Bauplanung
3.8.2023
Von vorOrt.news

Kirchenstraße hält allzu viel Verkehr nicht aus

Warum die Hauptstraße entgegen den Planungen vorübergehend wieder freigegeben wird

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Die Ampel an der Oskar-Schüler-Straße ist aus (hinten). Das zeigt schnell Wirkung: Es gibt praktisch keine Staus mehr. Oberhalb, in der Nähe des Feuerhauses, ist jetzt eine mobile Fußgängerampel aufgestellt worden. Nun fragen sich manche, ob Fußgänger, die an der Hauptstraße unterwegs sind, den Umweg dorthin wirklich in Kauf nehmen. © L.G.

Auffallende Probleme häufen sich bei den Tutzinger Straßenbauarbeiten. Lange Verkehrsstaus bei der Umleitungsstrecke infolge einer Ampelschaltung mit langen Rot- und kurzen Grün-Phasen führen nun zu einem neuen Lösungsversuch: Die Ampel an der Oskar-Schüler-Straße ist abgeschaltet worden, stattdessen wurde neben der Einfahrt zum Feuerhaus eine mobile Fußgängerampel aufstellt.

Noch weit gravierender wirkt ein durch Bauarbeiten in Starnberg erzwungener Baustopp der begonnenen Kanalsanierung im Tutzinger Ortszentrum. Zwei Wochen lang – vom 21. August bis zum 4. September – wird die Bahn nicht fahren. Für den Schienenersatzverkehr gilt die Umleitungsstrecke über die Kirchenstraße als nicht ausreichend leistungsfähig – deshalb soll die Hauptstraße mitten während der laufenden Kanalbauarbeiten für diese Zeit wieder für den Verkehr geöffnet werden.

Offene Äußerungen in einer Pressemitteilung des Abwasserverbands Starnberger See lassen Mängel in der Kommunikation zwischen den verantwortlichen Stellen erkennen: Die Auswirkungen der Starnberger Baumaßnahme auf Tutzing sei „in den Abstimmungen im Frühjahr über die Baumaßname in Starnberg nicht signalisiert“ worden, erklärt der Verband. Dazu von vorOrt.news um Stellungnahme gebeten, erklärte eine Sprecherin der Bahn heute: "Dass Tutzing vom Ersatzverkehr mit betroffen ist, hat sich erst im Laufe der Detailplanungen herauskristallisiert."

„Die Kirchenstraße ist vom Verkehrsaufkommen jetzt schon am Limit“

In der Bevölkerung führt das alles zu viel Verständnislosigkeit, wie in Kommentaren auf vorOrt.news deutlich wird. „Man hat erst nach massiven Beschwerden über 14 Tage gebraucht um die jetzigen Ampelführungen und Schaltzeiten zu verändern“, schreibt eine Kommentatorin. „Zu viele Köche verderben den Brei“, meint jemand angesichts der offenkundigen Abstimmungsschwierigkeiten. „Scheuklappendenken bei den Verantwortlichen an den einzelnen Baustellen“ glaubt eine Kommentatorin zu erkennen. Verwunderung wird über den Baustopp an der Hauptstraße deutlich, der für die Zeit vom 21. August bis zum 4. September angesetzt ist.

Mit der unzureichenden Leistungsfähigkeit der Kirchenstraße ist nicht eine zu geringe Tragfähigkeit der erneuerten Brücke dort gemeint. „Die Brücke ist definitiv auf maximale Belastung ausgelegt worden“, versichert auf Anfrage von vorOrt.news Boris Wolff, der für diese Arbeiten zuständige Projektleiter der Straßen- und Tiefbaufirma Strobl. Hier gehe es um die mit dem Schienenersatzverkehr noch höhere Anzahl der Fahrzeuge. „Die Kirchenstraße ist vom Verkehrsaufkommen jetzt schon am Limit“, erklärt Wolff: „Wenn da jetzt noch die Busse hinzukommen, würde das ziemlich sicher eine Katastrophe werden.“ Somit sei die Entscheidung seiner Meinung nach vorausschauend gedacht.

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Wäre ein S-Bahn-Pendelverkehr statt Schienenersatzverkehr sinnvoller?

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Das ist vor dem Baustopp noch zu schaffen: Der neue Schacht wird heute Nachmittag in den Untergrund eingehoben. © L.G.

Ähnlich sieht es Christoph Knobloch, der für die Tutzinger Arbeiten verantwortliche Projektleiter des Abwasserverbands Starnberger See: „Der Schwerlastverkehr kann über die Brücke fahren, wenn aber der normale Umleitungsverkehr und der SEV fahren, wird es einfach von der Menge zu viel.“ Dann bestehe die Gefahr, dass sich der Verkehr noch weiter staue, trotz verbesserter Ampelschaltung. Auf die Frage, wie viele zusätzliche Busse beim Schienenersatzverkehr zu erwarten sind, teilt Knobloch mit, hierzu gebe es von der Bahn keine Auskunft. Man habe auch keine Informationen über die Art der Busse bekommen, also ob es sich um Zwei-Achser, Drei-Achser oder Gelenkbusse handeln werde.

Bei den Abstimmungen über die Baumaßnahme an der B2 in Starnberg war der Abwasserverband nach Knoblochs Angaben dabei. Von der Bahn sei aber in der Regel niemand anwesend: „Wir haben von der Unterbrechung mit Erhalt der verkehrsrechtlichen Anordnung erfahren.“ Das sei die Genehmigung für die Arbeiten im öffentlichen Raum, die seitens des Landratsamts nur bis zum Schienenersatzverkehr ausgestellt worden sei.

Eine bessere Lösung als der Schienenersatzverkehr wäre nach Auffassung einer Kommentatorin ein S-Bahn-Pendelverkehr zwischen Starnberg-See und Tutzing sowie zwischen München/Gauting und Starnberg-Nord. „Die Münchner U-Bahn schafft dies doch auch zwischen den nötigen Baustellen“, schreibt sie. Dann müsste nach ihren Worten nur Schienenersatzverkehr zwischen Starnberg-See und Starnberg-Nord organisiert werden, was ökologisch sinnvoller sei, und in Tutzing könne weiter an der Hauptstraße gebaut werden, es müsse nicht wieder alles für zwei Wochen umgedreht werden.

Dazu teilt die Bahn auf Anfrage heute mit: "Durch die Bauarbeiten ist die Bahnstrecke für den Eisenbahnverkehr unterbrochen. Dadurch sind unsere eingesetzten Fahrzeuge auch vom Rest des S-Bahn-Netzes abgeschnitten. Dies ist jedoch nur eine begrenzte Zeit möglich, da technische Nachschauen notwendig werden oder defekte Komponenten repariert werden müssen. Auch die notwendige Reinigung kann an Außenbahnhöfen nicht vollumfänglich durchgeführt werden, u.a. auch wegen Umweltauflagen. Für die S-Bahnen halten daher ersatzweise die Züge der Werdenfelsbahn zusätzlich in Possenhofen und Feldafing. Diese sind bis in den Abend weitgehend im Halbstundentakt unterwegs."

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Kommentare

Kann ich grad nicht so ganz nachvollziehen mal wieder - erstens werden diese Ampel - Leute die von den Geschäften kommen - sicher nicht den Umweg gehen ( heute auch bestätigt - extra mal geschaut ) warum macht man die bisherige Ampel nicht auf Fußgänger Betrieb ? Das Ergebnis ist doch das selbe oder muss man dafür studiert haben - dies zu kapieren ?
(Bearbeitet)