Dem Freizeitclub JM war in Tutzing gerade ein viel beachteter Neuaufbau gelungen. Nun fürchtet er durch die Schulsperrung um die Früchte seiner Arbeit gebracht zu werden.
„Das ist sehr traurig und bitter für uns.“ So äußert sich Ludwig Horn, der Vorsitzende des Tutzinger Freizeitclubs JM, zu den Folgen der Schulsperrung. Im Dachgeschoss des Gebäudes an der Greinwaldstraße, das vom Kreisbauamt vor drei Wochen geschlossen worden ist, befinden sich die Clubräume des Jugendvereins. Seine Mitglieder hatten viel Eigenarbeit in die Renovierung gesteckt.
Dabei hatten sie in den Wänden auch manche Risse entdeckt und diese an die Gemeinde als Gebäudeeigentümer gemeldet, sagt Horn. Was dann passiert sei? Es sei „zur Kenntnis genommen“ worden. Dass das Haus etwas instabil ist, sei ja eigentlich schon lange bekannt gewesen, sagt er unter Hinweis auf den Balkon, der seit Jahren abgestützt wird. Ein wenig wundert er sich schon über die im Oktober vom Kreisbauamt recht überraschend getroffene Entscheidung, das Gebäude komplett zu sperren: Ob denn vor längerer Zeit, als die Balkonstützung für erforderlich gehalten worden sei, nicht im gleichen Zug das ganze Gebäude überprüft worden sei?
Vor einigen Jahren war bei der Tutzinger JM nicht mehr viel los gewesen. Seit einiger Zeit aber haben die derzeit dort aktiven jungen Leute mit auffallendem Engagement für eine Neubelebung gesorgt.
Dabei hat Hubert Hupfauf, der die JM in den 1960er Jahren gegründet hat und über Jahrzehnte ihr Vorsitzender war, nochmals mitgeholfen. Auch die Auflösung des früher für etliche Ortsgruppen zuständigen Dachverbands der JM vor einiger Zeit haben die Tutzinger gut überstanden und sich selbstständig neu auf den Weg gemacht.
Schulsperrung dämpft Euphorie
Die Sperrung der alten Schule hat nun jedoch die Euphorie sichtlich gedämpft. „Die Stimmung ist nicht sehr gut“, sagt Horn. Denn die Clubräume sind für die JM das Zentrum. Dort trifft man sich, dort werden Clubabende und Partys veranstaltet. Wenn dieser Gemeinschaftsort wegfällt, gibt es für die jungen Leute kein Miteinander mehr.
Zuvor waren nach Horns Angaben bei Partys oft 150 junge Leute in den Clubräumen - das ist das erlaubte Maximum. Da es in Tutzing trotz vieler Ankündigungen nach wie vor keinen Jugendtreff gibt, war die JM auf neue Weise zum Anziehungspunkt geworden. Gerade auch die Nachfrage der Jüngeren - der 14- bis 16-Jährigen - war nach Horns Worten groß. Von ihnen seien nicht selten so viele gekommen, dass die Älteren erst einmal gebeten werden mussten, sich anderswo zu vergnügen, bis für die Jüngeren Zapfenstreich war. Viele junge Leute kamen laut Horn nicht nur aus Tutzing, sondern auch aus der Umgebung zu den wieder sehr begehrten Veranstaltungen im alten Schulhaus, so aus Bernried, Seeshaupt oder Penzberg.
Weihnachtsfeier kann beim Tennis-Club stattfinden
„Das will ich nicht verlieren“, sagt der Tutzinger JM-Vorsitzende. Zurzeit versuchen die JM-Mitglieder händeringend, irgendwie einen Ausgleich zu finden, doch so richtig gelingt das nicht. Über persönliche Kontakte haben sie es wenigstens geschafft, eine Möglichkeit für ihre Weihnachtsfeier zu finden. Für sie können sie das Vereinslokal des Tennis-Clubs an der Seestraße mieten.
Auch eine weitere geschlossene Veranstaltung können sie am 17. November in den Räumen ihrer Bernrieder Kollegen am Neuland abhalten. Aber das scheinen eher Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Der sonst unter den jungen Leuten üblich gewordene reguläre Betrieb mit allen möglichen kleineren Veranstaltungen, Partys und Clubabenden fällt zurzeit flach.
Horn sorgt sich, dass die Schulsperrung nun, wenn sie nicht bald endet, die Aufbauarbeit der Tutzinger JM in der Jugendarbeit wieder zunichte macht: „Ich hoffe, es ist nicht so schlimm und wir können bald wieder hinein.“
Hinweis der Redaktion
vorOrt.news hat den Anspruch, pro und contra zu berichten und deshalb soweit wie möglich Stellungnahmen der Betroffenen einzuholen. In diesem Fall wäre wegen der angesprochenen, teil kritischen Punkte eine Stellungnahme des Landratsamts Starnberg angebracht, das die Schulsperrung angeordnet hat. Die Pressestelle des Landratsamts Starnberg hat aber Auskünfte gegenüber vorOrt.news generell mit der Begründung abgelehnt, die eigentlich gegenüber der Presse bestehende Auskunftspflicht von Behörden gelte nur gegenüber Journalisten und nicht im Fall solcher Online-Angebote, in denen Bürger selbst schreiben können. Die Redaktion von vorOrt.news hält diese Haltung für bedauerlich, weil damit der Versuch einer objektiven Berichterstattung in Fällen, die das Landratsamt betreffen, verhindert wird. Wir werden in solchen Fällen alles daran setzen, die Recherche auf andere Weise zu objektivieren. In diesem Fall ist das leider nicht möglich, weil konkret das Landratsamt bzw. Kreisbauamt angesprochen ist.
Lorenz Goslich, Redaktion vorOrt.news
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