Die Schauspielerin Senta Berger wird mit dem Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing ausgezeichnet. Der Preis wurde ihr bereits im Jahr 2020 zuerkannt, konnte aber wegen der Corona-Pandemie nicht verliehen werden. „Die Evangelische Akademie Tutzing freut sich sehr, nun in einem Festakt die Verleihung nachholen zu können“, teilt die im Schloss Tutzing ansässige Einrichtung mit. Am morgigen Sonntag, dem 5. November 2023 um 11 Uhr findet die Veranstaltung in der Akademie statt.
Die Evangelische Akademie Tutzing hatte Senta Berger schon 2020 den Toleranz-Preis zuerkannt und sie “als Charakterdarstellerin für ihr Lebenswerk als glaubwürdige Persönlichkeit – im Film wie in der Wirklichkeit” geehrt. “Ihre Offenheit für die Welt und andere Kulturen sind der Schlüssel, um dem Fremden mit Toleranz und Verständnis, Charme und Humor zu begegnen”, hieß es damals in der Begründung für diese Auszeichnung. Insbesondere mit ihrer Rolle in “Unter Verdacht” habe Senta Berger “Maßstäbe für das deutsche Fernsehen gesetzt”.
Coronabedingt konnte die Preisverleihung 2020 nicht stattfinden. Als Laudatorin war damals die Schauspielerin Iris Berben vorgesehen. Stattdessen wird die Laudatio nun der Schauspieler Gerd Anthoff halten, Senta Bergers Partner in der bekannten ZDF-Serie „Unter Verdacht“.
Eine Gesellschaft der evangelischen Kirche hat die ZDF-Serie "Unter Verdacht" produziert
Senta Berger ist von der Bühne wie von deutschen und internationalen Kino- und Fernsehfilmen bekannt. 1950 hatte die gebürtige Wienerin im Film “Das doppelte Lottchen” ihre erste kleine Rolle. Ihr Weg führte sie bis nach Hollywood, wo sie mit Kirk Douglas und Frank Sinatra drehte. Mehr als einhundert Filmen und TV-Serien verlieh sie eine besondere Note. In leichten, aber hintergründigen Unterhaltungsformaten wie etwa “Kir Royal” oder “Die schnelle Gerdi” wirkt sie so glaubwürdig wie in Dramen, etwa als ihrem Gewissen folgende Sekretärin in “Frau Böhm sagt Nein” oder als Opfer im Heimerziehungsdrama “Und alle haben geschwiegen”.
Die Rolle der Polizeirätin Dr. Eva Maria Prohacek in der ZDF-Serie “Unter Verdacht” gilt als eine ihrer besten Rollen. Zwischen 2002 und 2019 entstanden dreißig Folgen, produziert von „Eikon“, der Filmentwicklungs- und Produktionsgesellschaft der evangelischen Kirche. „Jede Folge ist ein einziger Schrei nach Gerechtigkeit“, schrieb die Evangelische Akademie Tutzing zum 80. Geburtstag der Schauspielerin 2021. In den Fällen, die die Polizeirätin bearbeitet, werde ein ums andere Mal gezeigt, was in einer Gesellschaft schieflaufe, wenn Anstand, Moral, Ethik keine Rolle mehr spielten. „Gott sei Dank werden am Ende die Bösen und Gierigen überführt“, schrieb die Akademie damals weiter, „auch, weil sie die Hartnäckigkeit und den ungebrochenen Gerechtigkeitssinn der Polizeirätin unterschätzen.“ Die ZDF-Serie sei „Unterhaltung und Unterricht zugleich“.
Der Toleranz-Preis würdigt die Verständigung zwischen Menschen, Nationen, Religionen und Kulturen
Senta Berger habe nicht nur im Film eine Meinung zu den Vorgängen in Politik und Gesellschaft, sondern auch im Alltag. So habe sie gegen den Vietnam- und den Golfkrieg protestiert, sie habe sich für Abrüstung und gegen die Verschärfung des Asylrechts eingesetzt. Wiederholt habe sich sich gegen sexuelle Übergriffe am Set wehren müssen.
Mit ihrem Toleranz-Preis würdigt die Evangelische Akademie Tutzing Persönlichkeiten, die sich für die Verständigung zwischen Menschen, Nationen, Religionen und Kulturen einsetzen. Er wird seit 2000 alle zwei Jahre verliehen. Bisherige Preisträger waren unter anderen die früheren Bundespräsidenten Roman Herzog und Christian Wulff, der Dirigent Daniel Barenboim, der Schriftsteller Henning Mankell, Karim Aga Khan IV, die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der Musiker und Komponist Peter Maffay sowie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Der Toleranz-Preis wird auch in der Kategorie „Zivilcourage“ vergeben. Die jüngste Auszeichnung in dieser Kategorie erhielt der Intendant des Münchner Volkstheaters und Leiter der Oberammergauer Passionsspiele, Christian Stückl, im März 2022.
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