Bauplanung
30.5.2023
Von vorOrt.news

Patentlösung für die Post

„Briefmarken-Bebauungsplan“ soll Lieferungen von Traubing aus bis zum Ammersee ermöglichen

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Wo das Unternehmen Kampf war, soll ein Postverteilzentrum entstehen. Für die Fahrzeuge, die von Traubing aus bis zum Ammersee-Ostufer liefern sollen, sind hinter dem Gebäude 52 Parkplätze vorgesehen. © L.G.

Der Brombergweg in Traubing ist fürs Bauen ein schwieriges Gebiet. Die Gemeinde plane dort seit etlichen Jahren, fast schon seit Jahrzehnten, ein Gewerbegebiet, sagte ein Mitarbeiter der Rathausverwaltung kürzlich im Bauausschuss des Tutzinger Gemeinderats. Aber es gibt immer wieder Probleme. Das zeigt sich derzeit auch an einem Projekt der Deutschen Post: Sie will im Gebäude des ehemaligen Unternehmens Kampf Feinmechanik ein Postverteilzentrum einrichten und von dort aus ein größeres regionales Gebiet von Tutzing bis zum Ammersee-Ostufer beliefern. 52 Parkplätze sollen dafür neben dem Gebäude geschaffen werden. Feinmechanik Kampf hört Ende 2022 auf Doch bei den Behörden gab es zu diesem Vorhaben bisher eine ganze Reihe von Einwendungen.

Vom Hochwasserschutz bis zum Baurecht wurden Schwierigkeiten gesehen, und die Auffassungen wogten hin und her. Die Gemeinde stuft das Gebiet mit den Kampf-Gebäuden zwar planungsrechtlich als Innenbereich ein – schließlich seien sie vor Jahrzehnten rechtmäßig errichtet worden. Für das Starnberger Kreisbauamt aber handelt es sich um planungsrechtlichen Außenbereich. Nur die Aufstellung eines Bebauungsplans komme als Möglichkeit in Betracht. Es gibt aber schon einen in Aufstellung befindlichen Bebauungsplans „Nummer 76 Brombergweg“, in dessen Geltungsbereich sich die betreffenden Grundstücke befinden. Der aber wurde bisher nur einem Teilbereich „planreif“ realisiert, nämlich im höchstgelegenen Geländeteil ganz im Nordosten für einen Baggerbetrieb. Dass der Rest des Bebauungsplans nicht angepackt wurde, wird mit „Hoch- und Hangwasserproblematiken“ begründet. Sorgen am Brombergweg Den Bebauungsplan trotzdem fortzuführen, würde nach Darstellung der Behörden längere Zeit dauern – und das Postverteilzentrum könnte nicht so bald seinen Betrieb aufnehmen.

Nicht unpassend für ein Postverteilzentrum: "Briefmarken-Bebauungsplan"

Aber schließlich hat sich die Starnberger Wirtschaftsfördergesellschaft gwt eingeschaltet und alle Beteiligten an einen Tisch gebracht: Bauwerber, Architekt, Kreisbauamt, Wasserwirtschaftsamt, Gemeindeverwaltung, Wirtschaftsförderer. Und siehe da: Trotz aller unüberwindlich wirkenden Schwierigkeiten zeichnet sich auf einmal eine Patentlösung ab. Sie sieht so aus: Nicht für das gesamte Gebiet soll es einen Bebauungsplan geben, sondern nur für diejenigen Flurstücke, die für das Vorhaben benötigt werden. So etwas wird „Briefmarken-Bebauungsplan“ genannt – nicht unpassend für ein Postverteilzentrum.

Die Gemeinde Tutzing will nun zu diesem Zweck einen so genannten „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ aufstellen, ganz konkret abgestimmt mit dem „Vorhabenträger“ Deutsche Post, samt Durchführungsvereinbarung und städtebaulichem Vertrag für wichtige Aspekte wie Nachbarschutz, Fristen, Zu- und Abfahrten. Geändert werden muss auch noch der Flächennutzungsplan. Dort ist nämlich ein Bereich neben den Gebäuden als „Flächen für die Landwirtschaft“ ausgewiesen – aber dort sollen die 52 Parkplätze entstehen.

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