Im Volksmund gibt es ihn schon lange, den „Marienplatz“ in Tutzing. Viele nennen die Einmündung der Marienstraße in die Hauptstraße schon lange so, auch wenn es diese Bezeichnung quasi offiziell gar nicht gibt. Ein Gemeinderatsbeschluss über eine entsprechende Benennung ist jedenfalls nicht in Erinnerung. Aber nun ist der Name auf Schildern, Flyern und Webseiten unübersehbar: „Marienplatz“.
Von der Einmündung zum Marienplatz aufgewertet wird diese zentrale Stelle von Tutzing aber nicht von der Gemeinde. Den Namen haben die Initiatoren dort geplanter Neubauten sozusagen zur Marke ihres Vorhabens erkoren. Das Projekt soll dort entstehen, wo sich über Jahrzehnte das Haushaltswarengeschäft „Kohlen-Müller“ und der Supermarkt Tengelmann befanden, der für kurze Zeit noch zu einem Edeka-Markt wurde, was sich dann aber als der Anfang seines Endes entpuppte. 22 neue Wohnungen in Tutzings Mitte
Ein Name wie ein Versprechen
Aber so eine Bezeichnung wie „Marienplatz“ suggeriert natürlich mehr. Es klingt wie ein Versprechen: Hier wird realisiert, was sich viele in Tutzing schon seit langer Zeit wünschen - ein Platz, der diesen Namen wirklich verdient. In diese Richtung hat sich die betreffende zentral in Tutzing gelegene Stelle zwar tatsächlich mehr und mehr entwickelt. Wo sich die Marienstraße ein wenig zur Hauptstraße hin ausweitet, ermöglicht die Absperrung der einmündenden Leidlstraße durch Pfosten den Betreibern eines Cafés schon seit Jahren eine so genannte Außengastronomie auf einem Teil der Straße. Gegenüber verschafft ein Restaurant mit einer ansehnlichen Terrasse dieser Gegend zusätzlich verlockendes Ambiente.
Wundersame Gebäudeverschiebung
Doch wenn viele schon lange vom „Marienplatz“ gesprochen haben, war das meist nicht so ganz ernst gemeint und eher Ausdruck eines gewissen Wunschdenkens: Ein Platz mitten in Tutzing, rundherum Cafés, Bars und Restaurants, Blumenarrangements, Bänke, ein paar Läden zum Bummeln – das wäre schon was. Die mitten durch den Ort führende Hauptstraße hat derlei Überlegungen allerdings stets wenig realistisch erscheinen lassen.
Dann aber hat vor Jahren eine erstaunliche Planung die Platzvisionen beflügelt: Eine wundersame Gebäudeverschiebung wurde angekündigt. Der alte Bau von Kohlen-Müller und dem Supermarkt sollte von der Straße weg gerückt werden. Derlei Überlegungen verwiesen die einen ins Reich der Phantasie, die anderen hielten sie für eine recht kühne Vorstellung. Aber die Bauverschiebung war erst für den Fall eines Abbruchs und eines Neubaus vorgesehen.
So kam es dann tatsächlich, wenn auch mit Abstrichen. Der nun geplante Neubau soll wirklich weiter von der Hauptstraße weg errichtet werden als der Altbau. Das wird allerdings nicht auf der gesamten Länge an der Straße der Fall sein, denn beidseits sollen Vorbauten an der Straße beziehungsweise dem Gehweg stehen. Zwischen ihnen aber wird das Hauptgebäude etwas weiter von der Straße weg stehen als der Vorgängerbau. Damit wird eine Fläche entstehen, so dass sich die Hauptstraße an dieser Stelle gegenüber der Marienstraße ausweiten wird.
Platz für Passanten auch ohne Fußgängerzone
Hinzu kommt nun auch noch die Sanierung der Ortsdurchfahrt - eine wirklich bemerkenswerte Parallelität der Tutzing in seinem Zentrum verändernden Ereignisse. Das ruhige, verlockende, entspannende Ambiente einer Ortsmitte soll offenbar so weit wie möglich auch auf diesem Wege verstärkt werden, so beispielsweise durch einen anderen Straßenbelag als auf der sonstigen Hauptstraße, der wohl wie ein Signal wirken soll: Achtung, liebe Verkehrsteilnehmer - runter vom Gas! Hier ist Platz auch für Passanten, die kreuz und quer bummeln wollen - auch wenn es sich nicht um eine ausgewiesene Fußgängerzone handelt.
Ob das alles dann schon als Platz zu betrachten sein wird, darüber werden sich die Leute ihre eigenen Gedanken machen. Auf dem Gelände, das bebaut werden soll, steht der Name jedenfalls schon: „Marienplatz“.
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Kommentare
(de.m.wikipedia.org/wiki/Begegnungszone)
Eine interessante Alternative, die mehr Gleichberechtigung schafft und kein Verkehrmittel ausschliesst. Ob das Konzept für die Tutzinger Ortsdurchfahrt anwendbar ist, fraglich. Dennoch eine schöne Vorstellung, die Verkehrsberuhigung in Tutzing.
Den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern des Marienplatzes kann man eine solche jedenfalls nur wünschen. Angesichts der aufgerufenen qm-Preise um 10 000 Euro/qm mag man meinen, die zukünftige Verkehrsberuhigung und hohe Aufenthaltsqualität am Marienplatz seien schon eingepreist worden.