Bauplanung
16.6.2023
Von vorOrt.news

„Was wollen Sie? Baustopp für Tutzing?“

Eine weitgehend sachliche Infoveranstaltung zum Neubau am Bareisl mit einigen emotionalen Momenten

Bareisl-Info2.jpg
Wie ein Bürgerfest: Anfangs wirkte die Infoveranstaltung recht gemütlich.

Es sah alles recht gemütlich aus: Biertische und Bierbänke standen auf der Wiese zwischen den Wohnblöcken am Bareisl, es gab Getränke, Brezn und Obazdn. Gemütliche Brotzeit-Atmosphäre wollte am Donnerstag dennoch nicht so recht aufkommen, als die Verantwortlichen des Münchner Unternehmens Eigenheimbau GmbH ihre Neubaupläne erläuterten – eben dort, wo sie ein Mehrfamilienhaus mit 21 Wohnungen errichten wollen.

Die etwa 70 Anwesenden, die meisten von ihnen Menschen aus der Siedlung, hörten sich die detaillierten Ausführungen von Eigenheimbau-Geschäftsführer Stefan Schmidt und dem beauftragten Architekten Alexander Luehrs, von einigen Zwischenrufen abgesehen, recht ruhig an. Sie erinnerten an Bauvoranfragen – damals für Aufstockungen bestehender Gebäude - schon in den Jahren 2003 und 2009 gegeben, die aber damals von der Gemeinde Tutzing als „Rückfall in die 1960er Jahre“ zurückgewiesen worden seien. Heute halte man in der Gemeinde, mit der es in dieser Angelegenheit mehrere Besprechungen gegeben habe, die Planung prinzipiell für richtig.

Architekt: Wir beachten stets die Gesetzeslage

Architekt Luehrs betonte, seine Arbeit fuße stets auf der aktuellen Gesetzeslage, sein in Bad Füssing ansässiges Büro habe in 40 Jahren noch nie ein Bauvorhaben vor Gericht verteidigen müssen. Einige Aspekte waren ihm besonders wichtig: Es werde weitere Abstandsflächen zwischen den Gebäuden geben als vorgeschrieben, eine vorgesehene Tiefgarage werde die angespannte Verkehrssituation entlasten, die Architektur werde ansprechend und auch unter ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll sein. Zwischen den Gebäuden werde „ein wunderschöner Innenhof“ entstehen. Luehrs nutzte die Gelegenheit auch, um detailliert auf Kritikpunkte auf der von der Anwohnerschaft eigens eingerichteten Webseite „Rettet den Bareisl“ einzugehen. Einigen davon stimmte er sogar zu, doch den Großteil bezeichnete er als falsch.

Anzeige
Banner-Feste-B.png

Mietsteigerungen befürchtet

Pl-ne.jpg
So soll der Neubau aussehen: Pläne des Vorhabens waren aufgehängt

Zeitweise wurde es hitzig und emotional. Einige hatten längere Fragenkataloge vorbereitet, die sie vorlasen. Viele Bedenken wurden geäußert. So beispielsweise wegen befürchteter Mietsteigerungen. Schmidt versuchte dies mit dem Hinweis zu entkräften, dass bei 82 Prozent der bestehenden Wohnungen die Kaltmiete weniger als 13 Euro je Quadratmeter betrage. Er versprach: „Über 20 Euro werden wir hier nicht machen.“ Die präsentierten Planungen für die Wohnungen erscheinen Teilen der Anwohnerschaft auch nicht gerade familiengerecht. Unter Hinweis auf Durchschnittswerte für Wohnungen in Deutschland erklärten die Verantwortlichen aber: „Unser Plan ist es, Familien unterzubringen.“ Luehrs sagte, man habe sich an den Definitionen für Musterwohnungen orientiert, nach denen zum Beispiel eine Drei-Zimmer-Wohnung durchschnittlich 91 Quadratmeter groß sei. Es werde zwei behindertenfreundliche Wohnungen und 14 Wohnungen mit Sozialbindung geben, deren Belegungsrecht für 30 Jahre bei der Gemeinde liegen werde. Dennoch wollte Schmidt andere Raumaufteilungen nicht generell ausschließen – Vieles sei noch offen.

Wird die Atmosphäre zerstört oder ist sie auch für neue Mieter reizvoll?

Viel Bedeutung hatten in den Ausführungen der Anwohnerschaft das Grün, alte Bäume auf dem Areal, Büsche und ein dort befindlicher Naturspielplatz. Das Grün sei ein „schallschluckendes Moment“, die Veränderung werde mit einer starken Zerstörung einhergehen. Viele Kinder spielten dort, es handele sich um einen wichtigen Treffpunkt für die Gemeinschaft. Schmidt sah darin eher ein Argument für den Neubau. Er verwies unter anderem auf einen Spielplatz an anderer Stelle, der eher noch größer sein werde, und Architekt Luehrs versicherte, zwischen den Gebäuden werde es künftig einen „wunderschönen Innenhof“ geben. „Ich finde es sozial, dass hier künftig weitere Mieter die Atmosphäre genießen können“, folgerte Schmidt.

Umstrittene Entfernung zum Bareisgraben

Tiefgarage2.png
Möglichst viele Auto sollen unter die Erde: Entwurf der geplanten Tiefgarage

Eine wichtige Rolle spielte bei der Veranstaltung der hinter der Siedlung befindliche Bareislgraben. Die Nähe des geplanten Wohnbaus zu ihm hat für viel Kritik und Warnungen vor Überschwemmungen geführt. Architekt Luehrs widersprach energisch. Der Neubau werde 7,55 Meter entfernt sein – da werde „definitiv nichts“ passieren. Und die Behörden würden natürlich alles genau prüfen. In der Anwohnerschaft wurde über dieses Thema später noch lange diskutiert. Zweifel an der erwähnten Entfernung wurden noch in der Nacht an die lokalen Medien geschickt, verbunden mit Forderungen, der Gemeinderat müsse sich in seiner nächsten Sitzung mit dem Projekt befassen. Die Grundstücksgrenze verlaufe in der Böschung im Wald und an einem kleinen Teil sogar den Bach überquerend, damit seien auch die Angaben zur Abrutschgefahr der verbleibenden Böschung und zum Erhalt des Baumbestands falsch. Womöglich müsse hier neu vermessen werden.

Die Nähe zum Bareislgraben ist auch einer der Kritikpunkte wegen der geplanten Tiefgarage mir 64 Stellplätzen. Möglichst viele Autos sollen laut Schmift "unter die Erde" gebracht werden. Oberirdisch gebe es genug Parkplätze, meinten dagegen Anwohner, wenn für jede Wohneinheit nur einer zur Verfügung gestellt werden. Darin sah Schmidt einen Widerspruch zu den heutigen Mobilitätsgewohnheiten: „Die wenigsten Wohnungen sind nur mit einem Auto bestückt“ sagte er, „je Wohnung gibt es eher zwei bis drei Pkw.“ Erwiderung eines Anwohners: „Willkommen auf dem Land – wir brauchen hier mehr Pkw, weil wir keinen ÖPNV haben wie in München.“ Beifall brandete auf.

Eigenheimbau will das Vorhaben nicht aufgeben

Bareisl-Info.jpg
Folgen eines Stromausfalls: Am Schluss ergaben sich Gespräche im kleineren Kreis © Fotos: L.G.

Bemühungen um Sachlichkeit durchzogen die Veranstaltung erkennbar. Aber ein paar Mal brachen doch auf beiden Seiten die Emotionen durch. Lautstarke Rufe von Anwohnern schallten den Verantwortlichen entgegen. Schmidt wiederum schien es einmal zu bunt zu werden. „Es darf hier keiner mehr bauen, oder was?“ rief er in die Runde: „Was wollen Sie? Baustopp für Tutzing?“ Dann, folgerte er, würden die Mietpreise erst recht „explodieren“. Die 21 neuen Wohnungen würden daran auch nichts ändern, erwiderte eine Anwesende. Das Problem seien enorme Ungleichgewichte in Deutschland, weil viele reiche Menschen in großen Wohnungen lebten und andere Menschen Existenzängste hätten, denn sie könnten sich die Mieten nicht mehr leisten.

Als die Diskussion gerade in vollem Gange war und ein Anwohner sprach, war das Mikrofon plötzlich aus. Der Bautechniker des Unternehmens machte sich auf die Suche nach dem Grund und teilte kurz darauf mit: „Der Strom ist in der ganzen Anlage ausgefallen.“ Versuche, die Bierbänke nach vorn zu rücken, um die Aussprache auch ohne Lautsprecher fortsetzen zu können, konnten es nicht ändern: Die Wiese leerte sich mehr und mehr. Damit war die Veranstaltung praktisch beendet. In kleineren Gruppen ergaben sich aber plötzlich angeregte Gespräche zwischen den Verantwortlichen des Unternehmens, dem Architekten und Menschen, die in der Anlage wohnen.

Einige fanden die „privaten“ Gespräche gar nicht gut. Andere schienen es dagegen durchaus zu begrüßen, manche, die sich in der größeren Runde eher zurückgehalten hatten, äußerten sich wohl erst bei dieser Gelegenheit. Da ging es durchaus freundlich zu, der Ärger schien nicht mehr alles zu beherrschen, Details standen im Vordergrund, es wurde sogar gelacht. Das wirkte so, als bestehe in Detailfragen durchaus Gesprächsbereitschaft.

Der Neubau soll nicht vor 2025 entstehen

An der generellen Planung aber hält Eigenheimbau-Geschäftsführer Schmidt fest. „Wir werden es nicht aufgeben“, sagte er im Verlauf der Veranstaltung klipp und klar: „Es handelt sich definitiv um eine Baulücke.“ Mit dem Bau des neuen Wohnblocks rechnet er allerdings nicht vor dem Jahr 2025. Dessen Eingänge sollen nach hinten, also in Richtung Bareislgraben sein – damit der Innenhof ein ruhiges „geschütztes Viereck“ wird.

ID: 5907
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.

Kommentare

In der Veranstaltung am 14.06.2023 wurde u.a. wörtlich erklärt: "... E-Autos lassen sich bei einem Brand nicht löschen ..."
Aus diesem Grund seien in der Tiefgarage keine Ladesäulen vorgesehen. Das ist sicher richtig.

Nun jedoch meine dringende, wohl sehr wichtige Frage:

Ist es nach der obigen Aussage tatsächlich eine "Gute Idee", 5-6 zusammenhängende E-Ladesäulen so dicht am Wald und vor allem so extrem nahe an den Wohnhäusern 39 / 41 zu bauen?
Ein möglicher Brand (siehe krasse Beispiele von brennenden E-Autos im Internet) könnte unbestritten doch leicht auf den Wald und/oder noch schlimmer auf die Wohnhäuser selbst übergreifen.

Und das alles in der sehr schmalen Zufahrt Am Bareisl 37 - 41. Außerdem dürfte sich eine erhöhte, ganztägige zusätzliche Lärmbelastung durch an-und abfahrende E-Fahrzeuge ergeben (Türenschlagen, sehr enge, ständige Wendemanöver im Abstand von nur 2-5m zu den Wohnräumen der Mieter).

Eine solche Ladesäulen - Planung ist jedenfalls für mich nicht nachvollziehbar; ist diese behördlich überhaupt genehmigungsfähig ?
Was sagt die Tutzinger bzw. Starnberger Feuerwehr dazu ?

Und nur am Rande vermerkt: Im Eingabeplan des Architektur-/Ingenieur-Büros vom 02./12. Mai 2023 wurde nicht nur der Bareislgraben niedlich und zu entfernt dargestellt, es wurden auch die Hausnummern Am Bareisl 37 mit Am Bareisl 41 verwechselt. Haus Nr. 41 und nicht Nr. 37 befindet sich extrem nah am steilen Bareislgraben (vgl. auch den Beitrag von M. Winkler). Am Gebäude 41 kommt man nur noch beschwerlich vorbei; ein Holzgeländer wurde angebracht (wg. der Absturzgefahr?), weil sich ganz offensichtlich der instabile Untergrund verändert und der Abstand zum Bareisl sich verringert hat und sich darüber hinaus möglicherweise weiter zu Ungunsten der Bebauung (HS 41) langsam aber fortlaufend verkürzt. Früher soll es an dieser Stelle sogar eine Brücke gegeben haben, die wohl aus selbigem Grund abgerissen werden musste.

Sind das alles gute Voraussetzungen für einen größer dimensionierten Wohnhausneubau mit ebenfalls großer, untergründiger Tiefgarage nahe der (durchfeuchteten?) Abbruchkante ( " 7,5 m " ab dem Maschendrahtzaun ) ?

Die umfängliche Kritik der betroffenen Anwohner am umstrittenen Gesamtvorhaben scheint also schon allein aus vorgenannten Gründen nicht unberechtigt zu sein.
(Bearbeitet)
Letzte Änderung/Ergänzung am 22.06.2023 um 14:05 Uhr)

Um was geht es eigentlich in der Sache:

* Es soll ein Neubau mit 21 Wohnungen entstehen mit der Gebäudegrundfläche von 715m² und 1613m² Tiefgarage für 64 PKW’s.
* In dem Neubau mit zurückgesetzten Wohnungen im Dachbereich sollen sieben Zweizimmerwohnungen je ca. 70m², 13 Dreizimmerwohnungen je ca. 110m² und eine Vierzimmerwohnung mit ca. 135m² entstehen. Zusammen ergibt es rund 2055m² neue Wohnfläche.
* Zwei Wohnungen sollen behindertengerecht gebaut werden.
* 10,5 Wohnungen sollen eine Sozialpreisbindung für 30 Jahre bekommen. Hier hat die Gemeinde ein Mitspracherecht auf die Entscheidung wer da einziehen kann. Herr Schmidt als Bauherr und Eigentümer hat sogar eine Zusage für 14 Sozialwohnungen gemacht. Das bezieht sich aber auf die gesamte Anlage Bareisl.
* Der Spielplatz soll verschoben und größer werden.
* Die Bauzeit soll ca. 18 Monate betragen.
* Alles soll nach Vorschrift und gesetzeskonform sein.
* Der Neubau soll ein gutes Beispiel von Nachhaltigkeit sein.

Dieses sind die Wünsche und Vorstellung der Eigenheimbau.

Nun die andere Seite:

* Ein sehr großer Teil der Mietparteien „Am Bareisl“ wollen den Erhalt des Spielplatzes mit der grünen Oase.
* Die grüne Oase ist ein Kommunikationszentrum für die Bewohner/innen.
* Der neue Wohnblock würde wahrscheinlich zwischen 40 und 50 Altbestandswohnungen den direkten Blick ins Grüne (Nachbargrundstück Wald) behindern oder stark einschränken - außer man hat ein kleines Toilettenfenster direkt mit Blick auf die Baumwipfel. (etwas Ironie darf ja sein).
Ein großer Teil der Mieter des neuen Wohnblocks haben dagegen den direkten Blick (gegen Aufpreis natürlich) in den Wald.
* Die Lebensqualität leidet unter der nicht mehr vorhandenen Oase.
* Das Flußbett des Bareisl‘s hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, damit auch die Böschungslage und Neigung.
* Die Mietpreise werden dem Neubau über mehrere Jahre durch Neuvermietung fast angeglichen – eine kleine Preisdifferenz wird aber bleiben (Neuvermietung von Bestandswohnungen sollen bei ca. 16€ je m² warm liegen(?)).
* Desweiterem fallen 13 bis 14 kostenlose Parkplätze und sechs „preisgünstige“ Garagen weg.

Die Informationen kommen aus einzelnen Gesprächen mit Mietern.

Meine Ansichten zu dem Projekt habe ich mal zusammengefasst (inkl. Probleme die ich sehe)

Nach meinen Kenntnissen sollte Tutzing ein Dorfcharakter behalten, dieses war mal ein Beschluss (?) der Gemeinde (vielleicht bin ich nicht mehr auf den aktuellsten Stand). Diese Regelung bestand noch vor einigen Jahren so und man kann es anhand von den vielen Neubauten in Tutzing mit Satteldach sehen (Beispiel: Hauptstraße bei der V+R Bank, Oskar –Schüler – Straße (drei MFH), gegenüber des Gymnasiums (ein MFH))

Stattdessen lässt München mit dem neuen Wohnblock inkl. Penthaus „Am Bareisl“ grüßen. Was aber in erster Linie für München für den Neubau betrifft sind dann vermutlich die Mietpreise von 20€ + x (event. Differenz aus Kostensteigerung-Mietpreisentwicklung).

Es gibt etliche Baulücken in Tutzing, aber auch Häuser (Siedlung Bräuhausstraße – ist sogar „leergewohnt“) die abgebrochen werden sollen. Warum Eigentlich?
Sollen die Wohnungen größer werden als der alte Bestand? Dieses wäre auch mal eine Frage an die Gemeinde. Laut Aussage der Gemeinde braucht Tutzing ja dringend Wohnraum.

Eine Grobkalkulation und eine Grobwirtschaftlichkeitsprüfung waren sicherlich schon bekannt, schließlich möchte der Bauherr wissen, was auf ihn zukommen kann wenn er einen Entwurf in der Gemeinde vorstellt. Auch kann es schon der zweite, dritte, vierte oder der fünfte (oder mehr) Entwurf sein. Die größte Unbekannte bei der Kostenschätzung ist der Boden. Keiner kann sagen, was wirklich unter der Grasnarbe liegt und daher trägt dann auch der Bauherr das erhöhte Risiko und Kosten.

Die Anzahl der Sozialwohnungen im Neubau wird nach meiner Vermutung bei zwei liegen (vielleicht werde ich des Besseren belehrt) und die restlichen verteilen sich auf die gesamte Wohnanlage. Steuerlich ist dieses sehr praktisch, denn eine Wohnung (betrifft die restlichen zwölf Sozialwohnungen), die abgeschrieben ist, braucht keine große Gewinne mehr abwerfen.

64 PKW Parkplätze sind toll, aber da einige wegfallen, muß ein neuer Nachweis geführt werden (so kenne ich es bei Umbauten/Büroflächenänderung von Bürogebäuden). Mit anderen Worten: 100 Bestandsparkplätze + 21 neue Parkplätze + 12 Gästeparkplätze (ist gesetzlich vorgeschrieben) = 133 Parkplätze sind nachzuweisen. Alternativ „Freikaufen“. Im Umkehrschluss: wer sich die Vierraumwohnung leisten kann, der/die hat mehr als 1 KFZ im Haushalt wie gesetzlich zur Berechnung vorgegeben ist. Die Hausverwaltung wird daher zur gegebenen Zeit entscheiden müssen, wie viele der Parkplätze an die „Bestandsmieter“ gehen werden und wie viele tatsächlich die Mieter des Neubaus bekommen.

Die vielen Lüftungsschächte sehe ich eher als eine Gefahr für Kleinkinder (Spielplatzaußenkante teilweise nur ca. 4m entfernt), aber die Anzahl und Lage sind leider der Parkplatzanzahl geschuldet (Vorschrift). Die Schächte werden aus meinem Verständnis etwas herausragen, damit kein Wasser von der Rasenfläche hineinströmt. Somit sind Betonkanten eine Gefahrenstelle oberhalb des Bodens. Diese betrifft aber auch die TG-Einfahrt. Es muß die Stützwand in die TG etwas herausschauen, damit nicht das Regenwasser in die TG fließt. Hier wird sicherlich auf die Umfassung ein filigraner Zaun gebaut, damit der „Blick auf den Neubau nicht zu sehr gestört wird“.

Nun eine kleine Erläuterung zu den vielen Lüftungsöffnung:

Laut Garagenstellplatzverordnung muß pro Parkplatz ein freier Lüftungsquerschnitt von 1.500cm² vorhanden sein. Für die Anlage mit 64 Parkplätze sind es mind. 9,6m² + reduzierte Fläche durch Gitter. In einem ähnlichen Projekt (Sanierung TG) hatte ich die Situation mit 62 Parkplätzen und aus Platzgründen wurden mehrere Kamine geplant (ragen leider ca. 2,00 m über den Boden heraus, sind aber kindersicher). Damit die Optik der Lüftungstürme nicht stören, haben wir um den Kamin herum ein Gitter angebracht und mit Kletterpflanzen bepflanzen lassen. In zwei oder drei Jahren werde ich mal schauen, ob der Kamin noch zu sehen ist oder der Pflanzenbewuchs diesen kaschiert hat. Das Konzept (von Luehrs & Bachmann) der Lüftungsöffnungen finde ich zwar besser, aber es bleibt eine gewisse Gefahr für die „Kleinen“.

Nächstes Thema: Situation für behinderte Personen in der Siedung "Bareisl"

Die Grundwerte sind den Architekten und Bauherren sicherlich bekannt, aber für alle noch mal für die die sich noch nicht damit beschläft haben zum Verständnis:

* „Ein Weg muss 1,20 cm Breite und geringer Länge, wenn eine Richtungsänderung und Begegnung mit anderen Personen nicht zu erwarten ist (150 cm Breite und 150 cm Länge für die Begegnung eines Rollstuhlnutzers mit anderen Personen“ (Quelle: DIN 18040-1)
und
* „zur gefahrlosen Nutzung müssen Gehwege und Verkehrsflächen eine feste und ebene Oberfläche aufweisen, die z. B. auch Rollstuhl- und Rollator Nutzer leicht und erschütterungsarm befahren können. Ist aus topografischen Gründen oder zur Abführung von Oberflächenwasser ein Gefälle erforderlich, dürfen sie keine größere Querneigung als 2,5 % haben. Die Längsneigung darf grundsätzlich 3 % nicht überschreiten. Sie darf bis zu 6 % betragen, wenn in Abständen von höchstens 10 m Zwischenpodeste mit einem Längsgefälle von höchstens 3 % angeordnet werden.“ (Quelle: DIN 18040-2)

So, dass ist nur ein kleiner Teil über die Vorgaben und Vorschriften für das barrierefreie Bauen.

Die Anzahl der Behinderten-Parkplätze wird in der TG bei zwei liegen (ist meine Vermutung). Dieses war in der „zurückgezogenen“ DIN 18024-1 geregelt (Vorgabe 3% aber mind. 1 Parkplatz). Wer rechnet kommt nach der alten DIN auf 1,92 Parkplätze – also rund zwei (weiter Infos unter wikipedia.de).

Die zwei Garagenplätze werde sicherlich den zwei behindertengerecht Wohnungen zugeteil. Wie ist dann die Situation für die restlichen älteren Mieter?

Frage und Überlegung:
Wie kommen also behinderte Menschen aus der Bestandswohnanlage in die Tiefgarage, wenn es nur Stufen dahin gibt? Über die Zufahrtsrampe ist es verboten, schon wegen dem Gefälle und dem Verkehr.

Ergebnis: Diese Gruppe wird diskriminiert.

Die "Alteneingesessenen -gebrechlichen" Mieter sind die Verlierer wegen der fehlenden Zugänglichkeit mit Rollator oder Rollstuhl. Willkommen in der zwei Klassengesellschaft, willkommen in der Realität. Ich nehme diese Aussage bezüglich der zwei Klassengesellschaft sehr gern zurück, wenn es eine vernünftige Lösung für diese Gruppe kommt. Die Mieter werden halt älter und sind dann sehr oft auf vier "gesunde" Reifen angewiesen.

Der Vorschlag vom Architekten ist, dass die Betroffenen ja mal mit der Hausverwaltung reden können, ob man ein Parkplatz (im freiem oder Carport - Anmerkung von mir) (mind. 3,50m breit und 5,00 lang - Quelle: DIN 18040) oder zwei Parkplätze (im freiem oder Carport - Anmerkung von mir)(min. 6,00m breite für zwei Fahrzeuge und 5,00 m lang - Quelle: DIN 18040) zusätzliche zu den E-Parkplätzen erstellt.

Klingt gut aber ältere Menschen brauchen oft mehr Zeit zum Einsteigen und Aussteigen (und das auch bei Regen oder Schnee).

Als nächstes Thema erläutere ich meinen Standpunkt auf Wohnungsgröße und Standsicherheit.

Die Standsicherheit während der gesamten Bauzeit und danach vor allem für Bareisl 41 muß gewährleistet sein. Schließlich hat sich das Flußbett des Bareisl‘s in den letzten Jahren verändert. Wie stark, das kann ein guter Vermesser nachweisen (vielleicht ist zusätzlich ein Geologe sinnvoll).

2012 sind wir hergezogen und konnten ohne Probleme an der Giebelseite vom Haus 41 vorbei gehen. Nun zwängt man sich seitlich durch. In den nächsten Jahren wird vermutlich (meine Vermutung) dieser Durchgang komplett aus Sicherheit gesperrt. Hier sehe ich Handlungsbedarf nicht erst wenn der Bau beginnt, sondern schon vorher.

Ein weiterer Punkt, der einen Sicherheitsaspekt bekommen sollte, ist die neue Zuwegung HS 37 bis 41:

Die Zufahrt zu der Tiefgarage erfolgt zwischen HS. 37 und HS. 43. Damit die Abfahrt in die TG nicht zu steil ist (auch nicht zu lang wird), wird die Straße um ca. 1,00m bis 1,50 m abgesenkt. Im Zufahrtsbereich von der öffentlichen Straße aus muß daher eine Stützmauer mit Geländer angebracht werden. Die Zuwegung soll dann über die Giebelseite von HS. 37 verlaufen. Wie ist dann der Weg zu den Häusern in Hinblick auf der DIN 18040 zu gestalten? Man sollte auch mal über kürzere Zugangsmöglichkeiten zu den Häusern nachdenken. Bei Notfällen zählt jede Sekunde. Auch hier werden die Mieter älter und sind zum Teil schon auf einen Gehstock angewiesen.

Bei meinen Recherchen zur Wohnungsgröße bin ich auf folgendes gestoßen.

Es gibt zwei Angaben über Wohnungsflächen. Die eine ist das Statistische Bundesamt die Herr Luehrs erwähnt hat (ist auch mir bekannt) und das Sozialgesetzbuch (damit habe ich mich noch nie beschäftigt).

Die Flächen der Wohnungen in der Siedlung (Ex.-Militärsiedlung) entsprechen in etwa dem Sozialgesetzbuch.

Angemessene Wohnfläche für Personen die ALG-2 (Arbeitslosengeld) beziehen (Quelle: Wikipedia.de).
* eine Person 1 Raum bis zu 50m²
* zwei Personen 2 Räume bis zu 65m²
* drei Personen 3 Räume bis zu 80m²
* vier Personen 4 Räume bis zu 95m²
* jede weitere Person +1 Raum + 15m²

Man kann sich über die Größe streiten, aber es bringt aus meiner Sicht nichts. Wenn jemand in die 135m² Wohnung einziehen möchte und 20 € + x pro m² (2.700 € + x € kalt) zahlt, soll er es tun. Zu DM-Zeiten wurde darauf geachtet, dass die Miete, die man sich leisten kann, max. 1/3 des Haushaltbudgets beträgt. Die Preisexplosion bei Strom und Miete in den letzten Jahren ist zum Gehalt vieler exponentiell gestiegen. Es bleibt weniger zum Leben, aber dafür haben die Bestandsmieter eine schöne grüne Oase vor der Nase.

Okay nun zur Bauzeit:

Die Bauzeit soll 18 Monate betragen. Das kann funktionieren ist sportlich und ambitioniert. In den letzten Jahren häufen sich Ausfälle von den Mitarbeitern/Fachkräften (teilweise krankheitsbedingt) auf der Baustelle oder es fehlt an Material. Wenn keiner liefert ist es halt so. Auch hohe Konventionalstrafen helfen nicht weiter dabei. Die Firmen kommen dann mit Behinderungsanzeigen und überhäufen einen mit Regieberichten und Nachträgen . Auch werden neue Preiskalkulationen angebracht, wenn die Summe um x% übersteigt (kürzere Preisbindung), was sicherlich die Kosten deutlich erhöhen könnte. Ich vermute eine Verzögerung von min. zwei bis sechs Monate bei diesem vorgestellten Bau.

Großer Vorteil für die Mieter im Neubau:

Man kann sagen: Der Neubau ist ein gutes Beispiel von Nachhaltigkeit: Zisterne mit 60m³ im Neubau, die „zurückgesetzte Wohnung“ in Holzbauweise, PV Anlage, Dachbegrünung, etc.

Die genannten Punkte haben für die „alten“ Mieterparteien keinen Nutzen, wie zum Beispiel die Zisterne. Die Bestandsmieter werden weiterhin das Trinkwasser in der Toilette runter spülen müssen.

Toll wäre es, wenn auch die „alten“ Mietparteien von der PV Anlage durch einen Akku Strom zur Eigennutzung bekommen könnte. Der Stromausfall während der Veranstaltung ist ein geeignetes Beispiel für so eine Idee.

Sanierungsbedarf:

Ja, es wurden die Hausaußenwände und Treppenhäuser gestrichen, ja es wurden neue Hauseingangstüren und Briefkästen eingebaut, ja die Balkone sind auch saniert wurden.

Aber wo ich unter anderem auch Bedarf sehe, sind die undichten Wohnungstüren einiger Mieter. Von einigen Betroffenen habe ich erfahren, dass es wie Hechtsuppe zieht und die Heizungskosten dadurch steigen. Dieses betrifft vor allem dass EG, wenn die Haustür (bei kalten Temperaturen) geöffnet wird, ist es besonders unangenehm. Hier könnte man ja mal prüfen ob es eine KfW-Förderung gibt.

Auch haben einige Mieter Schimmel im Keller oder in der Wohnung. Hier sollte man nicht immer die Mieter beschuldigen, dass Sie falsch Lüften sondern auch nach anderen Ursachen suchen. Eine mögliche Ursache kann dann auch eine Wärmebrücke zwischen Fenster/Rollladenkasten und Wand/Dämmung sein.

Auch gibt es in einigen Wohnungen Geräusche (Knallen), wenn der Heizkörper aufgedreht wird. Die Ursache sind sicherlich Spannungen im Leitungssystem. Hier könnte vielleicht eine Fachfirma das Problem lösen.

Dass die Zufahrt zu den Häusern 37 bis 41 nicht gemacht wird, ist wegen dem event. Bauprojekt klar. Es wäre allerdings schön, wenn bis zur endgültige Entscheidung die größeren Löcher mit Reparaturasphalt verschlossen werden (bitte vorher auch die losen Reste entfernen). Bei Schäden am Reifen oder Fahrwerk wird es interessant wer da haftet. Schließlich gibt es eine Verkehrssicherungspflicht (wie im Winter auch der Schnee geräumt werden muß).

Thema Erneuerung der Heizungsanlage:

Die Aussage ist: „Man kann es in ca. 10 Jahren angehen“ (wenn ich es richtig verstanden habe). Okay, dann sind die Häuser ca. 70 Jahre alt und gem. Anl. 1 ImoWertV geht man von Wohnhäusern mit einer Gesamtnutzungsdauer von 80 Jahren aus. Durch einige Sanierungen und Modernisierung kann man aber von einer längeren Gesamtnutzungsdauer ausgehen. Um wie viele Jahre, das entscheidet sicher die nächste GF. - Generation.

Mein Fazit:

In vielen Punkten bin ich weiter gegangen als das Projekt bisher geplant ist. Viele Themen werden erst mit der Eingabeplanung oder Werkplanung relevant. Ich möchte nur einen Denkanstoß an alle geben, was sein kann und wo ich weiter Probleme sehe.

Es muß aber auch klar sein, dass die Eigenheimbau die Mieter nicht fragen muß, sondern auf Ihren Grund und Boden fast alles machen kann. Es wäre schön, wenn der Eigenheimbau auch einen Plan B hätte (Neubau an anderer Stelle) oder C „Verzicht“ auf 21 Neubauwohnungen wie in den letzten 60 Jahren (C ist mein Favorit).

Hr. Luehrs sollte sich nicht als Oberlehrer hinstellen mit Aussagen wie „Wir planen alles nach Gesetz und Vorgaben“. Das kann man auch von einem langjährigen Architekten erwarten und „Wir mußten noch nie vor Gericht ziehen“. Das glaube ich Ihm, nur man einigt sich sehr oft außergerichtlich.

Sollte ich den einen oder anderen Denkfehler haben, bitte eine kurze Info!
(Bearbeitet)
Ich frage mal ganz höflich und freundlich nach all der schädlichen Unruhe und der m.E. sehr berechtigten Kritik an dem auf Jahre äußerst belastenden, umstrittenen Bauvorhaben:
Wäre es nicht eine wunderbare und menschliche Geste des Investors, dieses schon aufgrund der Örtlichkeiten gewagte Verdichtungsvorhaben in der angedachten Form ganz einfach als "Überlegungsprojekt" zu behandeln und nach erfolgter Diskussion nun wieder abzusagen? Was bringt das Vorhaben im Ergebnis denn wirklich für Vorteile?
Eine Krankenschwester, Pflegekräfte (oft genannt) können sich schon heute die aktuellen Tutzinger Mietpreise nicht leisten.
Der Neubau mit 21 teureren Wohnungen wird kein einziges Problem wirklich lösen.
Liebe Mitdiskutierende,

ich kenne mich mit dem Thema nicht Schwerpunktmäßig aus. Was ich mich aber frage, ist Folgendes:

Wenn die Gemeinde die Zweitwohnsitzsteuer deutlich erhöht, dann gibt es hier vielleicht weniger Luxus-Urlaubswohnungen, dann ist vielleicht auch mehr Wohnraum da für Menschen, die ihn existentiell brauchen? Wohnraum ist extrem ungleich verteilt, in Deutschland und in Tutzing. Die Frage ist, warum ausgerechnet in den ärmsten Wohnbereichen Tutzings die Menschen und die Natur die Wohnungsknappheit ausbaden sollen indem hier nachverdichtet wird. Die vielherbeizitierten Erzieher*innen werden sich die Mieten nicht leisten können.

In Deutschland leben heute nicht mehr Menschen als vor einigen Jahrzehnten. Vielleicht könnten Unternehmen ja attraktive Arbeitsplätze für Menschen oder auch ihre Partner*innen weiter draußen auch auf dem Land schaffen, dann gäbe es vielleicht nicht so eine Landflucht und so einen Druck in den Städten? Plus wenn eben Wohnraum gerecht verteilt würde, also wenn jeder Mensch nur das Recht hat, zb ein oder zwei Wohnungen oder Häuser als Eigentum zu haben, und sich in seiner Wohnfläche beschränkt, dann wäre der Druck auf die Mieten wohl insgesamt auch geringer. Es gibt wichtigeres im Leben, als möglichst viele Häuser zu besitzen ;0)

Und können Menschen überhaupt Eigentum an Boden haben? Wem gehört unser Boden? Wem gehört unsere Erde?

Wer darf darüber entscheiden was auf der Erde / auf dem Boden passiert?
Das Totschlagargument in dieser Diskussion ist für gewöhnlich, die Gesellschaft brauche Wohnraum und deshalb müsse gebaut werden. Das Argument stimmt aber nicht, denn Wohnraum gibt es zur Genüge: er ist nur falsch verteilt. Statistisch nehmen (in Deutschland ) Einzelpersonen 47 qm pro Kopf in Anspruch, was auf eine vierköpfige Familie hochgerechnet 150 qm wären (der Bedarf von Kindern wird niedriger angesetzt). Leider leben Familien in der Regel unter beengten Verhältnissen, wohingegen Einzelpersonenhaushalte auf rund 60 qm kommen. In Tutzing wird dieses Phänomen wegen der hier noch einmal übersteigerten umgekehrten Alterspyramide stärker auftreten als im Bundesdurchschnitt. – Es müsste also gar kein Boden durch zusätzliche Neubauten versiegelt werden, und das Wohnraumproblem wäre durch eine klügere Nutzung des Wohnungsbestands ohne weiteres lösbar.
(Bearbeitet)
Als Anwesender habe ich die Veranstaltung etwas anders wahrgenommen, als sie hier von VorOrt.News reflektiert wird.
Aus den Wortbeiträgen vieler betroffener Mieter sprachen m.E. große Ängste, Sorgen, Emotionen und auch eine Menge Verzweiflung.
Mehrere betroffene Mütter ergriffen das Mikrofon und zeigten sich laut und kritisch zum umstrittenen Bauvorhaben.
Der Wegfall des vorhandenen, wunderbar durch den Baumbestand sonnengeschützten Naturspielplatzes war ein großes Thema, gerade in einer Zeit des spürbaren, gefährlichen Klimawandels. Eine junge Mutter beschrieb die Verbrennungsgefahr für ihre Kinder auf einem nicht sonnengeschützten Spielplatz. Der angedachte neue Ersatzspielplatz nahe der Tiefgarageneinfahrt erschien durch eine anzunehmende gesteigerte Echolast infolge zu naher Häuserfronten ohne schallschluckenden Baumbestand als ungeeignet und problematisch.
Junge neue Bäume auf nur 60cm hoher Erdaufschüttung würden den Lärmpegel als Problem erst nach Jahren, wenn überhaupt, abmildern. Dann allerdings werden die heutigen Kinder keinen Spielplatz mehr benötigen und mehr oder weniger auf einer Baustelle aufgewachsen sein, meine ich von Tischnachbarn gehört zu haben.
Es schien, dass die Ausführungen des Architekten wenig überzeugend wirkten. Der enorm nahe, angrenzende, steile und gewaltige Bareisl-Graben wurde nach Auffassung ansässiger Mieter in den Projektzeichnungen unrealistisch klein und zu weit vom Bauvorhaben entfernt dargestellt (s. auch den Eingabeplan des Architektenbüros vom 02./12.05.2023).
In der Vergangenheit sollen Überschwemmungen historischen Ausmaßes gerade vom Gebiet des Bareisl ausgegangen sein, wie schon das Buch "Hofmark Tutzing, Geschichte in zwölf Jahrhunderten", Herausgeber: Gemeinde Tutzing, auf Seite 437 zu berichten weiß.
Die Bemerkungen hinsichtlich des wertvollen Tier-und Baumbestandes (Stichwörter: Fledermäuse, alter Baumbestand) waren eher unglücklich gewählt und wahrnehmbar nicht geeignet, den Anwesenden das Bauprojekt näher zu bringen.
Zu viele wichtige Fragen blieben letztendlich offen. Der Stromausfall sorgte darüber hinaus für ein abruptes Ende der Veranstaltung.
Lieber Herr Rekus, ich bin derselben Auffassung wie Sie. Man würde sich freuen, wenn es nicht anonym sein müsste. Ich möchte hinzufügen, dass mir nach knapp 80 Einzelgesprächen mit Bewohnerinnen am Bareisl der Hintergrund dessen wohl bewusst ist. Es ist die Angst vor Konsequenzen, die die Veröffentlichung des Names - im Kommentar oder auf einer Unterschriftenliste - nach sich ziehen könnte. Eine Mitgliedschaft im Mieterschutzbund kostet zwischen 70 bis 110€. Das können sich viele Personen zusätzlich nicht einfach leisten. Wohl erst im Ernstfall bei Baubeginn. Man sieht anhand der Kommentare, dass man sich aber dennoch dazu äußern möchte. Das sehe ich grundsätzlich als sehr positiv. Auch für die Zukunft dieses Forums freut man sich über zusätzliche Meinungen, die es zuvor nicht gab. Solange in der Anonymität die allgemeinen Regeln und der Umgangston nicht verletzt werden, sollte es, um wie in diesem Fall Personen zu schützen und hören zu können, weiterhin möglich sein. Wenngleich auch ich eine Offenlegung schön fände.
Erschreckend war auch zu sehen, wie sich Eigentümer und insbesondere der Architekt Herr Luehrs über Naturschutzbelange und Klimathemen geradezu lustig gemacht haben. Auf den Hinweis, dass sich auf dem Gelände auch heute noch Fledermäuse befinden (alle Arten sind vom Aussterben bedroht und stehen unter strengem Schutz!), hat Herr Luehrs sichtlich stolz und amüsiert geantwortet, dass das baurechtlich keinerlei Problem darstelle - man könne am Neubau einfach entsprechende Fledermauskästen aufhängen, um die Naturschutzbehörde zu "besänftigen", so habe er das auch in einem anderen Projekt bereits gehandhabt, und kurze Zeit später seien die Fledermäuse dann sowieso "verschwunden".

Beim Thema Flächenversiegelung hat Herr Luehrs die auf der Petitionsseite angegebene Flächenzahl als "falsch!!" bezeichnet und behauptet aus dem Neubau ergeben sich lediglich 89qm versiegelte Fläche. Dass er hierbei die durchaus bedeutsame Versiegelung durch unterirdische Bauten wie Keller oder Tiefgaragen völlig außer Acht gelassen hat, war dem Architekt wohl trotz seiner langjährigen Erfahrung nicht bewusst...

Auch in anderen Punkten schien Herr Luehrs sich so sehr auf seine große Erfahrung zu verlassen, dass er individuelle Gegebenheiten des Geländes am Bareisl völlig außer Acht ließ. So wurde bei Anfertigung der Pläne durch sein Architekturbüro wohl übersehen, dass es am Bareisl Graben ein Gefälle von fast 8m gibt. Der Neubau und die Tiefgarage wurde ohne Berücksichtigung dieses Gefälles in den Bereich des Grabens geplant. Rückfragen hierzu wurden natürlich als "falsch!!" abgewürgt und behauptet, der Bau wäre 7,5m von der Abbruchkante entfernt. Vielleicht wäre es vor Anfertigung solcher Pläne doch sinnvoll, sich das Gelände vor Ort anzusehen, auch (oder gerade) wenn man über eine solch langjährige Erfahrung verfügt.

Man fragt sich tatsächlich, aus welchem Grund und mit welchem Ziel diese Infoveranstaltung überhaupt abgehalten wurde. In keinster Weise wurde ernsthaft auf die Bedenken, Sorgen, und Anregungen der Anwohner:innen eingegangen (die Areal und Grundstücksgrenzen offensichtlich besser kannten als Eigentümer und Architekt). Im Gegenteil, Fragende wurden ständig unterbrochen, zurückgewiesen, und mit sich selbst widersprechenden, wirren Argumenten abgeblockt. So bleibt am Ende der Eindruck, dass der einzige Sinn dieser Veranstaltung sein sollte, den Anwohner:innen zu klarzumachen, dass der Eigentümer auf seinem Privatgrundstück sowieso machen darf was er will.
(Bearbeitet)
Ich finde es schade, wenn anonyme Beiträge auch hier auf VorOrtNews salonfähig werden.
Wusste gar nicht. dass dies möglich ist??
Bitte steht doch zu Euren Beiträgen!
Kompliment an VorOrt News, Sie haben das Kernproblem in der Satz von Herrn Schmidt richtig erkannt: “Wollen Sie ein Baustopp für Tutzing?“.
Anders formuliert, wie vielen Menschen kann die derzeitige Verkehrslage von enge geparkte Straße ertragen? Wie viele Menschen können die Infrastruktur, die Kitas und Kigas, ertragen? Wie viel Kapazität gibt’s noch für die Feuerwehr, den Krankenhaus, die enge Hauptstraße ? Wie viele Runde herum dem Parkplatz an der Lindermannstraße sind akzeptabel um ein Parkplatz zu finden, wenn so viele Leute schon das selbe Parkplatz für zwei große Supermärkte, die Post, Apotheke, große Drögeriemarkt und noch ein paar Geschäfte benutzen müssen?
Der Vorschlag von der Bürgermeisterin dass die tutzinger Bewohner aufs Fahrrad statt Auto umsteigen sollen scheint jetzt im Juni sehr anziehend, gesund aber meistens naive. Nachdem vor eine Woche die Asphaltierung der von Eigenheimbau gehörende Ring am Bareisl fertig war, sind mehrere Beschädigung an der Zugspitzstraße z.B. aufgetaucht. Und für die Asphaltierung sind nur ein paar grosse LKW vorbei gefahren, nicht die 1800 (eintausendachthundert) LKWs die nur für die Ausgrabung am Bareisl nötig werden.
Der Fahrradweg auf der Hauptstrasse ist einfach ein gefährliches Scherz. Wenn Autos am Ampel stoppen müssen, müssen die auch auf der rechte Seite, auf dem Fahrradweg halten um das Verkehr von der Gegenrichtung, Autos die noch mit grün gefahren sind oder die in der Hauptstraße von Nebenstraße eingebogen sind, erlauben zu können. Die Straße ist zu eng, dann werden die Fahrradfahrer auch blockiert. Laut Bürgermeisterin so sollen die Mutter mit Fahrrad auch mit Regen und Schnee, Eis und minus Grad ihre Kinder abholen. So sollen Senioren die schwere Tüte von Supermarkt nach Hause bringen. So sollen Wohlhabende, die in die vielen dicken Villen und teure Wohnungen in Tutzing wohnen sich bewegen. Utopia. Hilft dazu auch nicht wenn immer mehr Autofahrer Einbahnstraßen oft in der falsche Richtung fahren, denn wird noch für Fahrradfahrer gefährlicher. Es sind schon eigentlich zu viele Leute in eine kaum zu verändern Straßennetz unterwegs. Wir sind zu viel.
Über die Ärger, Frust und Unsicherheit von den Am Bareisl Bewohner sollen sich vielleicht alle andere Tutzinger gut überlegen, wie auch ihre Lebensqualität verändert wird. Herr Schmidt und seine Firma Eigenheimbau haben diese Gründstuck mit Baurecht gekauft. Ich habe keine Zweifel dass deren Architekt 100% alles gesetzlich beachtet hat, sonst wird für die Eigenheimbau und Architekt während der Bauphase echt teuer werden. Der „Investor“ will was jeder Investor, jede Firma in der westliche Welt machen will: Umsatz und Profit. So wird viel Steuer bezahlt und alle SOZIALleistungen in Sozialstaat Deutschland finanziert. Die Eigenheimbau ist 100% berechtig zu denken dass sie können in dem zu denen gehörende Grundstück mit Baurecht bauen. Herr Schmidt müsste letzte Mittwoch nicht kommen. Er hat erzählt wie auch dem Prozess der Genehmigung läuft, wie es neulich sich geändert hat, und wie er, bevor das Projekt an dem Landratsamt übermittelt hat, schon die Meinung der Bürgermeisterin hören wollte. Da hat er sofort Lob bekommen.
Wenn man findet das Projekt bringt mehr Probleme als Lösungen, muss sich an der Behörden wenden, nicht gegen ein Investor der innerhalb der Rechtlage sich bewegt.
Die Verantwortung für diese Projekt trägt das Landratsamt und das Rathaus, trotz Versuchen Hände im Unschuld zu waschen.
Die Mietpreise werden mit Baustopp denn explodieren? Vielleicht wenn keine neue Wohnung zu mieten gibt‘s, gibt’s auch keine neue Mietverträge mit neue höhere Mietpreise. Dann ist ein vergleich schwer und die durchschnittliche Miete bleibt niedrig, der Druck und Grund für Mieterhöhung schwach.
(Bearbeitet)
Leider kann ich dem Kommentar von Korbinian nur zustimmen.
Der Artikel oben vermittelt einen anderen Eindruck des Abends als er tatsächlich abgelaufen ist.
Ich war auch dabei und bin am Ende frustriert und enttäuscht nach Haus gegangen. Der Investor Herr Schmidt und insbesondere sein Architekt Herr Lührs haben einen Monolog in ca. der Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit gehalten, in der man, wenn man eine Frage hatte, harsch zurück gewiesen wurde. Die Argumente der Anwohnerschaft gegen das Bauvorhaben wurden leider teilweise von den Veranstaltern falsch verstanden und somit auch falsch dagegen argumentiert, was man aber, wie oben erwähnt, nicht korrigieren durfte, da man das Wort nicht bekommen hat.
Unzählige Male hat Herr Schmidt das Wort „sozial“ in den Mund genommen, wie „sozial“ doch der neue Bau werden wird und hat damit ganz offensichtlich nur die Kaltmieten der einzelnen Wohnungen in dem Riesenbau gemeint.
Was ist aber mit den Menschen, die dort bereits wohnen? Ist dieser Bau ihnen gegenüber sozial? Sozial heißt, dass man sich umeinander kümmert, und genau das sollte eigentlich hier mit den Anwohnern geschehen. Tatsächlich wird ihnen aber ihre Lebensqualität genommen und das nicht nur für die angeblichen 18 Monate Bauzeit, sondern nachhaltig für das ganze weitere Leben. Also wird ihnen das soziale Wohlbefinden genommen.
Herr Schmidt meinte auch, dass er die Wohnanlage in die Zukunft führen will, was bedeutet das aber? Nur relativ niedrige Kaltmieten, die so und so irgendwann steigen werden? Grad in der heutigen Zeit, in der das Bewusstsein für das Klima endlich mehr Relevanz bekommt, will Herr Schmidt, ein riesiges Areal mit alten hohen Bäumen und Büschen abholzen nur um dort mit diesem Bauprojekt noch mehr Profit zu machen, denn ein Minusgeschäft wird das Ganze mit Sicherheit nicht für ihn…
Vorrangig eine Monologveranstaltung der Investorenseite, die für viele Anwohnerinnen und Anwohner über lange Strecken schwer zu ertragen war. Der Stromausfall hätte der Investorenseite nur noch besser gelegen kommen können, wäre er 20min früher eingetreten. Dann hätte man sich mit keinerlei lästigen Anwohnerstimmen im großen Kreis mehr auseinandersetzen müssen. 50min lang Monologe des Investors und des Geschäftsführers des beauftragten Architekturbüros Lührs & Bachmann, die weder Zwischenfragen, noch die Kommentierung ihrer teils falschen Fakten und Behauptungen zuließen. Dahingegen bestaunte man Verleumdung der Anwohnerschaft (man gehe davon aus, dass bis die Naturschutzbehörde kommt etliche Fledermausknochen in der Anlage ausgelegt sind, denn das reiche manchmal bereits), herablassende Kommentare zu professioneller, präziser Visualisierung der Baupläne (schwebende rote Blöcke, die umhergeistern) und eine Menge Arroganz (falsch, falsch, falsch und nochmal falsch, 15x falsch sogar seien die Positionen der Anwohnerschaft. Doch auch ein bisschen was Richtiges, dem man zustimmen konnte war dabei. Zu der Ansicht konnte jemand kommen, der theoretisch Recht hatte, doch praktisch völlig daneben lag. Über 7 Meter). Der Ablauf der Veranstaltung nach dem Motto, wer selbst viel redet, egal wie sinnvoll, lässt keinen Platz für Gegenrede. Inbesondere, wenn man lange genug alleinige Hoheit über ein Mikrofon besitzt. Inhaltlich bot die Veranstaltung wenig Neues. Das immer gleiche Lockangebot für die Tutzinger Gemeinde. 12-13€/qm sollen 14 Wohnungen in Sozialbindung im gesamten Areal kosten. Dafür möchte man viel. Auf der anderen Seite im Neubau derzeit nur eine einzige 4-Zimmer Wohnung, die laut SZ vom 31.5.23 135qm haben soll. Beim gestern vom Investor ausgerufenen Mietpreis von 20€ kalt im Neubau also 2.700€ im Monat oder ca. 3.240€ warm (Stand heute, Stand 2025 ?). In seinen Augen wohl das richtige für eine 4-köpfige Familie in Tutzing. Aber eine genaue Aufteilung stehe ja noch in den Sternen. Es klingt fast so, als ob es solch komplexe Planungen und Bauzeichnungen umsonst gebe. Man probiert sich in der Aufteilung also fröhlich aus, ohne Verbindlichkeit. Denn alles kann sich noch verändern. Als ob nicht schon zu Beginn ein Business Case zu rechnen wäre. Die Sorge um den Bareislgraben durch Bau der Tiefgarage wurde in beinahe spöttischem Ton beantwortet. "Der Zaun ist die Grenze und davon sind wir 7,5m weg", so die Erklärung für alle gut hörbar durch den Geschäftsführer des Architekturbüros Hr. Lührs. Dort werde 3m tief für die Tiefgarage ausgehoben. Wer hier nicht auf 40-jährige Erfahrung vertraut und sich noch Sorgen macht hats nicht kapiert. Das Problem ergibt sich erst, wenn man den Kopf aus der theoretischen Welt der Papierpläne zieht und in die Realität neben sich blickt. Erblickt man dort dann irritiert einen Hang und eine Böschung anstatt einer flachen Wiese, wie auf den eigenen Plänen zu sehen, und muss man dann noch feststellen, dass die Grundstücksgrenze eben dort unten im Graben und keineswegs oben auf dem Asphalt entlang des Zauns verläuft, dann ist man endlich in der Realität der Anwohnerinnen und Anwohner angekommen. Gemeinsam lässt sich dann diskutieren, ob das neue Penthouse entweder über einen Hochseilgarten erreichbar sein wird, oder eben doch der gesamte Graben zur Realisierung der geplanten Wohnungseingänge aufgeschüttet und sämtlicher Baumbestand entlang der Böschung gefällt werden müsste. Da hilft es dann auch nicht, wenn der Investor die Pläne offensichtlich im Detail nicht kennend, eine Stunde zuvor noch verkündet hat: in den Graben ragts nicht rein. Nur die 40-jährige Erfahrung, die man aus Selbstüberzeugung nicht müde wurde zu betonen, kann die Lösung dafür bieten, wie an eben jener Stelle eine Tiefgarage dieses Ausmaßes ohne Spundwandverbau zu errichten ist und ein Wohnkomplex dieser Größenordnung plus Tiefgarage nach maximal 18 Monaten Bauzeit stehen wird. Das zu behaupten im Angesicht der Erfahrungen der letzten 5 Jahre zeugt jedenfalls von einer ordentlichen Portion Selbstüberzeugung. Doch daran fehlte es gestern ja auch nicht. Im Gegensatz zur Menschlichkeit.
(Bearbeitet)
Feedback / Fehler melden