Energie
6.11.2022
Von vorOrt.news

Zwei PV-Module reichen für 5400 Liter Tee

Tutzingr Aktion für Balkonkraftwerke "Anstoßgeber" auch für andere Orte

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Ein Photovoltaik-Modul in den Händen von (v. li.) Barbara Ropp und Christian Ader (beide Energiegenossenschaft Fünfseenland), Gemeinderat Bernd Pfitzner, Bürgermeisterin Marlene Greinwald und Priorin Ruth Schönenberger vom Tutzinger Kloster

Lauter Module für Photovoltaik (PV) liegen in Räumen beim Tutzinger Kloster auf Lager: Material für Balkonkraftwerke, das auf Abholung wartet. Bürgermeisterin Marlene Greinwald hat ihre Module dieser Tage in Empfang genommen. Sie sollen auf einem Gartenhäuschen des Greinwaldhofs an der Traubinger Straße angebracht werden, der bereits über eine größere Photovoltaik-Anlage verfügt.

Denn auch wenn die Ortsgruppe des Energiewendevereins eine Aktion „100 Balkonkraftwerke in Tutzing“ ausgerufen hat, gelten solche „Mini-Kraftwerke“ doch auch für etliche andere Plätze als geeignet - für Fassaden, Terrassen, Gärten und Wiesen etwa.

Auf einer Kinderrutsche hat jemand so eine Anlage installiert, ein Mitarbeiter der Energiegenossenschaft Fünfseenland hat sein Wohnmobil mit vier Modulen bestückt.

Ein Basissatz kostet 929 Euro

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Christian Ader von der Energiegenossenschaft zeigt einen Wechselrichter

Die Energiegenossenschaft, die die Module für den Tutzinger Energiewendeverein besorgt und vorfinanziert hat, teilt auf ihrer Webseite mit, dass ein „Mini-Kraftwerk“ mit zwei solchen Modulen rund 600 Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren kann. Mit dem könne man 4000 Kilometer E-Auto fahren könne, 30 000 Stunden am Laptop arbeiten, 600 Ladungen Wäsche bei 60 Grad waschen oder 5400 Liter Tee aufbrühen. Bei einem täglichen Stromverbrauch unter fünf Kilowattstunden reiche in der Regel ein Modul, bei höherem Stromverbrauch rentierten sich zwei Module.

Der Basissatz mit zwei Modulen kostet bei der Genossenschaft 929 Euro. Um den Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln, benötigt man einen so genannten Wechselrichter ein passendes Kabel.

Man kann alles selbst einbauen, Montagesets kann man zusätzlich kaufen. Bei der Energiegenossenschaft gibt es aber auch Montageteams, die den Einbau übernehmen, für 230 Euro einschließlich Mehrwertsteuer.

Es gibt verschiedene Varianten zur Befestigung am Balkon, an der Fassade oder im Garten, mit einer Neigung von 35 Grad, um so viel Sonnenenergie wie möglich einzufangen.

Wer so eine Anlage bei sich daheim anbringt, muss sie beim Netzbetreiber, also beim Bayernwerk, anmelden. Man müsse aber nicht warten, bis man über einen digitalen Stromzähler verfüge, sagt Barbara Ropp, die bei der Energiegenossenschaft für Mini-Kraftwerke zuständig ist. Der Netzbetreiber müsse kommen und den richtigen Zähler einsetzen.

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Anfragen aus dem ganzen Landkreis

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Barbara von der Ropp mit Krallen zur Befestigung von Modulen am Balkon © Fotos: L.G.

Die Idee ist an einem Infostand auf dem Tutzinger Wochenmarkt entstanden. Bernd Pfitzner, Sprecher der Ortsgruppe im Energiewendeverein und Gemeinderat der Grünen, wandte sich wegen Beschaffungsmöglichkeiten an Gerd Mulert, den Vorsitzenden der Energiegenossenschaft, und der sagte sofort seine Unterstützung zu. Bei der Energiegenossenschaft gab es erste Überlegungen, wie so etwas organisiert werden könne, als die Tutzinger von ihrer Aktion berichteten. Damit sind die Tutzinger „der Anstoßgeber“ geworden, wie Barbara von der Ropp von der Energiegenossenschaft sagt.

Anfragen gibt es inzwischen aus dem ganzen Landkreis, doch zu einer konkreten Aktion gekommen ist es bisher nur in Tutzing. Ein Drittel der für diese Gemeinde vorgesehenen Module sind laut Pfitzner schon verkauft. Reges Interesse an Balkonkraftwerken Die Energiegenossenschaft hat weit mehr als die für Tutzing angestrebten 100 Balkonkraftwerke bestellt. Auch mit den Nachbarlandkreisen Landsberg und Fürstenfeldbruck will sie mehr und mehr zusammenarbeiten. Pfitzner setzt zudem hohe Erwartungen in eine weitere Tutzinger Aktion: Der Solarexperte Joachim Nell versucht möglichst viele Hauseigentümer zu einer Gemeinschaftsbestellung von Fotovoltaik-Anlagen zusammenzubekommen. Geballtes Interesse an Solarmodulen - Sehr viele Dächer in Tutzing sind geeignet

Mittlerweile tauchen hier und da Probleme auf, aber sie scheinen alle lösbar zu sein. „Es ist wirklich schwierig, ans Material zu kommen“, sagt Barbara von der Ropp zum Beispiel. Gute Beziehungen seien nötig. Mit einem Lieferanten aus Duisburg klappe es nun gut: „Ohne ihn wäre es schwierig.“ Oder die Montage: Mit so genannten Krallen kann man die Module am Balkon befestigen. Das passt aber nicht für jeden Balkon, so gerade nicht für viele Holzbalkons, wie sie in Bayern üblich sind. Die Energiegenossenschaft ist dabei, mit der Offenen Werkstatt in Gilching eine längere und biegbare Version zu entwickeln, sagt Barbara Ropp, die für Mini-Kraftwerke zuständig ist. Auf Ziegeldächern sind andere Befestigungen erforderlich.

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