gegeben, was für bauliche Veränderungen überhaupt möglich sind. Nach den bisher bekannten Informationen soll der bisherige Baubestand nicht vergrößert werden. Dass der weit über Tutzings Grenzen hinaus bekannte Biergarten erhalten bleiben sollte, wird wohl nicht in Frage gestellt werden. Unter Fritz Härings Leitung hat es dort auch oft beliebte Veranstaltungen gegeben, so beispielsweise regelmäßig Konzerte mit der Traubinger Blaskapelle. Zu den interessanten Fragen wird gehören, wie dies mit den Plänen - beispielsweise für das Salettl - zu vereinbaren ist.

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Midgardhaus vor Änderungen
Traubinger Blaskapelle dreht am Ufer auf

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 2245
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Kommentare

Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass das Midgardhaus einen neuen Pächter bekommt, denn den großen gastronomischen Elan der ersten Jahrzehnte, konnten man bei den Wirtsleuten in letzter Zeit, nach so langer erfolgreicher Arbeit, nicht mehr so ganz spüren.

Die im Bericht dargestellte Art und Weise, wie nun ein neuer Pächter gefunden wird, wirft allerdings viele Fragen auf:
Warum wir die Gemeinde- Gaststätte nicht öffentlich ausgeschrieben und Transparenz erzeugt?
Besonders wenn es sich um eine so exponierte Immobilie und damit um sehr viel Geld handelt?

Bei einer öffentlichen Ausschreibung hätten viele Gesichtspunkte berücksichtigt werden können, wie z.B.:
- Verpflichtende Verwendung von regionalen-, BIO- und Fair Trade- Lebensmitteln
- Der Nachweis von adäquatem Wohnraum für die zukünftigen, herbeigeholten Angestellten, da diese sicher nicht vor Ort zu finden sind.
- Garantierte Übernahme der aktuellen Angestellten
- Öffnung auch im Winter

Jetzt soll das Midgardhaus an die Augustiner Brauerei verpachtet werden und diese bringt ihren Gastronomen mit. Das bedeutet, dass zukünftig nicht mehr die Gemeinde über den Wirt im Midgardhaus bestimmt, sondern eine Münchner Großbrauerei!

Warum wird so etwas gemacht?
Vielleicht weil die Großbrauerei viel Kapital aufbringen kann? Vielleicht um größer zu bauen und eventuell gibt es noch einen „goldenen Handschlag“ für die scheidenden Gastronomen?

Wollen die Bürger eine Kapazitätserweiterung im Midgardhaus? Ich denke nicht!
Mehr Kapazität bedeutet mehr Gäste, was wiederum mehr Individualverkehr / Autos bedeutet.
Wo sollen diese parken? Busse dürfen die Gaststätte schon jetzt nicht anfahren und an vielen Tagen ist der Parkdruck bereits jetzt so groß, dass die Rettungswege zugeparkt sind.
Immer wieder fällt auf, dass die Gemeinde Projekte genehmigt ohne die dadurch entstehenden Park- und Verkehrsprobleme vorher dauerhaft zu lösen.

Die Gemeinde Tutzing hat sicher ein großes Interesse daran, dass ein guter Gastronom das berühmte Lokal betreibt. Berühmt ist das Midgardhaus aber eigentlich nicht, wegen der unbestrittenen Kochkünste von Herrn Häring, diese sind obsolet sobald er seine Schürze an den Nagel hängt.
Berühmt und damit wertvoll ist die Pacht-Immobilie Aufgrund ihrer einmaligen, fast unbezahlbaren Lage.
Den Gewinn daraus zu ziehen gebührt der Gemeinde! Gerne über eine gerechte Pacht und hohe Gewebesteuerzahlungen, die nicht durch die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten einer Großbrauerei gemindert werden können.

Warum versucht die Gemeinde, die Erfolgsgeschichte der Härings nicht zu wiederholen und wieder einem jungen talentierten Gastronomen-Paar die Chance ihres Lebens zu geben?
Mit dem Gasthof Schauer in Possenhofen wird das aktuell umgesetzt.
Dies haben sich unsere Nachbarn anscheinend von Tutzing abgeschaut!
(Bearbeitet)
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