Bauplanung
20.5.2022
Von vorOrt.news

Sorgen um das ursprüngliche Traubing

Immer mehr größere Bauten auf relativ kleinen Grundstücken – Gemeinde beklagt „Maximalversiegelung“

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Neue Bauten an der Riedstraße

„Erhalten Sie die grüne Oase und das ursprüngliche Traubing!“ Das hat der Traubinger Peter Zapletal auf der Bürgerversammlung vor ein paar Tagen der Tutzinger Bürgermeisterin Marlene Greinwald zugerufen. Anlass für seine Sorgen liefert ihm besonders die aktuelle Bebauung an der Riedstraße. Immer mehr größere Bauten entstünden dort, kritisierte er – und zwar nicht selten auf relativ kleinen Grundstücken. Davon dürften seiner Meinung nach vor allem Investoren und Spekulanten profitieren, aber wohl kaum die Traubinger Bevölkerung. Denn die könne sich derartige Immobilien angesichts der Grundstückspreise von 600 Euro und mehr je Quadratmeter kaum leisten.

Die Bebauung der betreffenden Traubinger Gegend wird auch im Tutzinger Gemeinderat kritisch beobachtet. Das wurde schon einen Tag nach der Bürgerversammlung deutlich, als auf einer Sitzung des Bau- und Ortsplanungsausschusses ein Bauantrag an der Straße Im Ried auf der Tagesordnung stand. Es ging um Ergänzungen an einem bereits errichteten Doppelhaus: Zwei Balkone, eine Garage und Abgrabungen für einen Kellerzugang sollen hinzukommen. Das Tutzinger Bauamt äußerte in der Sitzung Bedenken wegen der Wandhöhe und der Abstandsflächen, die unzulässigerweise über die Mitte der angrenzenden Riedstraße hinaus reichen würden. Der Antrag war bereits geändert worden, doch das Bauamt beurteilte das Vorhaben dennoch als problematisch. Der Kellerabgang sei eher als Lichthof zu werten, was auf eine zu erwartende spätere Nutzung des Untergeschosses für Aufenthaltszwecke hindeute. Für das Bauamt ist das eine „eine Maximalversiegelung an dieser Stelle“.

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Die Riedstraße von der anderen Seite
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"Maximalversiegelung" abgelehnt: Das Haus an der Straße Im Ried (re.), links die Riedstraße © L.G.

Der Bauausschuss hat dieses Traubinger Vorhaben einstimmig abgelehnt. Angesichts der auch auf der Bürgerversammlung aufgeflammten Kritik gab es im Ausschuss von seiten des Bauamts auch eine generelle Kritik: Nach dem Baugesetzbuch sei zwar die Umgebungsbebauung als Maßstab für die Beurteilung von Bauvorhaben heranzuziehen, doch diese Regelung zielen in keiner Weise auf die Größe der jeweiligen Grundstücke ab. Das führe zu immer größeren Bauten auf relativ kleinen Grundstücken.

Zur Bebauung in der Riedstraße sagte Bürgermeisterin Greinwald in der Bürgerversammlung: „Wir begrüßen diese Entwicklung auch nicht.“ Seit es dort eine Starkstromleitung nicht mehr gibt, ist nach ihren Worten höhere Bebauung möglich geworden. Als einzige Chance der Steuerung sieht sie Bebauungspläne – und darauf ist nach ihrer Meinung früher in Tutzing zu wenig Wert gelegt worden. Heute fällt in Tutzing eine große Zahl von Bebauungsplänen auf – doch das führt zu einer Verfahrensflut, die die Gemeinde kaum noch bewältigen kann. Aus diesem Grund hat Greinwald auf der Bürgerversammlung eine Priorisierung bestimmter Verfahren angekündigt.

Unterdessen erkundigen sich bei Traubinger Immobilieneigentümern offenbar immer häufiger Makler nach Verkaufsinteresse. Peter Zapletal fühlt sich dadurch in seinen Befürchtungen bestätigt: Die Investoren und Spekulanten warteten nur auf ihre Chancen.

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