Bauplanung
17.5.2022
Von vorOrt.news

Tutzing schafft beim Bauen Prioritäten

Bürgermeisterin Greinwald kündigt Vorrang mancher Bebauungspläne vor anderen an

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Bürgermeisterin Marlene Greinwald gestern bei der Bürgerversammlung im Traubinger Buttlerhof © L.G.

Aus der Fülle von Bauleitverfahren zieht die Gemeinde Tutzing Konsequenzen. Der Gemeinderat habe sich entschlossen, die Bebauungspläne künftig zu „priorisieren“, berichtete Bürgermeisterin Marlene Greinwald am Montag bei der Bürgerversammlung. Das bedeutet nach ihren Worten: Solche Bebauungspläne, die als dem Gemeinwohl zuträglich betrachtet werden, sollen in Zukunft Vorrang haben vor solchen Bebauungsplänen, die vor allem einzelne Bauwerber betreffen.

„Das wird für einzelne durchaus hart sein“, folgerte die Bürgermeisterin, „aber es geht nicht anders.“ Die Gemeinde habe derzeit so viele Bebauungspläne wie noch nie zuvor zu bearbeiten.

Nach ihren Angaben sind zurzeit in Tutzing 59 Bebauungsplanverfahren sowie vier Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren anhängig, zusammen also 63 Bauleitverfahren. Hinzu komme das so genannte „ISEK“-Verfahren, ein Programm, das den Zugang zu finanzieller Städtebau-Förderung schaffen und gleichzeitig Bestandteil einer größeren Gesamtstrategie mit „Leitzielen“ für die Gemeinde sein soll. Weitere acht Bauleitverfahren - je zur Hälfte Bebauungs- und Flächennutzungspläne - stehen nach Greinwalds Worten bevor.

Appell bei der Bürgerversammlung an die Gemeinde: "Erhalten Sie die grüne Oase!"

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Verdichtete Waldschmidtstraße: Die Gemeinde Tutzing will allzu ausufernde Bebauung eindämmen © L.G.

In der Steuerung des Bauens sieht Marlene Greinwald Nachholbedarf - entstanden besonders auch dadurch, dass die Gemeinde Tutzing die Bebauung in früheren Jahren zu wenig mit Bebauungsplänen gesteuert habe. Wo es keine Bebauungspläne gebe, gelte nach dem Paragrafen 34 des Baugesetzbuchs die jeweilige Umgebungsbebauung als Maßstab für die erlaubte Bebauung – und die schaukele sich auf diese Weise immer weiter nach oben. „Wir sind Getriebene“, rief die Bürgermeisterin aus.

Als besonders auffallendes Beispiel für immer immer stärkere Verdichtung mit immer größerer Bebauung gilt die Entwicklung an der Waldschmidtstraße. Versuche der Gegensteuerung bei aktuellen Bauvorhaben dort und im benachbarten Gebiet an der Neustätterstraße sind kürzlich am Starnberger Kreisbauamt gescheitert, was im Gemeinderat für erhebliche Verstimmung gesorgt hat. Paukenschlag aus Starnberg

Auch in den Tutzinger Ortsteilen werden solche Bau-Entwicklungen kritisch beobachtet. Bei der Bürgerversammlung am Montag erwähnte der Traubinger Peter Zapletal eine Tendenz zu größeren Bauten auf relativ kleinen Grundstücken an der Riedstraße. Er sieht darin eine Bauverdichtung, die wahrscheinlich kaum der einheimischen Bevölkerung zugute komme, sondern von Investoren und Spekulanten genutzt werde. Der Bürgermeisterin rief er zu: „Erhalten Sie die grüne Oase und das ursprüngliche Traubing!“

Heute stand im Bau- und Ortsplanungsausschuss des Gemeinderats ein solches Vorhaben auf der Tagesordnung. Den beantragten Neubau eines Doppelhauses an der Straße "Im Ried" bezeichnete das Bauamt als "eine Maximalversiegelung an dieser Stelle". Der Ausschuss hat dem Antrag einstimmig das gemeindliche Einvernehmen versagt.

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