Bauplanung
19.10.2023
Von vorOrt.news

Fünf Gebäude auf „Aral“-Grundstück geplant

Geschäfte und 28 Wohnungen für Krankenhaus-Mitarbeiter - Was wird aus der „Autowerkstatt“?

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Die frühere Aral-Tankstelle ist schon vor Jahren geschlossen worden. Rechts befindet sich zurzeit noch "Die Autowerkstatt". © L.G.

Fünf Gebäude mit zwei Geschäften und 28 Wohnungen sind dort geplant, wo früher die Aral-Tankstelle war. Die alten Gebäude sollen abgebrochen werden. Das Konzept für die Neubebauung haben die beiden Investoren Harald Kaiser und Manuel Pretzl zusammen mit dem von ihnen beauftragten Architekten Peter Höldrich am Dienstag bei einer nicht öffentlichen Ortsbesichtigung und anschließend öffentlich im Bau- und Ortsplanungsausschuss des Gemeinderats vorgestellt. Pretzl ist CSU-Fraktionsvorsitzender im Münchner Stadtrat, von 2018 bis 2020 war er zweiter Bürgermeister von München. Kaiser ist Miteigentümer der Firma Kaiser WerkstattSysteme GmbH in München, die mit einem Franchisesystem für freie Werkstätten ohne Hersteller- und Lieferantbindung die Gruppe „Die Autowerkstatt“ betreibt.

Betreiberin der Autowerkstatt "verunsichert"

Ein Betrieb befindet sich in den alten Gebäuden auf dem Tutzinger Grundstück. Was aus ihm wird, kam in der Sitzung des Bauausschusses nicht zur Sprache. Isabella Fijak, die die Tutzinger Werkstatt seit dem Tod ihres Mannes Adam Fijak im April dieses Jahres allein betreibt, berichtet auf Nachfrage von vorOrt.news, dass ihr Vertrag für die nächsten drei Jahre verlängert worden sei. Angesichts der nun vorgestellten Abbruch- und Neubaupläne zeigt sie sich aber verunsichert, wie es weitergeht. Sie beschäftige sechs fest angestellte Mitarbeiter und drei Aushilfen, für die sie die Verantwortung habe.

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Kaiser: "Noch keine weiteren Auskünfte bezüglich der Umsetzung des Projektes"

Wir haben uns bei Harald Kaiser erkundigt, was der vorgesehene Abbruch der Tutzinger Gebäude für den dort ansässigen Betrieb „Die Autowerkstatt“ bedeutet und was aus dem Vertrag wird. Kaiser hat dazu keine konkrete Antwort gegeben. "Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weiteren Auskünfte bezüglich der Umsetzung des Projektes erteilen können", teilte er uns mit. Wir hatten auch Fragen zum vorgesehenen Baubeginn, zu den Baukosten, zur wirtschaftlichen Lage und Größe der Kaiser WerkstattSysteme GmbH und zur Partnerschaft mit Manuel Pretzl gestellt. All diese Fragen hat Kaiser nicht beantwortet.

Erweiterung des Einkaufszentrums an der nördlichen Hauptstraße

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Das Grundstück, auf dem nun die Neubauten geplant sind, vor langer Zeit - rechts unten auf dem Bild, daneben die kleine Straße, die zum heutigen Midgardhaus führt. Gegenüber das einstige Dampfsägewerk Suiter (li.) und die Pelzwarenfabrik von Oskar Schüler (Mitte). Heute befinden sich auf diesem Gelände Einkaufsmärkte. © Archiv Stefanie Knittl

Das mehr als 5000 Quadratmeter große Grundstück an der nördlichen Hauptstraße in Tutzing, das über Jahrzehnte der Familie Hößle gehörte, befindet sich in der Nähe eines schon lange für Gewerbezwecke genutzten Bereichs. Auf der anderen Seite, westlich der Hauptstraße, befanden sich war vor Jahrzehnten das Dampfsägewerk Suiter und die Pelzwarenfabrik von Oskar Schüler, der sein Grundstück 1918 erworben hat, und später die Reinigung Würth. In den 1970er Jahren gab es Bemühungen mehrerer Tutzinger Unternehmer, auf dem Suiter-Gelände gemeinsam ein Kaufhaus zu errichten, doch daraus wurde nichts. Das Areal wurde verkauft, dort entstand ein Tengelmann-Markt, der inzwischen zu einem Edeka-Markt geworden ist. Daneben wird eine Filiale der Getränkemarktkette Fristo betrieben. Im Norden gibt es eine Niederlassung der Discountmarktkette Fristo. Noch weiter nördlich befinden sich Studios der Musiker Leslie Mandoki und Peter Maffay. Die nun gegenüber, östlich der Hauptstraße, vorgesehenen Gewerbeflächen, die in zwei Gebäuden parallel zur Hauptstraße entstehen sollen, können also als Erweiterung des in diesem Bereich bereits bestehenden Einkaufszentrums gesehen werden.

Im hinteren Bereich des Grundstücks sollen sechs Doppelhaushälften entstehen. Die 28 Wohnungen wollen die Investoren als Mitarbeiterwohnungen an das Tutzinger Benedictus-Krankenhaus vermieten. Dies trage auch zur Sicherung des Tutzinger Krankenhaus-Standorts bei, sagte Wolfert. Die Verhandlungen mit dem Krankenhaus seien schon sehr weit, wenn es auch noch keine Unterschrift gebe. „Wir haben schon bei drei anderen Projekten jeweils Krankenhausbauten realisiert“, sagte der Architekt Peter Höldrich. Konkret nannte er die Kliniken in Garmisch, Murnau und Oberammergau. Für die Krankenhaus-Betreiber sei es wichtig, dass sie ihren Mitarbeitern verstärkt Wohnungen anbieten könnten.

Für das Tutzinger Projekt kündigte Höldrich 15 Ein-Zimmer-Wohnungen, neun Zwei-Zimmer-Wohnungen und vier Drei-Zimmer-Wohnungen an. Die gesamte Wohnfläche soll nach seinen Angaben 1220 Quadratmeter umfassen, die Gewerbefläche 550 Quadratmeter. Falls Interesse an kleineren Geschäften bestehen sollte, sind die Investoren auch für eine Unterteilung offen, sagte Höldrich auf Frage von Dr. Joachim Weber-Guskar (FDP).

Ein "sehr konkretes Vorhaben"

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Reste einer Tankstelle: Wo über Jahrzehnte "Aral" getankt wurde, gibt es Neubaupläne © L.G.

Im Vergleich mit Gegenüber einer zurzeit relativ starken Versiegelung von rund 80 Prozent der Fläche soll es künftig mehr Begrünung geben. Die Gebäude mit 6,50 Metern Wandhöhe sollen Satteldächer bekommen. Die tragenden Teile sind laut Höldrich in Massivbauweise, die Fassaden in Holzbauweise vorgesehen. Im Untergeschoss soll es 34 Autostellflächen geben, oberirdisch 14 Radabstellplätze.

Für eine Bebauung des Grundstücks habe es in der Vergangenheit bereits mehrfach Besprechungen und Anträge geben, berichtete Bauamtleiter Christian Wolfert. Davon war bisher öffentlich wenig bekannt. Die Kubaturen seien aber jeweils zu hoch für diesen Standort gewesen, sagte Wolfert. Es sei ein „großes, bedeutendes, von der Lage her wichtiges Areal“, sagte Wolfert. Derzeit gehört das Grundstück zum Geltungsbereich des Bebauungsplans Nummer 91 „Seeuferbereich“, erläuterte Wolfert.

Auf Vorschlag der Gemeindeverwaltung wird nun ein „vorhabenbezogener Bebauungsplan“ angestrebt. Wolfert sprach von einem „sehr konkreten“ Vorhaben. Wie es nach der Ablehnung früherer Pläne nun ohne Beratungen in öffentlichen Sitzungen zu einem bereits sehr konkreten Vorhaben kommen konnte, wurde nicht erläutert. Die Sonderform eines"vorhabenbezogenen Bebauungsplans" ist nur dann möglich, wenn ein Investor ein schon genau umrissenes Projekt realisieren will. Die beiden Gewerbeflächen sollen nach Wolferts Worten dem dort befindlichen baurechtlichen Mischgebiet gerecht werden. Die Nutzung für Mitarbeiterwohnungen des Krankenhauses wurde in den Beschluss einbezogen.

Mehr zum Thema:
Baupläne an der Stelle der früheren Aral-Tankstelle

ID: 6243
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Kommentare

Danke, natürlich 5000. Ist geändert.
Ich denke es sind 5000 qm und nicht 500.
Schade, dass es über die Autowerkstatt keine näheren Infos gibt, ich würde es bedauern wenn sie dem Profit weichen muss.
Ich denke die neuen Mietpreise für eine neue Autowerkstatt treiben die Werkstattpreise in die Höhe.
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