Von vorOrt.news

Schifffahrts-Knotenpunkt Tutzing

Für den Starnberger See werden neue Modelle entwickelt - eines mit Verlängerung des Dampferstegs

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Zurzeit passt nur ein Schiff an den Tutzinger Dampfersteg - zu wenig für einen Schifffahrts-Knotenpunkt © L.G.

Tutzing könnte ein neuer Knotenpunkt für die Schifffahrt auf dem Starnberger See werden. So ist es in einem von mehreren neuen Modellen vorgesehen, die zurzeit für die Schiffsrouten entwickelt werden.

Schon vor einiger Zeit hat es Gespräche mit den Tourismusverantwortlichen und Gemeindevertretern am Starnberger See gegeben, wie Ralph Schlemmert, der Betriebsleiter der Bayerischen Seenschiffahrt für den Starnberger See, gegenüber vorOrt.news bestätigt hat. Bei diesen Gesprächen sei festgestellt worden, dass bei der Gestaltung des Fahrplans einiges für eine Optimierung getan werden könne.

Eines der in Arbeit befindlichen Modelle hat eine Aufteilung in zwei Schiffsrouten zum Ziel. Dann würde es künftig in der Schifffahrt auf dem Starnberger See eine Nord- und eine Südrunde geben. Davon versprechen sich die Verantwortlichen offenbar nicht zuletzt eine höhere Nachfrage: Es wird vermutet, dass die zeitliche Länge der großen Rundfahrt über den ganzen See - dreieinhalb Stunden - nicht wenige Menschen von einer Schifffahrt abhält und dass kleinere Runden die Attraktivität steigern könnten. Die "Süddeutsche Zeitung" hat Michael Grießer, den Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, kürzlich mit der Vermutung zitiert, dass die Größe des Starnberger Sees und die bisherigen langen Fahrzeiten für eine Stagnation der Fahrgastzahlen sorgen. Die Seenschifffahrt auf dem Starnberger See kommt nämlich seit Jahren kaum über 250 000 Fahrgäste jährlich hinaus. Zum Vergleich: Die Ammersee-Schifffahrt bringt es jährlich auf etwa 300 000 Fahrgäste - und zwar mit einem dort schon vor längerer Zeit eingeführten Konzept kürzerer Rundfahrten.

Schiffahrt: Alle Gemeinden und Behörden müssen einbezogen werden

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Zwei Schiffe würden wohl seitlich und parallel nebeneinander am Steg anlegen - nicht wie bisher vorn. © L.G.

Falls die Variante mit einer Nord- und einer Südrunde gewählt werden sollte, dann würde Tutzing wegen seiner Lage als idealer Knotenpunkt gelten. Als Startort für Schifffahrten rangiert Tutzing am Starnberger See schon heute an zweiter Stelle hinter Starnberg. Ein Ausbau von Tutzing zum Schifffahrts-Knotenpunkt würde jedoch nach den derzeitigen Überlegungen einen Umbau des Dampferstegs erfordern.

„Hier wird in nächster Zeit geprüft, ob und zu welchen Bedingungen ein Umbau des Steges zu einem Knotenpunkt möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist“, so Schlemmert. Damit soll erreicht werden, dass zwei Schiffe gleichzeitig anlegen könnten - und zwar wohl parallel am Steg. Den Fahrgästen sollen auf diese Weise Wartezeiten aufs nächste Schiff erspart werden, und der Schiffsfahrplan soll besser eingehalten werden können.

Schlemmert betont aber: „Da wir uns noch in der Anfangsphase der Entwicklung befinden, kann Stand heute noch nicht gesagt werden, ob und welches Modell letztendlich verwirklicht wird und auch noch nicht zu welchem Zeitpunkt.“ Bei der Entscheidung müssten selbstverständlich alle betroffenen Gemeinden und die Genehmigungsbehörden mit einbezogen werden. Zunächst soll wegen des recht steil abfallenden Ufers mit einem Gutachten auch die Bodenbeschaffenheit in Tutzing untersucht werden.

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Ausschuss des Gemeinderats hat sich schon gegen Stegverlängerung ausgesprochen

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Ein Schiff am Steg - von der Brahmspromenade aus gesehen. Rechts der Brahmspavillon. © L.G.

Dem Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss des Tutzinger Gemeinderats hat bereits im Herbst vergangenen Jahres ein Antrag vorgelegen, der mit diesen neuen Planungen zusammenhing. „Optimierung des Schiffsverkehrs am Starnberger See - Verlängerung des Dampferstegs Tutzing“ - so lautete der betreffende Tagesordnungspunkt.

Das Ansinnen ist damals im Ausschuss nicht auf viel Wohlwollen gestoßen. Die zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg wurde beauftragt, eine Stellungnahme an den Tourismusverband Starnberger Fünf-Seen-Land sowie an die Bayerische Seenschifffahrt GmbH abzugeben, die sich gegen die Erweiterung des Dampferstegs in Tutzing ausspricht.

Anwohner hatten ohnehin schon über Verschiebungen von Sand und Kies am Ufer durch die Schifffahrt geklagt. Es wurde befürchtet, dass sich dieser Effekt verstärken könnte, wenn zwei Schiffe gleichzeitig anlegen - mit entsprechend mehr Wellenbewegungen. Weitere Bedenken wurden wegen erwarteter größerer Menschenmengen und zunehmender Parkplatznot vorgebracht. Noch ein weiterer Aspekt wurde angesprochen: Das Ortsbild - vom Wasser aus gesehen - werde sich verändern, und mit ihm die beliebten Fotomotive wie beispielsweise der Blick auf den Brahmspavillon.

Was die damalige Stellungnahme der Tutzinger bedeutet, muss sich nun zeigen. Die Seenschifffahrt hält jedenfalls offenkundig an ihren Überlegungen für neue Modelle fest - und der See gehört dem Freistaat Bayern, nicht der Gemeinde.

Mehr zum Thema:
Tutzing will keinen längeren Dampfersteg - andere schon

Quelle Titelbild: L.G.
ID: 634
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Kommentare

Falls wirklich geplant wäre, von einem Schiff ins andere umzusteigen, also beide Schiffe gleichzeitig am Steg liegen müssen, dann muss man eigentlich garnichts machen. Unter meinem Fenster legen fast täglich zwei riesige Fluss-Kreuzfahrtschiffe nebeneinander (nicht hintereinander) am Donau-Kai an. Und die aus dem zweiten Schiff aussteigenden Gäste gehen einfach durch das erste Schiff durch. Wo ist das Problem?
Helge Haaser Passau