Freizeit
27.8.2018
Von Ferdinand Goslich

Zwei Freunde duellieren sich auf dem Wasser

Beim „Xaver Greinwald-Gedächtnis-Fischerstechen“ vor dem Nordbad gewinnt Nico Greif gegen Gregor Hauer

DSCN6105.JPG
Einen der besten Aussichtsplätze hatten diese Zuschauer ergattert: auf dem Motorboot und auf dem Nordbad-Steg. © Ferdinand Goslich

Zunächst war’s eine unsichere Sache, ob die Veranstaltung stattfinden kann. Wegen des Regens am Samstag hätte niemand dran geglaubt. Doch am Sonntag hatte das Sommerhoch Tutzing wieder erreicht. Die Sonne schien – fast wie gewohnt. Also war am Nordbad alles angerichtet für das „Xaver Greinwald-Gedächtnis-Fischerstechen“. Zwar wurde der Beginn um eine halbe oder ganze Stunde verschoben. Aber was machte das schon? Je näher der Wettkampf rückte, umso mehr Schaulustige drängten zum Schauplatz des Geschehens.

DSCN6116.JPG
Auch die ganz jungen Zuschauer beäugten gespannt, wie sich die großen Männer gegenseitig beharkten. © Ferdinand Goslich
Anzeige
Banner-Lieferservice-B.png

Für das Nordbad-Restaurant war‘s höchst erfreulich, hatte man doch eine volle Hütte. Und die Besucher fühlten sich beim sonnigen Event, direkt am Wasser, das Bierglas in der Hand, und viele Adabei‘s um sich herum, erst recht sauwohl. Der Wirt der Nordbad-Gaststätte sowie Mitorganisator und Moderator des Fischerstechens, Klaus Greif, begrüßte die erwartungsvolle Gästeschar und meinte, der Tag bringe „für sowas das ideale Wetter“. Das Xaver Greinwald-Gedächtnis-Fischerstechen finde nun bereits zum fünften Mal statt. Und Greif bedankte sich vor allem bei der Familie Greinwald, die ja in mehrfacher Hinsicht mit dieser Veranstaltung zu tun hat. Marlene Greinwald ist die 1. Bürgermeisterin von Tutzing. Ihr Mann Martin Greinwald war einer der beiden Ruderer der Holzboote, auf denen „gekämpft“ wurde – als zweiter Ruderer waltete Hans-Christoph Greif seines Amtes, der Bruder von Klaus Greif. Und schließlich der wichtigste Aspekt: Dieses Fischerstechen ist nach Xaver Greinwald, dem Sohn des oben genannten Ehepaars benannt, der 2016 bei einem Autounfall ums Leben kam. 2015, sagte seine Mutter Marlene, habe Xaver beim Fischerstechen noch selbst mitgewirkt. „Das hätte ihm sicher gefallen“, sagte sie.

DSCN6100.JPG
Die Musikkapelle Haunshofen spielte, direkt am Ufer sitzend, schwungvoll auf. Und es waren buchstäblich Zaungäste, die den Musikern lauschten. © FG

Klaus Greif kündigte an, für den Sieger werde zum ersten Mal ein Wanderpokal in Form des Modells eines Holzbootes vergeben, das mit einem Auslegerbrett versehen ist wie auf den echten Wettkampfbooten. Sein Bruder Hans Greif habe es gebaut. Auf dem Modell gibt’s eine Plakette mit der Bezeichnung der Veranstaltung. Außerdem sollten die Gewinner kleine Geldpreise erhalten, sagte Greif: Der Erste 50 Euro, der Zweite 30 € und der Dritte 20 €.

DSCN6110.JPG
Auf dem schmalen Brettausleger balancierend mussten die wackeren Kämpen das Gleichgewicht halten und gleichzeitig versuchen, den Kontrahenten in die Fluten zu schubsen. © FG

Für den besonderen Anlass habe die Küche seines Nordbad-Wirtshauses ausnahmsweise Schweinsbraten mit Knödeln gekocht, warb Klaus Greif verschmitzt für diesen Leckerbissen, dem das Publikum auch eifrig zusprach. Zur Untermalung der Veranstaltung spielte die Musikkapelle Haunshofen auf, teils schwungvoll-wiegend, teils schmissig-groovend. Das Publikum hatte gestaunt, als sich die Haunshofener – gemeinsam mit den beiden Wettkampf-Ruderern – in Booten vom See her näherten und dabei schon fröhlich drauflos musizierten. Welch ein Erlebnis, so die Kommentare, „das ist Bayern“. Und die Nordbad-Szenerie mit der Bergkette im Hintergrund sei die „perfekte Bühne“, wie die Zuschauerin Barbara Merz-Weigandt ganz richtig feststellte.

DSCN6119.JPG
Das Restaurant des Nordbads war voll mit Gästen, und die Musikkapelle Haunshofen spielte dazu. Da macht ein Sonntag im August doch richtig Spaß. © FG

Dann kam es zum eigentlichen Anlass, dem Fischerstechen. Bei dem acht, teils verwegen verkleidete „Kämpfer“ gegeneinander antraten. Florian Schotter versuchte, Gregor Hauer mit der hölzernen, vorn gepolsterten Lanze ins Wasser zu befördern, was misslang, denn Schotter selbst ging im Starnberger See baden. Im zweiten Teil zog Philipp Münch gegen Lukas Marstrander den kürzeren. Die dritte Paarung zwischen Markus Brater und Claus Sauer entschied Sauer für sich. In der vierten Runde behielt Nico Greif die Oberhand gegenüber Daniel Kovac.

DSCN6108.JPG
Gemütlich am Ufer sitzen und zuschauen, wie sich die Kontahenten "bekämpfen". Was kann es Schöneres geben? © FG

Nach einer Verschnaufpause kam es zu zwei Halbfinal-Duellen. Wie bei den anderen Paarungen auch war es für die Kombattanten schwierig, auf dem schmalen, aus dem Boot ragenden Brett die Balance zu halten. Die beiden Ruderer, Hans Greif und Martin Greinwald, mussten aufpassen, ihren auf dem Brett stehenden Kämpfer nicht durch eine heftige Ruderbewegung ins Wasser zu befördern. Und es gab eine weitere Gefahr: Der Starnberger See hat zur Zeit wegen der Trockenheit extrem wenig Wasser. Plötzlich rief einer der Fischerstecher: "Fahrt's a bissl weiter naus." Denn sonst hätte er sich vielleicht blutig geschlagen, wäre er reingestürzt. Unter diesen Gesichtspunkten entschied Gregor Hauer, der 2017 beim Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen in Starnberg Vizemeister geworden war, das erste Halbfinale gegen Lukas Marstrander für sich. Und beim zweiten Paar gelang es Nico Greif, Claus Sauer mit der Lanze ins Wasser zu schubsen.

Das kleine Finale um den dritten Platz endete kurios, denn beide Kämpen fielen ins Wasser. Weil Lukas Marstrander dabei Claus Sauer den Vortritt ließ (Sauer fiel einen Wimpernschlag früher), wurde Marstrander Dritter und Sauer Vierter.

DSCN6120.JPG
Das Freibier vom Fass genossen alle Stechen-Teilnehmer und die Organisationsmannschaft in vollen Zügen, darunter auch der Nordbad-Wirt und Moderator Klaus Greif (ganz rechts). © FG

Im Finale kam es zu einer ziemlich familiären Angelegenheit. Denn die Duellanten auf den beiden Brettauslegern sind, wie Klaus Greif verkündete, „beste Freunde, die sich seit Kindertagen kennen“: Gregor Hauer und Nico Greif. Das Brisante war, dass jeder bei den beiden Ruderern jeweils einen seiner Onkel dabei hatte. Um keine Ungerechtigkeit aufkommen zu lassen, wurden die Bootsbesatzungen ausgelost, was aber die Verwandtschaftspaarung nicht verhindern konnte: Gregor Hauer wurde von seinem Onkel Martin Greinwald gerudert. Und Nico Greif wurde – ergo – von seinem Onkel Hans Greif gerudert. Die beiden Final-Fischerstecher müssen ziemlich „guat beinand“ sein, denn wie man hörte, hatten sie in der Nacht zuvor bis fünf Uhr früh gefeiert. So war es auch kein Wunder, dass sie zu ihrem letzten Wettkampf, im Boot stehend mit dem Bierglas in der Hand, aufbrachen. Auch die beiden Ruderer prosteten sich zu. So ging's auf zu einer feucht-fröhlichen letzten Runde. Obwohl sie gerade noch einen kräftigen Schluck genommen hatten, war’s ein harter Wettstreit für Gregor Hauer und Nico Greif. Doch schließlich stieß Greif seinen mit ihm befreundeten Gegner ins Wasser und war der Gewinner des Tages.

Fischer1.JPG
Stolz präsentiert der Sieger Nico Greif (links) die neue Wandertrophäe. Sein Freund und Zweiter des Stechens, Gregor Hauer, gönnt es ihm. © FG

Auf den Sieger wartet zu viel Arbeit

Bei der Siegerehrung überreichte Bürgermeisterin Greinwald Nico Greif die Trophäe, das Modellboot für das Xaver Greinwald-Gedächtnis-Fischerstechen, und schlug vor, Nico Greif, dem Junior-Chef des Nordbads und Sohn von Klaus Greif, zur Belohnung frei zu geben. Sein Vater Klaus, der ihm das wohl gönnen würde, zeigte sich aber skeptisch: „Weil wir so viel Arbeit haben.“ Alle Teilnehmer des Fischerstechens – und wahrscheinlich noch einige mehr – freuten sich schließlich über das Freibier, das aus einem 50-Liter-Fass ausgeschenkt wurde.

ID: 1099
Über den Autor
DSCN5726.JPG

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.
Feedback / Fehler melden