Von Josef Stümpfl

Stark schädigendes Zerrbild

Zur Diskussion "Rettet die Bienen": Auch Stützung des Bauernstands gehört zum Natur- und Umweltschutz

Zum bestehenden Meinungsbild nach dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" möchte ich eine Gegenmeinung setzen. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist die "Berufsgruppe Landwirt" stark vertreten. Ich sehe mit Besorgnis, dass einem ökologisch wichtigen Thema ein den genannten Berufsstand stark schädigendes Zerrbild übergestülpt wird, wodurch ein wesentlicher Lösungsfaktor erkennbar verloren geht. Das bayerische Höfesterben aufzuhalten, den Bauernstand zu stützen und wieder konkurrenzfähig zu machen gegen Billigerzeuger außerhalb Bayerns und Deutschlands - auch das dürfte wohl Bestandteil von Natur- und Umweltschutz sein müssen.

"Rettet die Bienen": Der Titel ist wunderschön romantisch. Die Biene Maja mit ihrem Freund Willi im Kampf gegen Thekla, der bösen Spinne, frei nach den Geschichten von Waldemar Bosels?

Nein, es ist kein Märchen, das hier Menschen aktiviert und in Scharen zu den Abstimmungsorten des Volksbegehrens strömen ließ. Es ist die klare und unverblümte Realität und Formulierung eines juristischen Dokuments des Bayerischen Staatsministerium des Inneren, für Sport und Integration, das den "Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes zugunsten der Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern" dem Volk zur Abstimmung vorlegt (sehr empfohlen unter https://www.wahlen.bayern.de/volksentscheide/ZulBek_ber.pdf).

Hm - das ist es also. Das Volksbegehren mit dem Maja-Titel "Rettet die Biene"?

Ein nüchterner Gesetzesentwurf mit durchaus komplexen Inhalten und daraus ableitbaren Wirkungen und Auswirkungen für die ländlich-ökonomisch geprägten Räume in Bayern. Für Flora und Fauna im Kontext und in Wechselwirkung mit den Lebensmittelerzeugern in diesem Raum - den Bauern.
Stellt sich da nicht die Frage - sind jedem in der Vielzahl an Stimmgebern die reellen Aussagen und die Inhalte des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" wirklich gegenwärtig? Habe ich alles verstanden und ist es das, was ich als mündiger Volkssouverän wirklich will?

Aus meiner Sicht (nein, kein Landwirt, sondern Techniker) ist die ziemlich versimplifizierte Reduzierung auf "Rettet die Bienen" eines extrem wichtigen und auf die Zukunft ausgerichteten, aber hochkomplexen und komplizierten Themas nicht wirklich lösungsorientiert im Sinne einer konstruktiven Betrachtung des Arbeitsplatzes "Bayerischer Landwirt" und dessen Bestand im europäischen Produktionswettbewerb. Und eben gerade mit dem Blick auf naturschonende und tiergerechte Erzeugungsformen von landwirtschaftlichen Produktionsgütern wäre heute ein kritischer, aber in der Sache strömungspolitisch freier Diskurs wichtiger denn je.

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Die Landwirtschaft schwindet: Dieser ehemalige Bauernhof in Traubing wird seit einem Jahrzehnt nicht mehr als solcher genutzt. Ein Neubau soll immerhin so ähnlich aussehen. © L.G.
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Auf der Tutzinger Ilkahöhe
Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1678
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